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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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mißlun-
    gen sind?«
    Zorski überlegte.
    »Ehrlich gesagt, nein. Sie haben keinen Fehler began-
    gen.«
    »Ich weiß, daß ich keinen Fehler begangen habe«, er-
    klärte Russel. »Aber die Herzklappe hat nicht gehalten.
    Es ist genauso, als würden Sie eine richtige mathemati-
    sche Formel anwenden und trotzdem ein falsches Re-
    sultat erhalten. In der Medizin kommen solche Wider-
    sprüche oft vor. Aber Sirchos scheint dies nicht akzep-
    tieren zu wollen. Ihn interessiert einzig und allein das
    Endresultat. Wie man es erzielt, ist ihm völlig gleichgül-
    tig. Dieser Mann wird mich noch zugrunde richten ...«
    »Warum haben Sie seinen Vorschlag angenommen?«
    fragte Zorski erstaunt.
    Russel schluckte nervös.
    »Alexander Sirchos schlägt man nichts ab. Haben Sie
    das noch nicht gemerkt?«
    Zorski schüttelte den Kopf.
    »Ich fürchte, Sie irren sich, Russel. Es war mein
    Wunsch, daß Sie sich um Pamela kümmern. Ich war es,
    der Sie Sirchos empfahl, was ich nun sehr bedauere. Sie
    hätten eher mit mir sprechen müssen ...«
    »Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen«, sagte
    Russel und fuhr die Limousine auf den Parkplatz des
    Flughafens. »Ich kann sehr gut verstehen, daß auch Sie
    sich haben täuschen lassen. Sirchos ist nun mal ein Mei-
    ster der Manipulation.«
    Zorski runzelte die Stirn.
    »Wie, zum Teufel, meinen Sie das?«
    »Lange bevor Sie zu uns ins Hospital kamen, hat Sir-
    chos mich gebeten, mich ausschließlich um die Betreu-
    ung seiner Frau zu kümmern. Alle nötigen Vorkehrun-
    gen hatte er längst getroffen.«
    Zorski öffnete den Mund, sagte jedoch kein Wort. Er
    erinnerte sich an seine Unterredung mit dem Milliardär.
    Und plötzlich hatte er das peinliche und absurde Ge-
    fühl, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben.
    Auch im Flugzeug, das ihn nach Philadelphia zurück-
    bringen sollte, wurde er diesen Gedanken nicht los.
    David heulte, damit jemand komme und die über sei-
    nem Kopf kreisenden Lichter ausschalte. Er schrie, aber
    er hörte nur dieses ölige Gleiten, das aus seinem eige-
    nen Kopf zu kommen schien. Vielleicht schrie er auch
    nicht wirklich? Oder er war taub geworden?
    Er versuchte sich zu bewegen, sich aufzurichten, aber
    sein Körper hatte sich in eine leblose, empfindungslose,
    völlig gefühlslose Fleischmasse verwandelt. David
    fühlte sich wie jener Dummkopf, der versucht, allein
    durch die Kraft seiner Gedanken etwas von der Stelle
    bewegen zu können. Er hätte nie geglaubt, daß das Be-
    wegen eines Fingers ihm solche Mühe bereiten könnte.
    Er begann zu lachen und spürte, wie eine laue Flüs-
    sigkeit ihm über die Wangen lief. Daraus schloß er, daß
    er nicht lachte, sondern weinte. Eine innere Ruhe über-
    kam ihn. Alles in allem war es absolut nicht ungewöhn-

    lich, daß eine derartige Verletzung seines Körpers
    schwere geistige Störungen mit sich brachte.
    Dennoch fragte sich David, wer er eigentlich war, be-
    vor er erneut das Bewußtsein verlor.
    In Gedanken bedankte er sich bei demjenigen, der
    diese verfluchten Lichter ausgeschaltet hatte, und
    schlief unverzüglich ein.
    Einer AFP-Meldung zufolge hatte sich der Journalist im
    obersten Stockwerk eines Mietshauses im Quartier Re-
    publique aus dem Fenster gestürzt. Die Z.S.A.-Samm-
    ler hatten die Leiche gefunden und die einzelnen Or-
    gane sogleich in verschiedene Krankenhäuser der
    Hauptstadt gebracht.
    Auch wenn der Selbstmord des Journalisten in den
    größten Tageszeitungen des Landes nur am Rande er-
    wähnt wurde, so stellte er für die Mieter des Wohnhau-
    ses, aus dem er gesprungen war, doch das Hauptge-
    sprächsthema dar. Auf sämtlichen Etagen, von der
    Pförtnerloge bis hinauf zu den Mansardenzimmern, die
    an Studenten vermietet waren, war von nichts anderem
    als dem Journalisten die Rede.
    Natürlich hatten alle (oder fast alle) die Krawalle der
    Manifestanten auf der Straße, die Explosionen und die
    Sirenen gehört, doch niemand konnte sich erinnern, im
    Haus selbst auch nur das leiseste Geräusch vernommen
    zu haben. Den Journalisten hatte niemand zuvor jemals
    gesehen. Dem jungen Inspektor, der mit der Untersu-
    chung des Falles beauftragt war, war völlig unklar,
    warum der Mann dieses Wohnhaus betreten hatte, ob-
    wohl er keinen der Mieter kannte. Aber es mußte ganz
    einfach eine Erklärung dafür geben. Der Polizist be-
    schloß, vor dem Abschluß der Ermittlungen mit sämtli-
    chen Hausbewohnern zu reden. Er hielt es für logisch,
    auf der letzten Etage damit zu

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