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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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beginnen. Als er auf dem
    dritten Stockwerk ankam und immer noch nichts erfah-
    ren hatte, wachte eine Etage tiefer das Mädchen mit
    dem geflochtenen Haar auf und öffnete die Augen.
    Sie richtete sich auf, streckte sich ausgiebig, schwang
    sich aus dem Bett und streifte sich ein Paar Wollsocken
    über. Morgens, vor allem am Tag nach einer Hasch- und
    Liebesfete, holte sie sich leicht einen Schnupfen, wenn
    sie barfuß in der Wohnung umherlief. Einen Moment
    lang blieb sie reglos stehen, noch halb im Schlaf versun-
    ken. Sie fühlte sich wirklich schlapp, und die vielen
    Joints, die sie in der letzten Nacht geraucht hatte, hatten einen bitteren Geschmack im Mund zurückgelassen.
    Dieser Zustand frühzeitiger Alterserscheinungen ent-
    lockte ihr ein nervöses Lachen.
    Ein starker Kaffee, eine erfrischende Dusche und eine
    gute Stunde Morgengymnastik würden sie schon wie-
    der auf die Beine bringen. Sie drehte sich um und
    schaute den Jungen an, der in ihrem Bett lag, auf dem
    Bauch, das Gesicht ins Kopfkissen gedrückt, und einen
    Arm aus dem Bett hängen ließ. Welchen Kerl aus der
    Clique hatte sie diesmal mit in ihre Wohnung gebracht?
    Diese Gedächtnislücke ärgerte sie. Sie erinnerte sich
    nicht einmal mehr an den Namen des Jungen, mit dem
    sie die Nacht verbracht hatte! Verdammte Joints! Der
    junge Mann brummte verschlafen und drehte sich auf
    die andere Seite.
    Mustapha Moussi, genannt Mouss. Pousse-Mousse
    für die Kleinen. Allmählich erinnerte sich Sylvie an die
    Geschehnisse vom Vorabend. Sie beobachtete weiter-
    hin den ausgestreckten muskulösen Körper ihres
    Freundes. Er war ein junger Regieassistent und vor drei
    Monaten erst zu ihrer Clique gestoßen. Und er hatte
    sich sogleich unsterblich in Sylvie verliebt. Vor einer
    Woche hatten sie bereits miteinander geschlafen, was
    Sylvie sehr gut gefallen hatte. An die letzte Nacht
    konnte sie sich zwar nicht mehr genau erinnern, aber
    ihr Körper sagte ihr, daß es erneut sehr schön gewesen
    sein mußte. Doch Mustapha konnte nicht nur gut bum-
    sen. Er war ein besonders hübscher, erstaunlich zärtli-
    cher, ziemlich wohlhabender und sehr liebenswürdiger
    junger Mann. Kurzum, er stellte die meisten von Sylvies
    früheren Liebhabern bei weitem in den Schatten und
    erniedrigte die männlichen Mitglieder der Clique zu
    tölpelhaften Hengsten. Sylvie strahlte vor Glück. Es
    war verdammt lange her, daß sie das letzte Mal neben
    einem Mann aufgewacht war und nicht den Wunsch
    hatte, ihn zum Fenster hinauszuwerfen.
    Als sie sich erhob, um Kaffee zu machen, fiel ihr Blick
    auf die Filmrolle, die auf dem Nachttisch lag ...
    Armyan Simba war leicht wiederzuerkennen. Er war
    ein Schwarzer, kahlköpfiger als eine Billardkugel, lief
    ständig mit einem Walkman auf dem Kopf umher und
    war beinahe zwei Meter fünfzehn groß. Außerdem trug
    er stets einen tadellos weißen dreiteiligen Anzug. Ge-
    nau der Typ, der nicht am Steuer seines Cadillacs durch
    eine amerikanische Stadt fahren konnte, ohne ein hal-
    bes dutzendmal von der Polizei angehalten zu werden.
    Nur dank der Tatsache, daß er als Chirurg im Spital von
    Philadelphia arbeitete, kam er immer wieder unbehelligt
    davon. Sobald er sich auswies, hörten die Bullen unver-
    züglich auf, ihn zu verprügeln oder zu fragen, in wel-
    cher Straße seine Mädchen denn nun auf den Strich
    gingen.
    Seit zwei Jahren arbeitete Simba mit Mark Zorski zu-
    sammen an dem Projekt der Kopfverpflanzungen. Auf
    diesem Gebiet war äußerste Diskretion geboten. Man
    wußte zwar, daß die Sowjets und die Chinesen sich ih-
    rerseits mit dem Problem beschäftigten, doch Nachrich-
    ten sickerten nur selten durch. Inoffiziell aber schienen
    Simba und sein Hund Jeep, dem der schwarze Riese
    den Kopf eines Schäferhundes verpflanzt hatte, den
    Überlebensrekord innezuhalten. Jeep hatte genau sechs
    Monate und drei Tage überlebt, bevor er innerhalb we-
    niger Stunden von einer schrecklichen Abstoßungskrise
    dahingerafft worden war. In diesem halben Jahr war
    Simba keine Sekunde lang von Jeeps Seite gewichen.
    Tag für Tag, Stunde für Stunde beobachtete er das
    Verhalten des Hundes und hielt jedes Detail in end-
    los langen Berichten fest, die Zorski aufmerksam stu-
    dierte.
    Den beiden Chirurgen war ganz genau bewußt, daß
    die Wissenschaft sich in diesem Fall dem Phantasti-
    schen annäherte. Vom ethischen Standpunkt her mußte
    natürlich genau festgelegt werden, wer der Organspen-
    der und wer der Organempfänger war. Jeep, der

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