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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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niedli-
    che Bastard? Oder Flash, der aggressive, herrenlose
    Schäferhund? Logischerweise deutete alles darauf hin,
    daß der Charakter des Schäferhundes sich durchsetzen
    würde. Simba, der den Eingriff vorgenommen hatte,
    beharrte jedoch darauf, dem Hybriden den Namen Jeep
    zu geben. Es dauerte einige Tage, bis Zorski begriff, daß
    dies ein absichtlicher und besonders intelligenter Trick
    seines Kollegen war.
    Da die meisten Versuchstiere bereits wenige Tage
    nach der Operation starben, erwiesen sich die Resultate
    des dank seiner Dauer äußerst ungewöhnlichen Expe-
    riments als extrem faszinierend. Jeep war nicht mehr
    Jeep, aber auch keineswegs Flash. Offensichtlich hatte
    der Hund seine Aggressivität verloren. Er gab sich - au-
    ßer wenn er eine Spritze sah - verhältnismäßig zahm,
    weigerte sich jedoch beharrlich, auf den Namen Flash
    zu hören. Man mußte sich davor hüten, voreilige
    Schlüsse daraus zu ziehen, worauf Simba in seinen Be-
    richten ausdrücklich hinwies. Es gab in der Tat keinerlei
    Beweise dafür, daß das Hirn des Schäferhunds den
    neuen Körper vollkommen beherrschte. Die Verhaltens-
    änderungen des Hundes konnten auf den Operations-
    schock oder - nüchterner ausgedrückt - auf die unge-
    wöhnliche Aufmerksamkeit zurückzuführen sein, die
    man ihm nun plötzlich schenkte. Der Hybride wurde
    verhätschelt, geliebkost, ständig überwacht. In seinem
    früheren Leben war Flash ein unglücklicher, geprügel-
    ter und völlig verängstigter Hund gewesen. Schon die
    Veränderung seiner Umgebung konnte die Verwand-
    lung seines Charakters erklären.
    Was hingegen weniger zufallsbedingt zu sein schien,
    waren Flashs Erfahrungen mit Jeeps Körper. Bis zu sei-
    nem Tod verhielt sich der Hund äußerst ungeschickt,
    fiel dauernd hin, hatte Mühe zu fressen und zu trinken
    und schien sich nahezu wie ein Blinder fortzubewegen.
    Dauernd mußte man auf ihn aufpassen, damit er sich
    nicht verletzte. Simba behauptete, daß die Zeit, die das
    Erfahren und Entdecken des neuen Körpers in An-
    spruch nehmen würde, keineswegs ungewöhnlich
    lange sei, doch Zorski gab sich weniger optimistisch.
    Sechs Monate - so lange hatte noch niemand eine
    Kopftransplantation überlebt. Das eigentliche Problem
    waren die hundertvierzig Hunde, die geopfert werden
    mußten, damit dieser einzigartige Erfolg erzielt werden
    konnte. Doch sowohl Zorski als auch Simba wußten,
    daß gewisse Eingriffe bei Hunden regelmäßig scheiter-
    ten, während sie beim Menschen sehr wohl gelingen
    konnten. Ein Beispiel dafür waren die künstlichen
    Herzpumpen.
    Mark Zorski war nur nach Miami geflogen, um die
    Mittel zu beschaffen, die diesen letzten Schritt ermögli-
    chen würden. Die beiden Ärzte waren bereit. In der
    Flughafenhalle sah Simba, wie der Chirurg auf ihn zu-
    kam. Noch wußte er nichts über den Ausgang von Pa-
    mela Sirchos' Operation. Er konnte nur hoffen und be-
    ten.
    »Und?« fragte Simba sogleich.
    »Bist du mit dem Wagen gekommen?«
    »Natürlich bin ich mit dem Wagen hier. Seit du fort
    bist, hat es nur Krach gegeben. Ich habe zwei Flaschen
    geleert und mir zehnmal einen runtergeholt - und du
    willst nur wissen, ob ich mit dem Scheißwagen gekom-
    men bin? Willst du mich verarschen, Mann?«
    Mehrere Leute drehten sich nach den beiden Män-
    nern um. Zwei Polizisten kamen langsam näher.
    Zorski lachte, und die beiden Polizisten blieben ste-
    hen und taten so, als würden sie woanders hinschauen.
    Simbas Tobsucht gefiel Zorski. Dieser schlaksige Kerl
    hatte etwas Magisches an sich: in seiner Art sich zu be-
    wegen, zu gehen, eine Spannung mit einem süßen Lä-
    cheln oder einem schlüpfrigen Scherz zu entschärfen.
    Es war etwas Magisches in seinem Widerstand, in sei-
    nem wahren Lebenshunger, seiner Lust auf Entdeckun-
    gen und vor allem in seinen Bewegungen, wenn er am
    Operationstisch stand. Zorski erinnerte sich an die vie-
    len Stunden, wo er sich, buchstäblich fasziniert, die Vi-
    deofilme von Simbas chirurgischen Eingriffen ange-
    schaut hatte. Zorski verkörperte die Perfektion, den
    Willen zum Sieg, den Mann der Rekorde, den Meister.
    Simba, das war das Genie, das Naturtalent, der Einzig-
    artige.
    Seit langem hatte der Tod keine schlimmeren Feinde
    mehr kennengelernt als die beiden.
    »Ich glaube, ich pinkel dem fetten Babylonier jetzt
    bald auf den Koffer!« zischte Simba und verdrehte die
    Augen.
    »Pamela lebt«, sagte Zorski schließlich.
    Simba wurde wieder ernst.
    »Was heißt das:

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