Die Geier
Ledersesseln und einem supermodernen
Schreibtisch ausgestattet. Sechs verschiedenfarbige Te-
lefonapparate, zwei Fernschreiber, ein Computer und
eine grell orangefarbene Kaffeemaschine waren einige
Stunden zuvor bereits aufgestellt worden. In einem Ne-
benzimmer wurden zwei Sekretärinnen untergebracht,
die dem Milliardär jederzeit zur Verfügung standen.
»Ich habe sie zurückhalten müssen«, entschuldigte
sich Sirchos und trat einen Schritt zur Seite, um Mark
Zorski vorbeizulassen. »Sonst hätten sie sogar noch ei-
nen Teppichboden gelegt.«
Zorski wußte es zu schätzen, mit welcher Eleganz Sir-
chos es verstand, seinen Gesprächspartnern ihre Befan-
genheit zu nehmen. Der Milliardär bot dem Chirurgen
einen Sessel an und nahm selbst hinter seinem Schreib-
tisch Platz. Unverzüglich setzte er sich über die Direkt-
leitung mit dem Direktor der Bank of Florida in Verbin-
dung und bat ihn, ein Konto auf Mark Zorskis Namen
zu eröffnen. Der Chirurg wurde von einem seltsamen
Schwindelgefühl erfaßt. Einen Moment lang betrachtete
er die Kaffeemaschine, die so gar nicht in diesen Raum
paßte. Sirchos legte wieder auf.
»Von diesem Konto können Sie jede beliebige Summe
abheben, die Sie benötigen«, erklärte Sirchos. »Über
Ihre Ausgaben brauchen Sie mir in keinster Weise Re-
chenschaft abzulegen.«
Eine Zeitlang saß Sirchos schweigend da. Dann nahm
er eine Zigarre aus einem Kistchen und rollte sie unend-
lich lange zwischen den Fingern, ohne, wie es schien,
tatsächlich die Absicht zu haben, sie zu rauchen.
»Allerdings nehme ich Ihre Weigerung, bezahlt zu
werden, zur Kenntnis, Monsieur Zorski«, sagte der Mil-
liardär mit einem milden Lächeln, »und füge meinem
ersten Vorschlag eine neue Bedingung hinzu. Mein
ganzer Reichtum steht Ihnen zur Verfügung ...«
Ein kurzes ausdrückliches Schweigen, bevor er hin-
zufügte:
»... solange Pamela lebt.«
Zorski war froh, daß er sich hingesetzt hatte. Er
suchte nach einer passenden Antwort, fand jedoch
nicht die richtigen Worte.
»Ich weiß, daß Ihre Forschungsarbeiten Ihnen sehr
viel bedeuten und Sie ihnen enorm viel Zeit widmen«,
fuhr Sirchos fort. »Daher werde ich Sie auch nicht bit-
ten, Pamelas medizinische Betreuung, zu der Sie mir ge-
raten haben, selbst zu übernehmen. Können Sie mir ei-
nen guten Arzt empfehlen?«
Zorski hatte Lust auf einen doppelten Bourbon.
»Warum nicht Hugo Russel?« schlug er vor. »Er ist
ein ausgezeichneter Chirurg.«
Sirchos schien von diesem Vorschlag nicht allzu be-
geistert zu sein und verzog ein wenig den Mund.
»Er ist bereits zweimal gescheitert«, brummte er.
Zorski schüttelte den Kopf.
»Es geht nicht darum, daß Russel Ihre Frau ein weite-
res Mal operieren soll, Monsieur Sirchos«, antwortete
der Chirurg. »In Anbetracht der Verhältnisse und der
Bedingungen unserer neuen Vereinbarung bin ich unter
keinen Umständen bereit, einem anderen die Verant-
wortung zu überlassen. Ich nehme an, daß Sie genau
das erreichen wollten. Aber wenn es darum geht, einen
Arzt zu finden, der Pamelas Genesung und Betreuung
überwachen und mich bei etwaigen Problemen sogleich
benachrichtigen soll, dann ist Russel genau der richtige
Mann. Und was Pamela angeht, so hat Russel noch ei-
nen zusätzlichen Vorteil.«
»Wieso?«
»Weil er schreckliche Angst vor Ihnen hat, Monsieur
Sirchos.«
Der Milliardär lächelte. Zwei winzige Grübchen zeig-
ten sich auf seinen Wangen.
»Und Sie? Haben Sie keine Angst vor mir?«
Zorski runzelte die Stirn.
»Doch«, gab er zu. »Aber sobald ich den Operations-
saal betrete, vergesse ich, wen ich da eigentlich operie-
ren soll.«
Sirchos beugte sich leicht nach vorn.
»Wollen Sie damit sagen, daß Sie vorhin keine Se-
kunde lang daran gedacht haben, daß Sie Pamela Sir-
chos operierten?« fragte er mit einem Mal ganz interes-
siert.
»Nicht eine Sekunde lang«, antwortete Zorski.
Sirchos erhob sich und trat an die Kaffeemaschine.
»Ich glaube, Sie sind die beste Geldanlage, zu der ich
mich jemals entschlossen habe, Doktor Zorski«, mur-
melte er. »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
»Nein, danke. Aber wenn Sie mir einen doppelten
Bourbon mit sehr viel Eis anbieten könnten . . . «
Sirchos lachte laut und ehrlich. Zorski war völlig ent-
spannt. Mein Gott, dieser Mann war also doch ein
Mensch!
Langsam fuhr der Cherokee nach Pre-Saint-Gervais.
Der Computer gab keine Meldungen aus Bercy mehr
durch.
»Okay«, seufzte
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