Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
Vom Netzwerk:
Gegenstand, der die Form eines Steuer-
    knüppels hatte. Der Körper bäumte sich kurz auf und
    fiel unverzüglich wieder in eine groteske Position zu-
    rück.
    Mein Gott, sie töten ihn! dachte der Journalist.
    Ein Geier, der das Klicken seiner Kamera gehört ha-
    ben mußte, drehte sich jäh um und zeigte mit dem Fin-
    ger auf den Mann.
    Der Journalist lief los. Noch wußte er nicht, welcher
    Gefahr er sich ausgesetzt hatte, wovor er flüchtete, doch
    eins wußte er ganz genau: Einen Zeugen würden die
    Geier nicht entkommen lassen.
    David Tolands Computer gab eine weitere Nachricht in
    den Cherokee durch. Roussel knurrte mißmutig. Vor
    lauter Müdigkeit fiel er fast um. Er hätte nicht mehr die
    Kraft, einen weiteren Eingriff vorzunehmen.
    David streckte die Hand aus und riß das von dem
    Drucker beschriftete Blatt Papier ab.
    »Tödlicher Unfall in der Nähe der Porte de Clignan-
    court«, sagte er. »Da müssen wir hin!«
    Er drückte aufs Gaspedal. Wie ein Pfeil schoß der
    Cherokee die Zufahrtsstraße zur Ringautobahn hinauf.
    Roussel klammerte sich an seinen Sicherheitsgurt. Er
    wußte, wie David fuhr, wenn er als erster an der Unfall-
    stelle sein wollte.
    »Dem da wirst du doch wohl nicht die Vorfahrt neh-
    men?« jammerte Roussel verzweifelt.
    David antwortete nicht einmal. Mit eingeschalteter
    Lichtsirene raste der Cherokee in Richtung Außenring.
    Wenn David sich in einem solchen Zustand der Erre-
    gung befand, beachtete er keinerlei Beschilderung
    mehr, überfuhr Stoppschilder und rote Ampeln, ohne
    das Tempo auch nur im geringsten zu drosseln, und ra-
    ste durch Straßen mit Fahrverbot und über die Schnell-
    streifen. Wenn Roussel vor Kreuzungen mal wieder um
    sein Leben fürchtete und David zur Vorsicht mahnte,
    erinnerte dieser ihn daran, daß das Blaulicht ihnen Vor-
    fahrt gab. In dieser Hinsicht hatte David bislang tatsäch-
    lich jedesmal großes Glück gehabt. Schon tausendmal
    waren sie um ein Haar einer Katastrophe entgangen.
    Mitsamt der Ausrüstung war der Cherokee beinahe
    hunderttausend Dollar wert, wovon jedoch nur ein
    Drittel versichert war. Roussel schauderte es bei der
    Vorstellung, es könnte etwas passieren.
    Auf der Ringautobahn war die Gefahr einer Kollision
    geringer. David begnügte sich damit, mit höchster Ge-
    schwindigkeit zu fahren und sich zwischen den lang-
    samer fahrenden Wagen, die nicht ausweichen wollten,
    hindurchzuschlängeln.
    Es war zu einer Art Spiel geworden. Es ging nicht
    mehr nur darum, vor der Konkurrenz an der Unfall-
    stelle einzutreffen, sondern auch vor dem Krankenwa-
    gen, der Polizei und der Feuerwehr. Oft gelang das Da-
    vid. Mit einem Lächeln stellte Roussel sich vor, daß sein
    Partner eines Tages bereits an der Unfallstelle eintreffen würde, bevor der Unfall sich überhaupt ereignet hätte.
    Toland ließ die Sirene aufheulen, um einen offenbar
    zerstreuten Fahrer, der mit hundert Stundenkilometern
    über die Autobahn kroch, zur Seite zu bewegen. Der
    Mann war so überrascht, daß er abrupt nach rechts aus-
    scherte und um ein Haar die Leitplanke gerammt hätte.
    »Vielleicht ist dies überhaupt die beste Methode«,
    seufzte Roussel.
    »Was meinst du?«
    »Die Unfälle selbst verursachen, um ganz sicher zu
    sein, als erster an der Unfallstelle einzutreffen.«
    David lächelte gequält.
    Rücksichtslos wechselte der Cherokee die Fahrbah-
    nen und reihte sich auf der Umgehungsstraße ein. Die
    nächste Kreuzung war völlig leer, und die Ampel stand
    auf Rot. Roussel verkrampfte sich. David würde doch
    wohl nicht auch dort durch Rot fahren?
    David bremste. Gerard seufzte erleichtert auf. Die
    Lichtmasten, die diesen Straßenteil unterhalb der Um-
    gehungsstraße beleuchten sollten, waren außer Betrieb,
    und der gesamte Streckenabschnitt lag im Dunkeln. Ein
    Lieferwagen stand quer auf der Fahrbahn, mit einem
    Rad auf dem Bürgersteig. Die Windschutzscheibe des
    Wagens war zerbrochen, das Motorrad, das den Küh-
    lergrill beim Zusammenprall eingedrückt hatte, lag in
    der Nähe eines Hochspannungsmastes.
    David runzelte die Stirn. Irgend etwas stimmte hier
    nicht. Er sah die am Boden liegende dunkle Gestalt.
    Wahrscheinlich der Motorradfahrer. Hinter der zersplit-
    terten Windschutzscheibe entdeckte er den Fahrer des
    Lieferwagens, der reglos hinter dem Steuer saß. Am
    Bürgersteigrand hockte ein Mädchen, das sich den Kopf
    hielt und unruhig hin und her schaukelte.
    »Worauf wartest du noch?« fragte Roussel ungedul-
    dig.
    Nach einem letzten

Weitere Kostenlose Bücher