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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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tun . . . «
    »Wessen Lebenserwartung?« fragte die junge Frau
    leise. »Und auf wessen Kosten?«
    Brutal stieß Armyan seinen Stuhl nach hinten, erhob
    sich und nahm seine Jacke.
    »Du redest genauso wie die Journalisten dieser ver-
    fluchten Zeitschriften!« schrie er, bevor er das Haus ver-
    ließ und in die Blue Bar eilte.
    Einige Stunden später kam er, nach Rum stinkend,
    nach Hause zurück und stieg mühsam die letzten Trep-
    penstufen zu den Schlafzimmern hoch. Sein Blick fiel
    auf den Lichtstrahl unter der Tür von Juniors Zimmer.
    Er schaute kurz auf seine Uhr, runzelte die Stirn und
    klopfte leise an die Tür, in der Hoffnung, um drei Uhr
    nachts sei sein Sohn längst eingeschlafen und habe nur
    vergessen, das Licht zu löschen.
    »Komm rein!« flüsterte Junior.
    Ziemlich verdutzt, hin und her gerissen zwischen
    Wut und Trunkenheit, betrat Armyan das Zimmer sei-
    nes Sohnes. Junior saß vor seinem Computer, dessen
    Bildschirm den Raum in ein flackerndes grünliches
    Licht tauchte.
    »Ich werde dir das ganze Zeug erneut wegnehmen
    müssen«, seufzte Armyan.
    »Ich muß morgen erst um elf zum Unterricht«, vertei-
    digte sich Junior. »Und ich glaube, ich habe etwas sehr
    Wichtiges herausgefunden. Komm und sieh es dir an!«
    »Und was soll das sein?« brummte Simba. »Hast du
    erneut eine Versicherungsgesellschaft bespitzelt?«
    Aufgeregt klimperte Junior auf den Tasten des Com-
    puters herum.
    »Hast du schon mal was von >Global Control War<
    gehört?«
    Armyan runzelte die Stirn.
    »Ein neues Spiel?«
    »Jede dritte Information, die Alexander Sirchos
    übermittelt wird, trägt diesen Code-Titel«, erklärte Ju-
    nior.
    Simba mußte sich hinsetzen. Verdutzt betrachtete er
    die Zahlen, die mit unglaublicher Geschwindigkeit auf
    Juniors Bildschirm vorbeizogen.
    »Es ... es ist dir gelungen, Sirchos' Mitteilungen zu
    dechiffrieren?« stammelte er.
    Sichtlich betrübt schüttelte Junior den Kopf.
    »Nicht ganz. Aber es ist mir gelungen, mit Hilfe die-
    ses Zugangscodes Verbindung mit der Zentrale der Sir-
    chos Corporation aufzunehmen. Leider haben sie ein
    System, das sämtliche Anrufe nach einer Viertelstunde
    automatisch abschaltet. Ich habe versucht, eine neue
    Verbindung herzustellen, aber das hat nicht geklappt.
    Das reinste Geduldsspiel, dieses Ding!«
    Armyan deutete auf die Zahlen auf dem Bildschirm.
    »Und das? Was ist das?«
    Unruhig rutschte Junior auf seinem Stuhl hin und
    her.
    »Habe ich noch nicht herausgefunden, aber es wird
    nicht mehr lange dauern«, entgegnete er. »Da gibt's
    Namen von Ländern, von Städten, deren Codenummer
    sich mit jedem Abschnitt ändert. Innerhalb der Ab-
    schnitte gibt es noch komplexere Informationen, wahr-
    scheinlich die Namen von Gesellschaften, politischen
    Parteien, sowie weitere Angaben, mit denen ich nichts
    anzufangen weiß.«
    Junior zögerte einen Moment lang.
    »Und noch etwas ...«
    »Was?«
    »Als ich versuchte, erneut mit der Zentrale der Sir-
    chos Corporation Verbindung aufzunehmen, spielte der
    Computer plötzlich verrückt.«
    »Verrückt?«
    »Plötzlich liefen Telefonnummern mit großer Ge-
    schwindigkeit über den Bildschirm.«
    Auf einmal wurde seine Stimme leiser, unsicherer.
    »Die Vorwahl entsprach Philadelphia«, fügte er hinzu
    und senkte den Blick.
    Simba riß die Augen auf.
    »Wann war das?« flüsterte er.
    Junior zuckte mit den Schultern.
    »Vor ungefähr einer halben Stunde ... Vielleicht auch
    später ...«
    Wütend sprang Simba auf und packte seinen Sohn
    am Sweatshirt-Kragen.
    »Sie suchen nach dir, Dummkopf!« schrie er. »Hast
    du das nicht begriffen? Sie versuchen, den Anruf zu lo-
    kalisieren!«
    »Aber Papa, ich habe doch gleich wieder aufgelegt!«
    jammerte Junior. »Ich schwöre dir, sie hatten nicht ge-
    nug Zeit, um ...«
    Es war Junior nicht vergönnt, seinen Satz zu Ende zu
    bringen. Im Erdgeschoß zersplitterte soeben die Ein-
    gangstür ...
    Nur die unschätzbare CD-Sammlung von Charlie Min-
    gus, das Bett, ein Tisch und drei Stühle waren übrigge-
    blieben. Alles andere war mitgenommen, durchwühlt,
    von den Wänden gerissen worden - was blieb, waren
    die lächerlichen Überreste der Razzia. Ein halbes Dut-
    zend blauer und weißer Quittungen lagen auf dem
    Tisch. Diesmal waren nicht anonyme Apachen für die
    Verwüstung verantwortlich, sondern offizielle Ge-
    richtsvollzieher, vereidigte Geier, die sehr wohl befugt
    waren, sich den Besitz anderer Leute anzueignen oder
    zu zerstören. Die ganze Ausrüstung,

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