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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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deine sämtlichen Schulden zu bezahlen. Ohne
    irgendwelche Bedingungen.«
    David drehte sich auf die Seite und kehrte Gaborit
    den Rücken zu.
    Stille, Schweigen. Eine Minute später erhob sich der
    Arzt und verließ das Zimmer. David Toland sah zum
    Fenster hinaus auf einen von fasrigen Wolken durchzo-
    genen Himmel ...
    Zwei Wochen nach dem Eingriff durch Mark Zorski ver-
    ließ Pamela Sirchos das Krankenhaus und sah in kein-
    ster Weise wie jemand aus, der seine dritte Operation
    am offenen Herzen hinter sich hatte. Erneut zeigte sie
    sich von ihrer liebenswürdigsten Seite, stand einem
    Heer von Journalisten, die sie am Ausgang des Kran-
    kenhauses erwarteten, Rede und Antwort und gab ih-
    ren jungen, aus allen Teilen des Landes angereisten
    Verehrern tonnenweise Autogramme. Ihr Ehemann
    wußte ganz genau, daß es keinen Zweck hatte, sie von
    den Medien fernzuhalten. Pamela liebte es, im Rampen-
    licht der Öffentlichkeit zu stehen, und auch die pein-
    lichsten Fragen der unnachgiebigsten Journalisten
    konnten den Rhythmus ihres Herzschlags nicht um
    mehr als zwei oder drei Schläge pro Minute beschleuni-
    gen. Da Alexander Sirchos ebenfalls wußte, wie starr-
    köpfig Journalisten sein konnten, hielt er es berechtig-
    terweise für angebracht, der Sache ein schnelles Ende
    zu bereiten. Pamela war fit and well. Schluß.
    Pamela und alle ihre medizinischen Betreuer, an de-
    ren Spitze Hugo Russel stand, zogen in die wundervolle
    Villa der Familie Sirchos in West Palm Beach ein. Abge-
    sehen von dem extravaganten Luxus, der ihn charakte-
    risierte, war dieser Ort eine wahre Insel der Ruhe, wo es
    nur den Vögeln erlaubt war, geräuschvoll ihre Anwe-
    senheit zu bekunden.
    Die schweren Eisengitter, die Unbefugten den Zu-
    gang zum Park verwehrten, öffneten sich, um den Lin-
    coln Continental passieren zu lassen, der langsam den
    Kiesweg zum Wohnsitz der Familie Sirchos hinauffuhr.
    Ohne echte Begeisterung betrachtete Pamela durch die
    getönten Wagenfenster hindurch die eindrucksvolle
    Silhouette der Villa. Im Gegensatz zu ihrem Mann, der
    vorgab, diesen Ort zu lieben, hatte Pamela jedesmal,
    wenn sie hierherkam, das schmerzliche Gefühl, in einen
    goldenen Käfig eingesperrt zu werden, in ein perfekt
    geschütztes, vollkommen keimfreies, geruch- und ge-
    schmackloses Aquarium, das sorgfältig vor der Außen-
    welt abgeschirmt wurde. Doch diesmal müßte sie min-
    destens ein Jahr lang hier verweilen, bis feststand, daß
    auf ihre neue Herzklappe Verlaß war.
    Vom Flugzeug aus erinnerte die Villa inmitten des
    Ozeans an ein prachtvolles Schmuckstück aus Weiß-
    gold, das von zwei Swimmingpools - einer mit Meer-
    und einer mit Süßwasser - umgeben war und in einem
    grünblauen Schmuckkästchen lag, das der riesige fran-
    zösische, nach strikten geometrischen Mustern ange-
    legte Garten mitden unzähligen Springbrunnen und
    kleinen Teichen darstellte. Die Wachtürme an den äu-
    ßersten Winkeln des Parks waren unauffällig getarnt,
    beinahe vollkommen unsichtbar.
    Pamela seufzte leise und drückte die Stirn an das
    kühle Wagenfenster. Sie, die das Leben so liebte, die so
    gern durch die Welt reiste, die anderen Leuten begeg-
    nen und sie kennenlernen wollte ... Hier würde sie be-
    stimmt depressiv werden, bevor diese verfluchten Ärzte
    ihr erlauben würden, ein normales Leben zu führen.
    Ungeachtet dessen, was Alexander behauptete,
    wußte Pamela auch, daß er nicht mehr so oft bei ihr sein
    würde. Selbstverständlich hatte er in Fort Lauderdale,
    nur wenige Kilometer von der Villa entfernt, neue Büro-
    räume einrichten lassen, aber bald schon würden seine
    Geschäfte ihn wieder zu unendlich langen und geheim-
    nisvollen Reisen um die ganze Welt führen. Nicht alle
    Einzelheiten ließen sich aus der Ferne regeln, manchmal
    war seine Anwesenheit einfach unabdingbar. Pamela
    konnte nicht vergessen, wie er einmal gesagt hatte, daß
    er die Atmosphäre eines Landes unbedingt selbst spü-
    ren müßte, bevor er sich dort engagieren könnte, und daß
    selbst die besten Mitarbeiter nicht immerzu nur mobili-
    siert werden könnten, wenn sie ihren Chef nicht von
    Zeit zu Zeit zu Gesicht bekämen. Alle diese Erklärun-
    gen dienten im Grunde nur dazu, Pamela von der Not-
    wendigkeit seiner Abwesenheit zu überzeugen. Sie
    mußte sich den Tatsachen beugen: Sie konnte ihn nicht
    mehr überallhin begleiten.
    Als sie aus dem Lincoln stieg und die drei Kranken-
    schwestern sah, die sie, wie Figuren einer düsteren

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