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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Zigarillo,
    dessen Glut er von Zeit zu Zeit zufrieden betrachtete.
    Lächelnd ging er auf David zu.
    »Sie verlassen uns schon?«
    David hatte nicht die geringste Lust, sich mit Gerstein
    zu unterhalten. Er wollte zu den Aufzügen weiterge-
    hen, aber Gerstein stellte sich ihm entschlossen in den
    Weg.
    »Haben Sie über meinen Vorschlag nachgedacht?«
    »Über welchen Vorschlag?« knurrte David.
    Gerstein tippte mit dem Zeigefinger auf die Brust des
    Sammlers.
    »Sie sind der Beste, Toland. Und ich habe es mir zur
    Gewohnheit gemacht, die Besten auf meine Seite zu
    ziehen. Wenn ich mich an einem Geschäft beteilige,
    wähle ich mir nur die allerbesten aus. Okay? Ich habe
    viel Geld in die Z.S.A. gesteckt. Und wenn Sie bei mir
    mitmachen, komme ich für alle Ihre Schulden auf, ka-
    piert?«
    Toland streckte den Arm aus und stieß Gerstein mit
    einer gleichzeitig verächtlichen und arroganten Bewe-
    gung zur Seite.
    »Geben Sie sich keine Mühe, Gerstein«, murmelte
    David. »Ich werde meinen Beruf an den Nagel hän-
    gen.«
    Der Sammler ging zum Aufzug.
    »Was bilden Sie sich ein, Toland?« schrie Gerstein.
    »Daß Sie noch eine andere Wahl haben?«
    Die Türen schlossen sich hinter dem Sammler. Mit
    einem öligen Gleiten setzte sich der Lift in Bewegung.
    Toland konnte Gersteins hysterische Stimme immer
    noch hören:
    »Sie werden es sich schon noch überlegen, Toland!
    Sie werden sehen! Sie werden es sich schon noch über-
    legen!«
    Schweren Schrittes stieg Armyan Simba die Treppe
    hoch. Seine schwarze knochige Hand klammerte sich
    an das Geländer. Er war außerstande, sich mit dem Wi-
    derspruch abzufinden, der ihn quälte, und war wieder
    in die Blue Bar gegangen, um sich erneut zu betrinken, maßloser noch als am Tag zuvor. Zorski war nach New
    York gereist, um die Einrichtung zu prüfen, mit der er
    die neue Klinik in Genf ausstatten wollte.
    Simba hatte seiner Frau angekündigt, daß sie dem-
    nächst nach Europa umziehen würden. Da Simbas Frau
    in Philadelphia geboren war, nahm sie diese Nachricht
    nicht mit allzu großer Begeisterung auf. Für sie lag die
    Schweiz irgendwo zwischen Neuseeland und der äuße-
    ren Mongolei. Auf Juniors Globus zeigte Armyan ihr
    das winzige Land, in dem sie von nun an leben würden.
    Daß Frankreich, ein Land, dessen Erzeugnisse sie seit-
    samerweise schätzte, ganz in der Nähe lag, schien sie
    nicht wirklich zu trösten. Im Grunde konnte sie gar
    nicht begreifen, warum die beiden besten Chirurgen der
    Vereinigten Staaten in ein Land emigrieren mußten, das
    fünfmal kleiner war als North Carolina. Daraufhin hatte
    Armyan ihr verworrene Erklärungen über den Interna-
    tionalismus der hochentwickelten Medizin gegeben,
    über die Möglichkeit, die man ihnen bot, ihre For-
    schungsarbeiten erfolgreich abzuschließen, über ...
    über ... Sein Vortrag endete in einem totalen Durchein-
    ander.
    Mit großen treuherzigen Augen sah seine Frau ihn
    an.
    »Und du, Army, möchtest du wirklich fort?« mur-
    melte sie.
    Der schwarze Riese schnitt eine Grimasse und fuhr
    sich mit der flachen Hand über den Kopf. Er nickte mit
    dem Kopf.
    »Ich kann Mark nicht im Stich lassen«, sagte er.
    »Nicht jetzt.«
    Einen Augenblick lang schwieg sie.
    »Weißt du«, fuhr sie dann mit sanfter Stimme fort,
    »ich habe alle diese Zeitungen gelesen, die über dich
    und Mark schreiben. Ist das, was dort behauptet wird,
    wirklich die Wahrheit?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich bitte dich, Army, alle diese Ärzte, die eure For-
    schungen kritisieren, diese ganzen Unterschriften, diese
    Artikel, die eure Experimente anprangern, du hast sie
    doch auch gelesen, nicht wahr? Zwingen die euch,
    Amerika zu verlassen?«
    »Hör zu, Mark würde jetzt zu dir sagen, daß . . . «
    »Es ist mir egal, was Mark jetzt sagen würde!« schrie
    seine Frau. »Ich will wissen, wie du darüber denkst.
    Du,
    nur du allein. Du sprichst von Internationalismus, von
    grenzenloser Medizin, und du wanderst ab in ein entle-
    genes Land, in eine anonyme Klinik, die von einem
    Mann subventioniert wird, über den wir überhaupt
    nichts wissen.«
    Armyan war sprachlos. Nie zuvor hatte seine Frau in
    dieser Weise mit ihm geredet.
    »Wir haben um dieses Projekt gekämpft«, sagte er mit
    heiserer Stimme. »Ich kann Mark nicht allein gehen las-
    sen.«
    Plötzlich schlug er mit der Faust auf den Tisch.
    »Begreifst du denn nicht, daß wir den Tod besiegen,
    wenn unser Vorhaben gelingt? Die Lebenserwartung
    wird einen Jahrhundertsprung

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