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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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unerschütterliche Skulptur. Als
    Kenner der menschlichen Anatomie war Zorski sogleich
    aufgefallen, daß es an Sirchos keinerlei Rundungen gab.
    Sein Gesicht und sein Körper, von den unwahrschein-
    lich stark vortretenden Backenknochen bis zu den lan-
    gen schmalen Fingern - alles war eckig und kantig.
    Seine Haut glänzte in bläulichen Farben. Seine offen-
    sichtliche Geschmeidigkeit verhinderte nicht eine tadel-
    lose, unerbittlich gerade Körperhaltung. Keine seiner
    Bewegungen wirkte willkürlich oder zögernd. Seine er-
    staunlich tiefe Stimme unterstrich die Kälte, die er aus-
    strahlte.
    Am Telefon hatte Sirchos nur einen Vorschlag ge-
    macht. Einen einzigen. Im Falle einer erfolgreich durch-
    geführten Operation würde er Zorski sämtliche Kredite
    gewähren, die dieser für seine Hospitäler und seine For-
    schungsarbeit benötigte, ohne quantitative oder zeitli-
    che Begrenzung. Keiner von beiden hatte von einem
    möglichen Mißerfolg gesprochen.
    Soeben hatte Zorski die teuerste Operation in der Ge-
    schichte der Medizin abgeschlossen.
    »Wie geht es ihr?« fragte der Milliardär.
    Zorski begriff sofort, daß er diesem Mann keine der
    üblichen Antworten geben konnte wie: >Die Operation
    ist gelungen. Ihrer Frau geht es den Umständen ent-
    sprechend gut .. .< Solche Antworten würde Alexander
    Sirchos nicht akzeptieren.
    Zorski holte tief Luft und seufzte eher, als daß er klar
    und deutlich sprach.
    »Nicht besonders gut, fürchte ich. Ich wußte nicht,
    daß Pamelas Herz so sehr in Mitleidenschaft gezogen
    war. Und ich kann Ihnen nicht versprechen, daß diese
    neue Klappe länger halten wird als die vorherigen. Das
    Gewebe ist zum Teil abgestorben. Es ist zweifellos nicht
    mehr in der Lage, den Druck eines normalen Herzens
    auszuhalten. Ich habe eine Abzweigung vorgenommen,
    um das Gewebe um die Herzklappe zu entlasten. Sie
    müssen verstehen, daß dieses Herz, das viel zu lange
    mit weniger als fünfzig Prozent seiner Leistungsfähig-
    keit funktioniert hat, nun nicht mehr in der Lage ist,
    eine hundertprozentige Leistung zu bringen.«
    Sirchos wirkte verkrampft, seltsam nervös. Pamela
    war unbestreitbar sein schwacher Punkt. Der Milliardär
    hätte alles darum gegeben, sie vor dem Tod zu retten,
    und mit seiner Ohnmacht konnte er sich nur schwerlich
    abfinden.
    »Wie stehen die Aussichten auf Erfolg?« fragte er
    ziemlich gefühllos.
    Zorski zuckte mit den Schultern.
    »Schwer zu sagen, Mister Sirchos. Das hängt von so
    vielen Einzelheiten ab. Die neue Klappe kann fünf Tage
    oder zehn Jahre lang funktionieren. Was mir eher Sor-
    gen bereitet, ist das Herz. Es kann jeden Augenblick
    aufhören zu schlagen.«
    Als Zorski sah, wie Sirchos völlig reglos dastand, war
    ihm klar, daß er ihm nicht ständig nur mit schlechten
    Nachrichten kommen durfte.
    »Sie müssen gut auf Pamela aufpassen«, sagte er mit
    ruhiger Stimme. »Sie muß ständig unter ärztlicher Kon-
    trolle sein, und Sie müssen sie vor jeder Anstrengung
    oder Aufregung schützen, die ihren Herzschlag be-
    schleunigen könnte. Unter diesen Bedingungen und
    mit der entsprechenden chemotherapeutischen Be-
    handlung kann Pamela noch so lange leben, bis ...«
    Er zögerte kurz.
    »Wie lange?« ermutigte ihn der Milliardär.
    »Bis wir eine ihrem Problem tatsächlich entspre-
    chende Lösung gefunden haben.«
    Er räusperte sich.
    »Es hat keinen Sinn, Ihnen etwas vorzumachen, Mi-
    ster Sirchos. Eine vierte Herzklappe können wir ihr
    nicht einsetzen. Ich habe Ihrer Frau nicht das Leben ge-
    rettet, sondern es nur verlängert. Ich habe ihren Tod
    nur etwas weiter hinausgezögert, mehr nicht, und ich
    will für meine Arbeit auch gar nicht bezahlt wer-
    den.«
    Der Blick des Milliardärs verriet ihm, daß ihm nun
    auch der schwierigste Teil der Operation gelungen war.
    Denn soeben hatte er Alexander Sirchos' vollstes Ver-
    trauen gewonnen und war somit zum mächtigsten
    Mann der Welt geworden.
    Wie David vermutet hatte, kaufte die Lilien-Klinik ih-
    nen - nach einer kurzen, aber unangenehmen Diskus-
    sion über die von der Gewerkschaft festgesetzten neuen
    Tarife - die Gebärmutter ab. Anscheinend war Steve
    Odds nach einer neuen Taktik vorgegangen, um sich
    auch mit den letzten Krankenhäusern zu verbünden,
    die nach wie vor vorurteilslos mit den Unabhängigen
    zusammenarbeiteten: Er verkaufte zu drastisch gesenk-
    ten Preisen. Seit einigen Tagen gaben die Z.S.A.-Geier
    ihr Material zu regelrechten Schleuderpreisen ab, um
    jegliche

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