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Die Gehorsame

Die Gehorsame

Titel: Die Gehorsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Weatherfield
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persönliche kleine Treppenszene.
    Und dann war ich in der Arbeit und vergaß alles, weil Chaos herrschte. Einer der zuverlässigsten Kuriere war krank geworden, ein anderer hatte gekündigt. Ich flitzte den ganzen Tag durch die Gegend, und als ich endlich die Chance hatte, um Urlaub zu bitten, erklärte man mir, man sei zu knapp an Leuten, und ich sei noch zu neu. Ich war enttäuscht und hatte auch ein bisschen Angst vor Jonathans Reaktion, mit Recht, wie sich herausstellen sollte. Er sagte zwar nicht viel dazu, aber an seinem Kinn zuckte ein Muskel, und seine Augen verfinsterten sich. Schließlich sagte er: »Es ist ja nicht deine Schuld«, was sich für mich jedoch anhörte wie: »Ich wünschte, es wäre deine Schuld, damit ich den letzten Funken Leben aus dir herausprügeln könnte.«
    Einen Grund, mich zu verprügeln, fand er natürlich sowieso. Das fiel ihm nicht so schwer, schließlich hatte er ja die Regeln aufgestellt. Und alles wurde sehr förmlich, sehr schwierig, fast so wie am Anfang.
    Dieses Mal jedoch war es nicht meine Unerfahrenheit, die die Probleme verursachte, sondern unsere Vereinbarung selbst: die emotionale Herausforderung zwischen dem wahren Leben und dem, was wir in Jonathans Arbeitszimmer taten. Ich nahm das ernst. Ich glaube, Jonathan hoffte, ich würde anbieten, meinen Job als Fahrradkurier zu kündigen, aber das hatte ich nicht vor, und fragen wollte er mich nicht. Deshalb war die folgende Woche nicht gerade lustig, bis Jonathan nach Chicago fuhr. Ich kam zu ihm nach Hause, wurde kritisiert und geschlagen, verbrachte viel Zeit mit schmerzhaften Klemmen an den Nippeln und wurde nur steif und schmerzhaft in den Arsch gefickt. Und ja, ich akzeptierte das alles. Wenn ihm danach gewesen wäre, hätte er es sicher anders gemacht, dachte ich stoisch.
    Allerdings war ich nicht darauf vorbereitet gewesen, wie geil ich wurde, nachdem er abgereist war. Ich hatte geplant, mich auszuruhen und viel zu lesen. Stattdessen schlief ich über den Büchern ein und erwachte mit der Hand an meiner Möse. Okay, dachte ich, so ist es eben, bald ist er ja wieder da. Aber ich war nicht mehr »erschöpft und durchgefickt«, und es fehlte mir. Und so begann ich mich umzusehen.
    Und ich fand Kevin. Eigentlich fand er mich. Er war mir schon seit ein paar Wochen aufgefallen, und wenn ich darüber nachgedacht hätte – was ich nicht getan hatte –, wäre mir klar geworden, dass er ständig in meiner Nähe herumlungerte, in der Lobby des Gebäudes, in das ich am häufigsten auslieferte. Er machte irgendwas an der Klimaanlage – er sagte mir, was genau er dort tat, aber ich habe es vergessen. Ich weiß nur noch, dass er Installateur war. Nun, seit ein paar Wochen hatte ich ihn also aus den Augenwinkeln bemerkt. Er trug zerrissene Overalls mit kunstvollen Rissen und Löchern und darunter bunte Skiunterwäsche. Er hatte blaue Augen und rosige Wangen, ein hübsches Jungengesicht, und unter seiner Baseballkappe ringelten sich blonde Locken hervor. Auch seine Schuhe fielen mir auf, staubige L’il-Abner-Arbeitsschuhe, die aussahen, als ob sie Metallkappen hätten. Vielleicht wurde ich durch Jonathan langsam zum Schuhfetischisten.
    Wenn man während der Arbeit bestimmte Wege regelmäßig geht, hängt man unbewusst davon ab, dass man bestimmte Leute sieht, Empfangsdamen, Obdachlose oder Blumenverkäufer. Kevin gehörte zu diesen Personen, die den Hintergrund meiner Arbeit bildeten. Im Vordergrund stand natürlich immer noch Jonathan.
    Aber plötzlich war Jonathan weg, und ich war geil und sah mir die Welt um mich herum endlich einmal genauer an. Gott, dachte ich eines Tages mitten in der ersten Woche, arbeitet der hübsche Junge mit der Baseballkappe eigentlich überhaupt jemals? Wieso steht er immer da herum, wenn ich hierherkomme? Oh. Na, brillant, Carrie, dachte ich. Nun gut. »Hi«, sagte ich. Auch das war ziemlich brillant.
    Aber bei ihm brauchte ich mich sowieso nicht besonders anzustrengen. Er fuhr im Aufzug mit mir nach oben, fragte mich nach meinem Namen und sagte mir seinen, während ich dachte, wie hübsch er sei und wie erstaunlich, dass ich ihm bisher so wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Jungs wie er hatten mich immer schon angetörnt – ich kam mir bei ihnen immer vor wie ein männermordender Vamp. Ich war ein bisschen enttäuscht, dass er den Aufzug nicht während der Fahrt anhielt – diese Bauarbeitertypen, die mit riesigen Schlüsselbunden durch die Gegend laufen, wissen doch alle, wie das geht, oder?

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