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Die Gehorsame

Die Gehorsame

Titel: Die Gehorsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Weatherfield
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Kate vorsichtig über den frisch gepflügten Acker ging, wobei es ihr irgendwie gelang, ihre Sandalen sauber zu halten. Aber berühren würde sie mich natürlich nicht, dachte ich. Dazu war ich viel zu dreckig und abstoßend. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich nichts lieber wollte, als dass sie mich berührte.
    Sie lächelte mich an, ein fast triumphierendes Lächeln, obwohl ihr Blick hart und forschend blieb. Und dann überraschte sie mich, indem sie nahe an mich herantrat und mir über die Brust streichelte.
    Sehr leise sagte sie: »Du hast dich sehr verbessert, Carrie. Selbst wenn du den kleinen Schlauch nicht gestohlen hast – und ich glaube nicht, dass du es warst –, brauchtest du diese Bestrafung. Und auch diese Woche. Die Welt ist viel größer als Jonathans kostbares kleines Arbeitszimmer, nicht wahr?«
    Ich nickte, Tränen in den Augen, während ein heißes Gefühl von meinen Brüsten bis zu meinen Knien schoss. Mehr als dass ich es verstand, spürte ich, was sie sagen wollte. Ein endloser Horizont von Schmerz und Herausforderung, nie gekannte extreme Erfahrungen eröffneten sich mir, wenn ich nur den Mut besaß, mich dorthin aufzumachen. Wenn ich es wirklich, wirklich wollte …
    Und das war alles. Sir Harold und Stephanie kamen zurück, der Korbwagen von Stephanie voller Blumen. Kate ging wieder zurück zu ihnen auf den Weg, und sie wandten sich zu den Ställen. Den Rest des Tages pflügte ich wie benommen weiter und bemerkte kaum den kleinen Mercedes, der etwa eine Stunde später die Farm verließ, weil ich den Blick fest auf den hellen Himmel gerichtet hatte, über den in der Ferne Falken ihre Kreise zogen.
    An jenem Abend brachten sie mich wieder zurück zum Stall, wuschen mich und legten mich schlafen. Die nächsten beiden Tage verliefen ereignislos. Die Ponyroutine war einfach und anstrengend, und ich war offen und geschmeidig, wann immer jemand in den Stall kam, um mich zu gebrauchen. Ich sah Sir Harold an, dass es ihn überraschte, wie gut ich mich machte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ich meinen Intellekt so leicht überwinden konnte. Er verstand jedoch nicht, dass meine merkwürdige Situation mich einfach überwältigt hatte. Ich hätte nur zu gerne meine Umgebung vergessen und darüber meditiert, was eigentlich mit mir geschah, aber es war alles zu viel für mich, deshalb ließ ich den Dingen einfach ihren Lauf. Mittlerweile hatte ich schon beinahe das Gefühl, nie mehr irgendwo anders als in einem Stall zu leben.
    Außerdem, so wurde mir plötzlich klar, als ich Jonathan mit Sir Harold den Weg entlangkommen sah, war es Jonathan gewesen, der so viel Wert auf meinen Verstand gelegt hatte. Ich hatte mich nie ganz in die Fantasie ergeben können – er war kein Master, den ich so verehrte wie Cathy Madame oder Stephanie Kate. Bei ihm war alles mit ironischen Anführungszeichen versehen. Er war nicht nur Master, sondern auch Jonathan – neurotisch, zwanghaft, ein Kontrollfreak mit einem fordernden Beruf. Wir hatten die ganze Zeit über ein Doppelspiel gespielt, und jetzt, wurde mir auf einmal klar, war der Moment gekommen, wo Wile E. Coyote herunterblickt und feststellt, dass sowohl er als auch Roadrunner mitten in der Luft stehen, hoch über dem Boden.
    Er kam auf mich zu, und ich überlegte, was an ihm mir fehlen würde. Nicht sein Befehlston und auch nicht seine Beruhigung – nein, das würde ich überall finden, ganz gleich, wohin mich dieses Abenteuer brachte. Nein, was mir fehlen würde, waren die kleinen Dinge: hochgezogene Augenbrauen oder eine ironische Grimasse, die Haare auf seinem Bauch, die Knochen an seinem Handgelenk. Und Gesten, vor allem die defensiven Gesten, wenn ich ihn als zu alt oder unhip entlarvt hatte. Und mir würden diese versteckten Neckereien fehlen, mit denen wir einander in dem Menuett, das wir in all den Monaten getanzt hatten, aufgezogen hatten. Im Grunde genommen hatten wir lediglich unsere Fantasien geteilt. Selbst wenn ich mir oft wie im freien Fall vorgekommen war, in gewisser Weise waren wir Kollaborateure gewesen. Und als Kollaborateur war ich mir ja auch vorgekommen, als er mich das erste Mal zum Friseur geschickt hatte. Ach du liebe Güte.
    Er und Sir Harold standen jetzt vor mir. Sir Harold fragte ihn gerade, ob er den langen oder kurzen Weg fahren wollte und ob er mich selbst anschirren wollte. Irgendwie schockierte mich das. Mir war nicht klar gewesen, dass er mich fahren würde. Nun, natürlich, antwortete ich mir selbst, er würde doch

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