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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Scheißkerls namens Bismark
    werden, und wenn er mich heute umbringt, bist du
    morgen ebenfalls tot, erstochen und über das ganze
    Gebiet verstreut.«
    Mit der freien Hand ergriff Milan den 22er Long Rifle
    Karabiner.
    »Hier, nimm und versteck dich in der Nähe des Che-
    vrolets! Wenn Trois-Pommes Dummheiten macht, jagst
    du ihm eine Kugel zwischen die Augen.«
    »Soll ich nicht lieber die Pumpaction nehmen?« fragte
    Vito erstaunt.
    Bestürzt schüttelte Milan den Kopf.
    »Ich werde Ma eines Tages doch fragen müssen, ob
    du tatsächlich mein Bruder bist«, seufzte Milan. »Eine
    Pumpaction ... Dann kannst du auch gleich mit einer
    Granate nach uns werfen!«
    Der Sammler drückte seinem Bruder den Karabiner in
    die Hand, stieß die Tür des Wohnwagens auf, zog seine
    Lederhose kurz hoch und sprang hinaus in den
    Schlamm.
    In einiger Entfernung steckte Stefan gerade einen
    Haufen alter Autoreifen in Brand. Fasziniert lächelnd
    beobachtete er die schwarzen Rauchwolken, die ein
    launischer Wind nach unten drückte.
    »Stef!« brüllte Milan.
    Entzückt drehte der dicke Mongoloide sich zu seinem
    großen Bruder um.
    »Schau dir dieses schöne Feuer an! Schau dir dieses
    schöne Feuer an!«
    »Ich habe dir schon hundertmal gesagt, daß du keine
    Reifen verbrennen sollst, wenn der Wind nach Süden
    weht!« schimpfte Milan.
    Verwirrung trat auf Stefans pausbäckiges Gesicht.
    Milan runzelte die Stirn.
    »Wo ist Ma?«
    »Sie ist wieder zum Unterernährten gefahren«,
    stammelte Stefan verlegen.
    Milan spuckte kräftig zwischen seine Stiefel und
    schritt zum Eingang des Schrottplatzes.
    »Scheiße!« fluchte er leise vor sich hin.
    Trois-Pommes erwartete ihn am Straßenrand; mit ge-
    kreuzten Armen lehnte er an einer Platane. Er hatte sich
    einen grünen Strich auf seinen kahlen Kopf gemalt und
    sah noch häßlicher aus als sonst. Mit einem kurzen Blick
    schätzte Milan die Entfernung zwischen dem Chevro-
    let-Wrack und dem Zwerg ab. Wenn Vito von der Sau-
    ferei am Vorabend nicht mehr allzu sehr benebelt wäre,
    könnte er ohne allzu große Schwierigkeit genau ins Ziel
    treffen.
    »Will dein kleiner Bruder die ganze Stadt einräu-
    chern?« grinste der Zwerg, schürzte die Lippen und
    zeigte seine schrecklich gelben Zähne.
    »Was willst du?« fragte der Sammler schroff.
    »Ich bin Verwalter einer Erbschaft geworden, wenn
    du verstehst, was ich meine«, gluckste Trois-Pommes
    und entfernte sich einige Schritte vom Baum.
    »Nein, versteh ich nicht.«
    Der Zwerg lachte, wobei er den Kopf auf eine komi-
    sche Weise zur Seite neigte.
    »Dann werde ich's dir erklären«, sagte er schließlich.
    »Aber zuerst sagst du deinem Bruder, daß er sich eine
    andere Zielscheibe suchen soll als meinen Kopf!«
    Milan seufzte. Natürlich hatte Trois-Pommes, Bis-
    marks ehemaliger Leutnant, der geborene Unruhestif-
    ter, in der Zone nicht mit einer seiner Körpergröße ent-
    sprechenden Intelligenz überleben können. Was ihm an
    Zentimetern fehlte, machte er durch Grips spielend
    wieder wett.
    »Man hat mir erzählt, du seist sehr nachtragend«,
    sagte Milan. »Also wirst du verstehen, daß man zumin-
    dest vorsichtig ist.«
    Trois-Pommes zuckte mit den Schultern. Nach wie
    vor lag ein spöttisches Lächeln auf seinen blaßblau ge-
    färbten Lippen.
    »Dann hat man dir Dummheiten erzählt«, grinste der
    Liliputaner.
    Milan blieb mißtrauisch. Kurz blickte er sich nach al-
    len Seiten um. Vermutlich war Trois-Pommes nicht al-
    lein gekommen. Aber wo zum Teufel hielten sich die
    anderen versteckt?
    »Cool, Mann, cool!« lachte Trois-Pommes. »Wenn ich dich hätte umlegen wollen, wäre das schon längst geschehen.«
    Plötzlich wurde er wieder ernst und schaute ganz
    finster drein. Milan blieb vorsichtig.
    »Da du Bismark kalt gemacht hast, willst du bestimmt
    seinen Platz einnehmen, oder? Du willst das Dreieck
    haben?«
    Milan schüttelte den Kopf.
    »Idiot, das Dreieck ist mir doch scheißegal. Wenn die
    anderen damit einverstanden sind, dann nimm es dir,
    los, tu dir keinen Zwang an!«
    Der Liliputaner schien nicht sogleich zu begreifen.
    »Warum hast du Bismark dann umgelegt? Was geht
    in deinem verfluchten Kopf vor?«
    Auf der anderen Straßenseite tauchte plötzlich Ran-
    ky, der Dreckige, hinter einem Baum auf und zündete
    sich in aller Ruhe eine Zigarette an, ohne den Sammler
    aus den Augen zu lassen.
    »Was hat denn der hier verloren?« knurrte Milan wü-
    tend.
    Trois-Pommes drehte sich zu Ranky um.
    »Der da? Ist doch noch ein

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