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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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sprechen.
    »Ich ... ich ...«
    Wütend zeigte Milan mit dem Finger auf ihn.
    »Sie, Sie begnügen sich gefälligst damit, das Geld zu
    kassieren! Und wenn Sie noch ein einziges Mal auf
    meine Brüder zu sprechen kommen, kratze ich Ihnen
    die Augen aus und verkaufe sie dem Muselmanischen
    Hospital!«
    Mit aller Wucht schlug Milan die Tür hinter sich zu.
    Odds blieb allein im Versammlungsraum zurück. Sein
    Blick glitt über die Bildschirme. Er kannte die Regeln der Internationalen Z.S.A., die offiziöse Order des Vorstands: sich durchsetzen, ohne sich dabei unbeliebt zu
    machen. Die Konkurrenz der Unabhängigen hatte ihn
    gezwungen, die in der Charta festgelegten Vorschriften
    zu übertreten, was ihm jedoch keineswegs Kopfzerbre-
    chen bereitete. Er hatte Leute einstellen müssen, die
    keinen Wert auf gepflegte Arbeit legten, sondern nur
    möglichst schnell zu Geld kommen wollten, und bei
    denen er sich kaum oder überhaupt nicht durchsetzen
    konnte. Auch wußte er ganz genau, daß Typen wie
    Milan unmittelbar in zahlreiche unsaubere Geschichten
    rund um die Z.S.A. verwickelt waren. Er hatte keine
    Möglichkeit, sie daran zu hindern, und war sich be-
    wußt, daß das alles ein böses Ende nehmen würde.
    Odds steckte sich eine Zigarre zwischen die Lippen.
    Dann trat er ans Empfangsgerät und nahm Verbindung
    zu seinen Sammlern auf. Durch die Lautsprecher
    dröhnte eine aufgeregte Stimme:
    »Wir kommen nicht auf die Schnellstraßen! Die Zu-
    fahrtsstraßen sind total verstopft. Und einer dieser ver-
    dammten Unabhängigen reißt sich alles unter den Na-
    gel.«
    Odds schaltete ab.
    »Lauter Idioten ...«
    David war zu einem der besten Krankenwagenfahrer
    des Nordsektors geworden, als - nach heißen Diskus-
    sionen und einem Referendum, das für manche Aufre-
    gung sorgte - die neuen Gesetze über Organhandel
    verabschiedet wurden. In den USA, der BRD sowie in
    den meisten skandinavischen Ländern gab es ähnliche
    Verbände wie die Z.S.A. bereits seit fast fünf Jahren.
    Von administrativer Seite wurde es nun äußerst schwie-
    rig, die Organentnahme im Fall eines Unfalltodes zu
    verweigern. Ferner waren die Werbekampagnen derart
    gut organisiert, daß alle, die bislang hartnäckig darauf
    bestanden hatten, unangetastet zu verwesen, von star-
    ken Schuldgefühlen geplagt wurden. Die Zahl jener re-
    ligiösen Sekten, die für eine Unversehrtheit des
    menschlichen Körpers eintraten, nahm zu; aber sie fan-
    den nur wenig Echo, so daß die Schmährufe der Ver-
    leumder mit der Zeit deutlich leiser wurden und
    schließlich gänzlich verstummten. Die Kollekte wurde
    zur Sitte. Und David machte sie zu seinem Beruf.
    Das letzte Teilstück der Umgehungsstraße sowie die
    Kreuzung und sämtliche Zufahrtsstraßen waren ver-
    stopft, vollständig lahmgelegt. Die Krankenwagen hat-
    ten große Schwierigkeiten, zur Unfallstelle vorzudrin-
    gen. Ein Detail, das David genauestens miteinkalkuliert
    hatte. Bevor seine Konkurrenten die ersten Wracks er-
    reicht hätten, wäre er mit seiner Arbeit schon längst fer-
    tig-
    Er entnahm einer Mischlingsfrau die Nieren und die
    Gebärmutter, richtete sich auf und entledigte sich un-
    geduldig seiner Handschuhe.
    »Wie weit sind wir?« fragte er mit müder Stimme.
    »Es fehlt uns immer noch eine Leber der Blutgruppe
    AB negativ«, erklärte Roussel. »Aber der Cherokee ist
    bereits bis obenhin voll.«
    Sanft massierte sich David die Schläfen und schaute
    zu dem jungen Mann mit der roten Plakette hinüber,
    der etwa zwanzig Meter weit entfernt lag.
    »Baylor würde uns eine Menge Geld für eine solche
    Leber bezahlen«, beharrte Roussel zögernd. »Die Geier
    der Z.S.A. werden keinerlei Hemmungen zeigen.«
    Wütend sah David ihn an.
    »Schon gut«, brummte Roussel, »vergiß es!«
    Der schrille Schrei einer Frau ließ sie aufhorchen. Die
    Frau taumelte zwischen den Wagen hin und her. Sie
    sah ganz verstört aus und hielt einen kleinen Jungen im
    Arm. Die offizielle Uniform der Sammler hatte sie her-
    beigelockt. Zuerst ging sie auf David zu, aber dann
    überlegte sie es sich doch anders, wich zurück und
    drückte das Kind noch fester an sich.
    »Rührt ihn nicht an! Ihr Schweinehunde! Dreckskerle!
    Ihr werdet meinen Sohn nicht bekommen!«
    Toland kannte diese Art von Reaktion sehr gut. Die
    Frau stand unter Schock. Sie würde immer lauter
    schreien und dann die Wut der versammelten Menge,
    die Davids wahre Absichten falsch verstand, immer
    größer werden lassen. Das war in solchen

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