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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Arzt.
    »Natürlich«, seufzte David. »Es ist ein wahres Ver-
    gnügen, auf der Abteilung eines guten Freundes unter-
    gebracht zu sein. Mein Gott, Loic, ich habe Hunger!«
    Gaborit ließ sich auf der Bettkante nieder.
    »Willst du eine umfassende Darstellung deines Zu-
    standes hören?«
    »Das wäre nett«, knurrte David.
    Gaborit hob den Kopf.
    »Als du vor zwei Wochen hierher gebracht wur-
    dest ...«
    Toland riß die Augen auf. Vor zwei Wochen?
    »... hattest du ein Blutgerinnsel im Kopf und warst zu
    drei Vierteln gelähmt. Du befandest dich in einem Zu-
    stand, den wir als vigiles Koma bezeichnen. Dein Kör-
    per und dein Gesicht waren vor lauter Blutergüssen
    komplett geschwollen. Es ist mir gelungen, das Gerinn-
    sel durch Laserstrahlen zu beseitigen, worauf du so-
    gleich eine starke Gelbsucht bekamst. Diese Gelbsucht

    war das erste Symptom einer akuten Urämie. Du konn-
    test nicht mehr pinkeln. Nicht einen einzigen Tropfen!
    Man hatte dich dem Tod entrissen, und du steuertest
    wieder schnurstracks auf ihn zu, wie ein alter Nieren-
    kranker. Alle meine Kollegen sprachen sich für eine so-
    fortige Nierentransplantation aus. Wir hatten eine Niere
    auf Lager, die dich hätte retten können . . . «
    Gaborit grinste spöttisch.
    » . . . eine von der Z.S.A. gelieferte Niere«, verdeut-
    lichte er. »Ich war der Meinung, daß dieser Umstand
    dich schneller in den Tod treiben würde als die Krank-
    heit selbst, und so habe ich unsere guten Beziehungen
    ausgenützt, um dir diese Schmach zu ersparen. Ich bin
    also das Risiko eingegangen und habe dich an eine
    künstliche Niere angeschlossen und gewartet . . . «
    David runzelte die Stirn.
    »Und dann?«
    »In der darauffolgenden Nacht hast du ins Bett ge-
    pißt«, grinste Gaborit. »Deine Nieren begannen erneut
    normal zu funktionieren. Ich bedanke mich bei dir, daß
    du mir recht gegeben hast. Zur Belohnung sollst du
    heute abend einen kleinen Imbiß gestattet bekommen.
    Was möchtest du haben?«
    »Eine Spargelcremesuppe, Nieren in Madeirasauce
    mit riesigen Champignons und eine Schokoladenmous-
    se«, zählte der Sammler auf.
    Gaborit seufzte enttäuscht und rieb sich die Nase.
    »Sojabohnensalat, mageres Fisch-Püree und Apfel-
    kompott«, murmelte er. »Ich hoffe, es war nur ein
    Spaß?«
    »Ja«, gab David mit einem entzückten Lächeln zu.
    »Stell dir vor, ich weiß, was eine Urämie ist. Ich kenne
    doch meine Kundschaft.«
    Dann wurde er gleich wieder ernst.
    »Loic.«
    Der Arzt hob den Kopf.
    »Ja?«
    »Ich habe mir von einer Bande Ganoven den Kopf
    einschlagen lassen, nicht wahr?«
    Gaborit zog die Nase hoch und wandte sich gelang-
    weilt ab.
    »Loic, verdammt noch mal, hör mir zu!« erregte sich
    David. »Allerlei Bilder gehen mir durch den Kopf, aber
    ich kann mich nicht mehr an das erinnern, was genau
    passiert ist! Ich muß es wissen.«
    Mit den Fingerspitzen rieb Gaborit sich die Wange.
    »Gut«, gab er schließlich nach. »Unter der Umge-
    hungsstraße an der Porte de Clignancourt hat man dich
    gefunden. Man hatte dich verprügelt. Du sahst aus, als
    hättest du einen halben Tag lang mit dem Boxweltmei-
    ster im Schwergewicht im Ring gestanden.«
    David fuhr sich mit rauher Zunge über die nach wie
    vor geschwollenen Lippen.
    »War ich allein?« fragte er mit leiser Stimme.
    Gaborit schwieg.
    »Was ist mit Gerard?« beharrte David.
    Der Arzt schüttelte den Kopf.
    »Gerard Roussel ist tot«, flüsterte er und starrte zum
    Fenster hinaus. »Und der Cherokee ist total ausge-
    brannt.«
    David zeigte keinerlei Reaktion, so als sei er völlig gei-
    stesabwesend.
    »Was hast du vor?« fragte Gaborit.
    David schwieg einige Sekunden lang, bevor er mit
    ausdrucksloser Stimme antwortete:
    »Warum hast du mich nicht krepieren lassen, Loic?«
    »Wir leben nicht mehr in einer Zeit, da Menschen an
    einem Gerinnsel oder an einer defekten Niere sterben
    müssen«, antwortete der Arzt nervös. »Das müßtest du
    doch am besten wissen.«
    Als sein Freund weiterhin hartnäckig schwieg, fuhr
    Gaborit fort:
    »Ich weiß nicht, ob jetzt wirklich der richtige Moment
    ist, um mit dir darüber zu sprechen, aber ...«
    Einen Moment lang zögerte er. David schien die Fort-
    setzung ihrer Unterhaltung überhaupt nicht mehr zu in-
    teressieren.
    »Erinnerst du dich an Boris Gerstein?«
    »Der Pressezar und Aktionär der Z.S.A.?« murmelte
    David.
    »Genau«, bestätigte Gaborit. »Als er erfuhr, was ge-
    schehen war, schlug er vor, deine Versicherung zu dek-
    ken und

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