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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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alten Ding hängst! Die Langwellen sind nicht zu
    empfangen, und das, was man hört, versteht man nicht.
    Ich glaube, du hast dich schön reinlegen lassen, mein
    Junge.«
    Während seiner Genesung lauschte David stunden-
    lang voller Entzücken dem Knarren aus seinem Scan-
    ner. Polizei, Krankenwagen, Taxis, Telefongespräche,
    Krankenhäuser - nichts entging ihm. Nach mehr als
    zwei Monaten war sein Dossier mit den benutzten Fre-
    quenzen und den verschiedenen Codewörtern kom-
    plett. Und vier Wochen später, in einer Nacht von
    Samstag auf Sonntag, schlich er sich aus der Wohnung.
    Voller Neugierde lief er zum Boulevard Diderot, der
    nicht weit von seinem Zuhause entfernt lag und wo sich
    ein tödlicher Verkehrsunfall ereignet hatte. Die Polizei
    war schon an der Unfallstelle, doch der Ambulanzwa-
    gen kam erst nach David.
    Zu jener Zeit bedurfte es noch komplizierter Geneh-
    migungen, um Organtransplantationen vornehmen zu
    dürfen.
    David wußte ganz genau, was es mit dem Tod auf
    sich hatte, und er hatte sogar richtig Angst davor; doch
    in jener Nacht sah er zum ersten Mal einen richtigen To-
    ten. Der Mann lag gekrümmt im Rinnstein. Die einzige
    sichtbare Verletzung war eine Platzwunde an der linken
    Schläfe, die ein wenig blutete. Seine Frau kniete neben
    ihm. Sie stieß eigenartige Schreie aus, wie ein verletzter Hund. David war fest davon überzeugt, daß der Mann
    erneut aufwachen und aufstehen würde, so als sei
    überhaupt nichts geschehen. Der Autofahrer, der ihn
    überfahren hatte, stand etwas abseits und diskutierte
    mit einem Polizeibeamten. Er flüsterte, so als befürchte
    er, jemand könnte hören, was er sagte.
    Der Krankenwagen traf wenige Minuten später an
    der Unfallstelle ein, genau in dem Moment, als David
    endlich begriff, daß der Mann tatsächlich tot war. Selt-
    samerweise stellte das Kind zwischen der Verspätung
    des Krankenwagens und dem Tod des Fußgängers ei-
    nen Zusammenhang her. Diese Zeitspanne sah er als
    unerträgliche Ungerechtigkeit an, und so beschloß er,
    der schnellste Sanitäter auf der ganzen Welt zu wer-
    den.
    Als er nach Hause kam, erwartete seine Mutter ihn im
    Treppenhaus. Er bekam eine gehörige Tracht Prügel,
    sein Scanner wurde erneut beschlagnahmt und er
    mußte für ein Trimester zu Tante Eva ins Internat.
    Eine schlimmere Strafe konnte es für David nicht ge-
    ben.
    Ein nervöses Zucken bewegte die schlaffen Wangen von
    Steve Odds.
    »Was haben Sie vor?«
    »Das geht nur mich etwas an«, antwortete Milan
    schroff. »Ich benötige nur Ihre Zustimmung. Ich will,
    daß Toland neben mir in meinem Wagen sitzt.«
    Odds zwickte sich an der Nase.
    »Einverstanden, aber . . . «
    Milan versetzte ihm einen kräftigen Fausthieb in die
    Rippen.
    »Dann ist alles in Butter, Chef!« Er freute sich. »Ich
    werde mich der Sache annehmen.«
    Der Sammler ging bereits auf den Fernschreiber zu,
    als Odds ihn noch einmal ansprach.
    »Milan!«
    Griesgrämig drehte Milan sich um.
    »Was gibt's denn noch?«
    »Ich will keinen Ärger, Milan. Ich will auch gar nicht
    wissen, wie Sie es anstellen wollen, daß Toland zu uns
    kommt, aber wenn Ihr Vorgehen der Gewerkschaft
    schadet, bin ich meinen Job los. Und dann bekommen
    Sie es mit den Leuten aus New York zu tun. Und diesen
    Leuten, das können Sie mir glauben, sind Sie nicht ge-
    wachsen.«
    Milan lachte nur hysterisch. Das Telefon läutete.
    Odds hob ab.
    »Ja?«
    »Ich will mit Milan sprechen.«
    Odds hielt dem Sammler den Hörer hin.
    »Es ist für Sie.«
    Milan ergriff den Hörer und gab Odds zu verstehen,
    daß er bei dem Gespräch unerwünscht war.
    »Bist du es, Mirko?«
    »Ja.«
    »Wir haben was für dich. Du mußt sofort herkom-
    men.«
    Eine steife Haarsträhne hing Milan ins Gesicht. Die
    Knöchel seiner Finger am Hörer wurden ganz blaß.
    »Sofort? Was heißt das?«
    »Stefan spielt verrückt. Er schlägt in seinem Zimmer
    alles kurz und klein! Und Ma ist nicht da. Du mußt
    kommen, Mirko!«
    »Ich komme«, sagte Milan und legte den Hörer auf.
    Er stieß Odds zur Seite, rannte durch das Zimmer
    und streifte seine schwarzviolette Jacke über.
    »Milan?«
    Nervös zog der Sammler die breiten Reißverschlüsse
    des Overalls hoch.
    »Ich weiß nicht, was Sie und Ihre Brüder so alles trei-
    ben, Milan, aber es gefällt mir nicht. Die Z.S.A. ist
    kein ...«
    »Halt den Mund!« brummte Milan leise.
    Odds schreckte zusammen. Sein Gesicht wurde feu-
    errot. Noch nie hatte ein Sammler es gewagt, so mit ihm
    zu

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