Die Geier
könn-
test. Hat nie Ladehemmungen und legt mit einem
Schlag ein ganzes Polizeikommando um.«
Der Geier spuckte von neuem.
»Verdammt, worauf warten die bloß?« fluchte er. »Ich
habe keine Lust, die ganze Nacht hier zu hocken!«
Die beiden Sammler schauten zum Dach der Bot-
schaft, auf dem soeben ein Mitglied des Kommandos in
Begleitung einer blonden Frau auftauchte.
Ein Scheinwerfer ging an und wurde auf das Paar ge-
richtet.
»Schaltet diesen verfluchten Scheinwerfer aus, ihr
Idioten!« schrie ein Unteroffizier rechts von den Geiern.
Der Scheinwerfer erlosch wieder. Der Terrorist schien
auf die Frau einzuschlagen. Aus dieser Entfernung und
in der Dunkelheit war nicht genau zu erkennen, was er
vorhatte.
»Er wird sie runterwerfen ...«, flüsterte Milan hoff-
nungsvoll.
David zuckte zusammen und schaute seinen Kollegen
an. Er traute den Sammlern der Z.S.A. einiges zu, doch
daß sie so weit gehen würden ...
Milan bemerkte Tolands überraschten Blick.
»Was schaust du mich so an?« knurrte er.
Erst in dem Moment, als der junge Polizist auf den
Fersen zu ihnen gekrochen kam, schaute David wieder
weg.
»Was ist los?« fragte Milan.
»Sie geben auf«, erklärte der Polizist. »Drei Minibusse
werden sie nach Roissy fahren.«
Milan runzelte die Stirn. Ein Lichtstrahl fiel auf die
goldenen Schulterbesätze seiner Lederuniform.
»Habt ihr auf der Fahrt dorthin irgend etwas ge-
plant?«
»Nein.«
»Im Flugzeug?«
Der junge Polizist schüttelte den Kopf.
»Nein. Nichts. Wir lassen sie abhauen. Von nun an
haben wir nichts mehr mit der Sache zu tun.«
Milan schien wütend zu sein.
»Was soll dieser Quatsch? Die Idioten haben schließ-
lich drei Polizisten umgebracht.«
Der Polizist zuckte mit den Schultern.
'»Ich gebe nicht die Befehle«, antwortete er nur.
»Scheiße!« fluchte der Geier mit zusammengebisse-
nen Zähnen.
Er deutete auf das Paar auf dem Dach des Botschafts-
gebäudes.
»Und der da oben treibt's mit dem Mädchen? Was soll
das bloß?«
Halb spöttisch, halb verbittert verzog der junge Poli-
zist den Mund.
»Er opfert sich für die anderen. Wenn das Flugzeug
gestartet ist, läßt er das Mädchen frei und ergibt sich. Es sei denn ...«
Er beendete seinen Satz nicht. Was auch nicht nötig
war. Milan beobachtete die Silhouette des Paares, die
sich gegen den Sternenlosen Himmel abhob.
»Sind die Minibusse bereits eingetroffen?« murmelte
er.
»In wenigen Minuten werden sie hier sein.«
Milan richtete sich etwas auf und legte Toland eine
Hand auf die Schulter.
»Wart hier auf mich!« befahl er, bevor er im nahen
Dickicht verschwand.
Toland blieb mit dem jungen Polizisten zurück. Es
schien zu einem Waffenstillstand gekommen zu sein.
Die Nervosität hatte sich gelegt. Die Ruhe vor dem
Sturm?
»Diese Kerle sind echte Soldaten«, flüsterte der Poli-
zist. »Und sie wissen verdammt gut, was Krieg ist. Mir
ist es lieber, wenn sie verduften. Ich hab derart Angst,
daß ich mir nicht einmal mehr den Hintern abwischen
könnte ...«
Fiünfundzwanzigstes Kapitel
In der Villa herrschte eine bedrückende Atmosphäre.
Eine Stimmung wie nach einer Katastrophe, eine Atmo-
sphäre der Zerstörung und Verzweiflung, wo nur noch
die schrillen Schreie weinender Frauen fehlten. Die In-
spektoren der Kriminalpolizei hatten es kategorisch un-
tersagt, daß das Wohnzimmer und die Bar aufgeräumt
und gereinigt wurden. Woraufhin Jimmy O'Neal ganz
einfach beschlossen hatte, den Zutritt zu diesem Teil
des Hauses zu verbieten; er verschloß sämtliche Türen
und nahm die Schlüssel an sich.
Im Nu verwandelte das Personal Pamelas Schlafzim-
mer in eine Intensivstation. Die Milliardärsgattin schien
eingeschlafen zu sein, nachdem sie um mehrere Gläser
Wasser gebeten und diese sogleich wieder erbrochen
hatte. Mark Zorskis Können hatte den Tod nur für eine
Weile verdrängt, nun setzte er seine Krallen erneut im
Herzen der jungen Frau fest. Und diesmal würde sogar
der geniale Zorski dem Ausmaß des Übels machtlos ge-
genüberstehen. Eine neue Herzklappe könnte er nicht
einsetzen, da das Herzgewebe zu sehr beschädigt war.
Die Diagnose war klar und eindeutig. Noch einige
Stunden, vielleicht einige Tage lang würde Pamela mit
dem Tod kämpfen, vorausgesetzt, man griff auf harn-
treibende Mittel zurück, um die Giftstoffe, die sich be-
reits in ihrem Körper angesammelt hatten, zu neutrali-
sieren, und setzte Aderpressen an ihre Glieder, um
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