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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Megatonnen Migräne entluden sich im Kopf des
    Chirurgen. Er fiel auf die Knie und ließ Junior los, der
    sich auf dem Teppich krümmte und den Mund zu ei-
    nem Röcheln öffnete.
    Eine Tür flog auf. Simbas Frau kam aus ihrem Zim-
    mer gestürzt, sie war völlig nackt. Simba streckte ihr die Hand entgegen ... Eine ockergelbe Rauchwolke um-hüllte die beiden. Die junge Frau schwankte. Ein Schrei
    des Entsetzens blieb ihr im Hals stecken. Sie sackte zu
    Boden, mit starren Gliedern und einem von Muskel-
    krämpfen geschüttelten Körper.
    Die Familie Simba lebte nicht mehr. Genau fünfund-
    zwanzig Sekunden nach dem Eindringen des Mörder-
    kommandos starb sie ...
    Außer seiner überwältigenden Zerstörungskraft bot das
    Thunder TX 650-Gas auch noch andere Vorteile. Es war
    ein äußerst flüchtiges Gas und hinterließ keine Spuren,
    weder im Organismus der Opfer noch an den Orten, wo
    es eingesetzt wurde. Die Militärexperten hatten sehr
    rasch begriffen, daß es sich dabei eher um eine Stadt-
    guerilla-Waffe handelte als um echtes Kriegsmaterial.
    Und schließlich bot es noch eine letzte Besonderheit:
    Das Gas war in den Laboratorien der Sirchos Corpora-
    tion entwickelt worden, einer äußerst attraktiven Abtei-
    lung der Aerospatial.
    In weniger als zwanzig Minuten waren alle Spuren
    des Giftgases verschwunden. Die nach wie vor maskier-
    ten Eindringlinge zerrten die Frau in ihr Zimmer und
    zerschlugen einige Möbelstücke. Drei Männer verge-
    waltigten die Frau. Sie taten es ohne die geringste Rüh-
    rung, fast automatisch.
    Dann kehrten die Männer auf den Flur zurück, zer-
    trümmerten Juniors Kopf und jagten Simba eine Kugel
    in den Kopf, bevor sie ihn ins Wohnzimmer trugen.
    Dann plünderten die Männer in aller Eile die Woh-
    nung. Sie nahmen ein paar hundert Dollar Bargeld, ei-
    nige Schmuckstücke, eine Mini-Laser-Stereoanlage,
    zwei Tonbandgeräte, einige Wertsachen und fast die ge-
    samte Computerausrüstung von Junior mit.
    Sie verließen die Villa der Simbas, ohne ein einziges
    Wort gewechselt zu haben. Ihre Arbeit war beendet. Für
    alles andere war die Polizei zuständig.
    Langsam drehte Milan die Pikdame zwischen den Fin-
    gern. Von Zeit zu Zeit starrte er auf einen imaginären
    Punkt an der Wand, setzte zum Wurf an und behielt die
    Karte dann doch in der Hand. Er schaute kurz auf die
    Uhr. Seit vier Stunden saß er auf dem Stuhl, mit den
    Stiefeln auf dem Schreibtisch, und wartete. Draußen
    wurde es allmählich hell. Er hörte, wie draußen auf der
    Straße immer mehr Autos vorbeifuhren, wie die Plastik-
    säcke auf die Müllwagen geladen wurden. Er vernahm
    Schritte und Stimmen, hörte wie die Eisengitter der Ge-
    schäfte hochgezogen wurden ... Die Stadt erwachte,
    wertlos und verabscheuungswürdig.
    In den benachbarten Wohnungen machten sich die
    Leute zum Aufbruch bereit. Sie hatten schlechte Laune
    und einen bitteren Geschmack im Mund. Sie zogen bru-
    tal die Rolladen hoch und schlugen die Türen mit unbe-
    greiflicher Gehässigkeit zu. Im ganzen Haus ertönte das
    Rauschen der Wasserspülung. Überall wurde, wie auf
    Kommando, geschissen und gepißt, vom Erdgeschoß
    bis zur obersten Etage. Sie wuschen sich das Gesicht,
    brachten sämtliche Wasserleitungen zum Erzittern,
    stellten sich dreißig Sekunden lang unter die Dusche,
    wobei sie darauf achteten, sich die Haare nicht naß zu
    machen, pißten ins Becken, schalteten ihre Radios oder
    Fernseher ein, tauchten ranzige Butterbrote in alte, mit
    Milchkaffee gefüllte Tassen. Häufig stritten sie sich,
    über nichts und wieder nichts, über eine nicht aufzufin-
    dende Socke, ein zerknittertes Hemd ...
    Dieser allgemeine Verdruß schien auf Milan abzufär-
    ben; er stieß einen kaum hörbaren Fluch auf die ganze
    Welt aus. Die Pikdame fiel ihm aus der Hand, und ein
    Tropfen Blut perlte ihm am Mittelfinger herunter. Er
    lutschte an der Wunde und hob die Karte wieder auf. Er
    glaubte nicht mehr, daß Mustapha Moussi demnächst
    zurückkommen würde. Bestimmt hatte dieser kleine
    Dreckskerl anderswo geschlafen. Eine Folge von Zufäl-
    len oder bewußte Vorsichtsmaßnahme? Milan tendierte
    zur zweiten Hypothese. Die Wohnung schien seit meh-
    reren Tagen leerzustehen. Der Araber hatte Verdacht
    geschöpft. Wahrscheinlich hatte er begriffen, daß es
    nicht besonders schwierig war, ihn ausfindig zu ma-
    chen. Aber dieser kleine widrige Umstand störte den
    Sammler nicht. Der Mann war nur ein Anfänger, ein er-
    bärmlicher Wicht. Er würde ihn

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