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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Ko-
    mödie, mit starrem Lächeln auf den strengen Gesich-
    tern auf der Treppe erwarteten, fragte sie sich, ob dieses Leben eigentlich noch lebenswert war ...
    Mark Zorski hieb mit der Faust auf den Schreibtisch.
    Aber der Direktor, ein hagerer kleiner Mann mit einer
    spitzen Nase und winzig kleinen rechteckigen Brillen-
    gläsern, zeigte keinerlei Reaktion.
    »Wie konnte denn eine solche Entscheidung ohne
    mein Einverständnis getroffen werden?« brüllte der
    Chirurg.
    »Sie waren vom Verwaltungsrat nur als Berater hin-
    zugezogen worden«, berichtigte der Direktor mit leiser
    Stimme. »Sämtliche Aktionäre des Krankenhauses so-
    wie die Gemeindevertreter von Philadelphia waren an-
    wesend, nur Sie zogen es wie gewöhnlich vor, der Sit-
    zung fernzubleiben. Sie hielten es nicht einmal für nö-
    tig, sich vertreten zu lassen.«
    »Und was hätte das geändert?« wetterte Zorski. »Der
    Verwaltungsrat hat mich hintergangen, das ist die
    Wahrheit!«
    Gemächlich schüttelte der Direktor den Kopf.
    »Die Wahrheit ist, daß Ihnen eine komplette Etage
    des Hospitals zur Verfügung steht und wir uns eine
    derartige Belastung nicht mehr leisten können. Ihre
    Forschungsarbeit belastet das Budget unseres Instituts
    schwer. Zudem haben wir dieses Jahr die dringend be-
    nötigten Subventionen leider nicht gewährt bekommen..
    Noch vor Ende dieses Jahres werden weitere hundert-
    dreißig Betten aufgestellt, und die Aerospace liefert uns
    endlich die beiden geforderten Scanners. Wir brauchen
    mehr Platz, Doktor Zorski, und ferner möchte ich Sie
    daran erinnern, daß Sie es bislang nicht für angebracht
    hielten, den Mitgliedern des Verwaltungsrats irgend-
    welche Resultate Ihrer geheimnisvollen Forschungen
    vorzulegen, so daß sie nicht länger das Geld und den
    Raum rechtfertigen, den Sie für Ihre Arbeit beanspru-
    chen. So jedenfalls lauten die Beschlüsse des Verwal-
    tungsrats.«
    Zorski musterte den Direktor und begann laut zu la-
    chen.
    »Ich bin Mark Zorski!« brüllte der Chirurg. »Und ich
    habe den Eindruck, daß die Mumien, die sich in Ihrem
    verdammten Verwaltungsrat den Bauch vollstopfen,
    das vergessen haben. Mir allein haben Sie mehr als die
    Hälfte aller Patienten Ihres verfluchten Hospitals zu
    verdanken. Aus aller Welt kommen Kranke nach Phila-
    delphia, um sich von Zorski operieren zu lassen. Haben
    Sie das vergessen?«
    »Auch über dieses Detail wurde lange diskutiert«,
    antwortete der Direktor mit gleichbleibender Stimme.
    »Aber das Funktionieren eines Instituts wie des unsri-
    gen bringt Zwänge mit sich, die auch Sie nicht außer
    acht lassen dürfen. Wir haben Ihnen vieles bewilligt
    Doktor Zorski. Abgesehen davon, daß Sie gegen gel-
    tende Vorschriften verstoßen, einen Teil des Hospitals
    für Forschungsarbeiten beanspruchen, die keinen einzi-
    gen Dollar einbringen, gehen Sie sogar so weit, des öfte-
    ren und aus irgendwelchen schleierhaften humanitären
    Gründen Eingriffe vorzunehmen, ohne Geld dafür zu
    verlangen. Wir sind in der Tat nicht länger bereit, Ihr
    Image und Ihre spektakulären Auftritte in der Öffent-
    lichkeit zu finanzieren.«
    Zorski trat einen Schritt nach hinten und runzelte die
    Stirn. Nie zuvor hatte der Direktor es gewagt, in diesem
    Ton mit ihm zu reden. Bislang hatte Zorski als unan-
    tastbar gegolten, als wahres Aushängeschild des Hospi-
    tals von Philadelphia. Der Arzt bezweifelte, ob eine ge-
    wöhnliche Verwaltungsratssitzung einen solchen Mei-
    nungsumschwung bewirkt haben konnte. Es mußte
    eine Erklärung für diese Kraftprobe geben. Vielleicht
    wollte man ganz einfach nur seine Reaktion auf die
    Probe stellen? In dem Fall würde er es ihnen schon zei-
    gen ...
    »Es gibt eine Menge Krankenhäuser und Kliniken in
    diesem Land, die sich meine Dienste eine schöne Stange
    Geld kosten lassen würden«, knirschte er.
    Er deutete mit dem Zeigefinger auf den Direktor, den
    diese Drohung aber offensichtlich völlig kalt ließ.
    »Und wenn ich gehe, wird auch Doktor Simba ge-
    hen«, fügte Zorski hinzu. »Auf einen Schlag werden Sie
    zwei der weitbesten Chirurgen verlieren, und Ihre ver-
    fluchte Klinik wird in der Bedeutungslosigkeit versin-
    ken. Ist es wirklich das, was die Autoritäten dieser Stadt anstreben?«
    Der Direktor räusperte sich leise.
    »Den Autoritäten von Philadelphia ist das völlig
    gleichgültig, aber die Aktionäre haben es satt, ihr Geld
    zu verlieren. Ich hoffe, Sie verstehen, daß . . . «
    »Ich verstehe überhaupt nichts«,

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