Die Gehorsame
Zuerst musste man sich vor einer Jury präsentieren. Meine Jury bestand aus drei Männern und einer Frau, einer erfahrenen Gruppe, die schon so gut wie alles gesehen hatte. Sie wirkten genauso sachlich wie Kate Clarke und hatten absolut keinen Humor. Als ich mich vor ihnen auszog und meine Sachen einem Zimmermädchen reichte, das sie an Jonathan weitergab, zitterten mir die Hände.
Die Prüfungen dauerten drei bis fünf Tage – erst wenn sie es einem sagten, wusste man, ob man fertig war. Sie saßen an einem großen Tisch in einer absolut unglaublichen Wohnung in einem Gebäude aus dem achtzehnten Jahrhundert. Nach den vergangenen vierundzwanzig Stunden kam ich mir vor, als wäre ich aus einer Schwarzweißfotografie von Kansas in ein Technicolor-Oz geraten. Antike französische Möbel, Spiegel, Gemälde, Parkettboden, auf dem ich, naturellement, die meiste Zeit verbringen würde, während Jonathan auf einem der seidengepolsterten Stühle saß, zuschaute und rauchte. Ich kam mir wieder vor wie ein Welpe, und meine Fantasien darüber, wie cool ich mich verhalten würde, schienen Millionen Jahre entfernt zu sein. Es war wie die Ponyfarm, sagte ich mir – du musst nur aufpassen und dich so konzentrieren, dass du dich in all diesen Empfindungen verlierst. Ich entspannte mich und stellte fest, dass ich die Tränen länger zurückhalten konnte, wenn ich mich auf ihre wundervoll beherrschten Stimmen und ihre vorsichtige Grausamkeit konzentrierte. Sie fanden mich wohl grob und ein bisschen trivial, aber ich fand sie hinreißend.
Tag eins begann mit einer sehr chic angezogenen Frau in den Vierzigern, die mich fest an einem Nippel packte und zu mir sagte: »Während dieser Prüfungen werden wir dich alle benutzen, aber zuerst wollen wir wissen, wie gehorsam du bist und wie viel Selbstdisziplin du besitzt. Du bist daran gewöhnt, gefesselt zu sein?«
»Ja, Madame Roget«, sagte ich.
Sie lachten alle ein bisschen und erklärten mir, dass sie für die Prüfung nichts davon hielten. »Wir möchten auf keinen Fall das Holz in diesem schönen Raum mit kleinen Haken verunstalten. Du wirst alles tun, was wir befehlen, und wenn du geschlagen wirst, wirst du es in perfekter Haltung ertragen, ohne Halsband oder Manschetten, ohne dass du gefesselt bist.
Ich schluckte. »Ja, Madame Roget«, stimmte ich zu, obwohl mich der Gedanke erschreckte, ungefesselt ausgepeitscht zu werden. Schade, dass ich nicht die Ketten an ihrem Chanel-Kostüm zweckentfremden konnte.
Quel jour. Ich hatte keine Ahnung, ob ich es wirklich schaffen würde, und ich war ganz bestimmt nicht perfekt. Zweimal oder vielleicht auch öfter flogen meine Hände zu meinen Brüsten, um sie zu schützen. Das war zumindest eins der »technischen« Probleme, an die Jonathan nicht gedacht hatte. Er liebte es ja, überall im Haus Haken und Kettenzüge anzubringen, und er hatte sich wohl nicht vorstellen können, dass es bei anderen Leuten anders sein könnte. Ich glaube, ich überstand die Situation hauptsächlich deswegen, weil ich so sauer auf ihn war, dass er nicht daran gedacht hatte. Vielen Dank, Trainer, dachte ich jedes Mal, wenn ich aus den Augenwinkeln sah, wie er auf seinem Stuhl hockte.
Der Tag endete sehr abrupt, zumindest meinem Gefühl nach. Ich lag mitten im Raum auf den Knien und hatte der Jury gerade mit klarer Stimme dafür gedankt, dass sie meine Brüste und Oberschenkel ausgepeitscht hatten (oh, und auf Französisch – am Nachmittag sprachen wir französisch). Sie hielten allerdings keine Karten mit Zahlen nach meiner Darbietung hoch. Sie achteten kaum auf mich. Madame Roget wandte sich an Jonathan und sagte knapp: »Bringen Sie sie morgen um zehn, dann machen wir weiter.«
»Danke, Madame«, erwiderte Jonathan und sprang auf, um mir zu helfen. »Das mache ich. Vielen Dank Ihnen allen.« Er redete so wie der wohlerzogene Junge, der er früher einmal gewesen war. Und mir wurde klar, dass für ihn – und vielleicht auch für mich – ein Teil des Vergnügens darin bestand, dass er an der Prüfung teilnehmen durfte.
Als wir in unser Hotelzimmer kamen, packte er mich, drückte mich, ganz untypisch für ihn, sofort aufs Bett, schob meinen Rock hoch und begann mich zu ficken. Meine Schuhe flogen durch die Gegend, einer der Strumpfgürtel löste sich mit einem Ruck, und sein Reißverschluss drückte sich gegen meine Möse. Es war albern, ungeschickt und fühlte sich unbehaglich an, aber ich verstand ihn. Auch ich brauchte das jetzt. Der lange, geile Tag der
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