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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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benutzt wird ...«
    Als er die Verwirrung des Chirurgen sah, fügte er la-
    chend hinzu:
    »Aber ich fürchte, ich habe diese Fähigkeiten fast
    ganz verloren. Heute könnte ich die Texte aus meiner
    Jugendzeit nicht mehr entziffern. Meine literarischen
    Anfänge sind also nicht mehr nachvollziehbar.«
    »Besitzen Sie diese Tagebücher nicht mehr?«
    »Pamela hat sie sorgfältig aufbewahrt«, sagte Sirchos
    und schenkte sich die zehnte Tasse Kaffee dieses
    Abends ein. »Sie hat sie in einen Safe gesperrt wie
    wertvolle Reliquien. Ich weiß nicht warum. Oft schon
    habe ich sie wegen dieser Manie ausgelacht. Denn - ich
    sage es Ihnen noch einmal - selbst die größten Speziali-
    sten des CIA und des KGB könnten nicht mehr als ein
    Viertel davon entziffern.«
    Zorski genehmigte sich einen Schluck Bourbon. Ein
    Eiswürfel knirschte ihm zwischen den Zähnen. Er
    schaute erneut auf den Bildschirm.
    »Aber diesen Code entziffern Sie problemlos?« fragte
    er.
    Zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Unterhaltung
    schien das Thema des Gesprächs Sirchos zu verstim-
    men. Er trat an den Monitor und legte eine Hand auf
    das Gerät.
    »Es ist ein Spiel, Doktor Zorski. Ein Spiel weltweiter
    Strategie. Ich glaube zu wissen, daß auch Sie manchmal
    spielen, oder irre ich mich?«
    Zorski rutschte auf seinem Sessel hin und her und
    starrte in sein Glas.
    »Jetzt bin ich in die Offensive übergegangen«, sagte
    Sirchos lächelnd. »Ich habe attackiert und das Ziel ge-
    troffen. Mein Angriff hat Sie aus der Fassung gebracht
    und augenblicklich verwundbar gemacht. Das ist das
    Prinzip jedes Strategie-Spiels. Man muß seine Gegner
    und das Terrain kennen, auf dem sie sich bewegen. Ihre
    natürlichen Neigungen und ihre chronischen Abnei-
    gungen ebenfalls. Man muß die historische Entwick-
    lung und die politische Situation studieren und das Re-
    sultat vor allem voraussehen. Selbstverständlich habe
    ich nicht genügend Zeit, mich weltweit mit solchen
    Studien zu befassen. Statt dessen steht mir ein Team
    von Spezialisten zur Seite, das für mich arbeitet, die In-
    formationen aus aller Welt auswählt, sie nach den von
    mir ausgearbeiteten Mustern analysiert und mir die Re-
    sultate über diesen Schirm zukommen läßt. Es ist eine
    Art Zeitung, die ständig und ausschließlich für mich zu-
    sammengestellt wird.«
    Zorski lächelte verkrampft. Es gelang ihm nicht, sich
    von dem Unbehagen zu befreien, das ihn allmählich er-
    griff.
    »Werden Sie auch über die Börsenentwicklung in-
    formiert?« stammelte er.
    »Die Börse, Doktor Zorski?« grinste der Milliardär.
    »Aber das ist doch ein absolut dummes, völlig uninter-
    essantes Spiel, wenn man die Bedingungen selbst fest-
    legt ...«
    Seine Stimme wurde lauter:
    »Wir überwachen den Devisenmarkt, Doktor Zorski!
    Würden Sie immer noch so gern Poker spielen, wenn
    Sie im voraus wüßten, wer welche Karten in der Hand
    hält? Nach wenigen Spielen, die Ihrer Überlegenheit
    schmeicheln und Ihr Machtgefühl weiter steigern wür-
    den, würde dieses Spiel sehr schnell zu einer peinlichen
    Qual werden. Am Ende würden Sie anderen Ihre Macht
    übertragen und sich nicht einmal mehr um die Gewinne
    kümmern.«
    Zorski nickte.
    »Ich verstehe«, murmelte er ziemlich zerstreut.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich dachte, Milliardäre brächten die meiste Zeit da-
    mit zu, ihren Reichtum zu ermessen.«
    Sirchos brach in schallendes Gelächter aus.
    »So wird es in schlechten Filmen dargestellt. Seinen
    Reichtum ermessen ist ein Privileg der armen Leute ...«
    Zorski schauderte. Nach wie vor starrte er auf den
    Bildschirm, auf dem nun eine Liste verschlüsselter Na-
    men vorbeizog.
    Achtes Kapitel
    Am Feuer vorbei überquerten die Geier die Straße und
    näherten sich einem zweiten Manifestanten, der am Bo-
    den lag und aufschrie, als er versuchte, sich wieder auf-
    zurichten.
    Der Mann hob seine Kamera und fotografierte die
    Szene. Er war weit, viel zu weit entfernt. Er trat aus der Toreinfahrt hervor und schlich an der Hauswand entlang. Einen Moment lang fand er sein Verhalten ziem-
    lich lächerlich. Warum versteckte er sich? Es war weder
    die erste Manifestation, die er fotografierte, noch die erste Reportage, die er über die Geier machte. Aber das al-
    les vergaß er, als er die Schreie des Manifestanten hörte.
    Er mußte näher ran. Der Manifestant rührte sich nicht
    mehr. Die Geier standen um ihn herum. Einer von ih-
    nen beugte sich über den jungen Mann und berührte
    ihn mit einem

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