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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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wurde ihr klar, dass es Leuchtraketen waren.
    Als die orangefarbenen Lichtkugeln allmählich wieder zu Boden sanken, wandte sich Melanie Harris abermals der Kamera zu und drehte ihre Hand ein paarmal aus dem Handgelenk. Das rote Licht vorne an der Kamera leuchtete auf, als Yushi zu filmen begann.
    »Hier ist Melanie Harris für American Manhunt«, setzte sie mit einer ausladenden Armbewegung an. »Wir senden heute Nacht aus Musket , Arizona. Wir stehen hier vor den Toren der Meza-Azul-Vollzugsanstalt, die sich durch eine Häftlingsrevolte seit achtzehn Stunden in den Händen der Insassen befindet. Das Leben von mehr als hundertsechzig Angehörigen des Gefängnispersonals, die zurzeit von den gefährlichsten Verbrechern der Vereinigten Staaten als Geiseln gehalten werden, steht auf dem Spiel.«
    Melanie lugte kurz zu Marty Wells hinunter, der so strahlend lächelte, wie er nur konnte, und mit dem Kopf nickte wie ein Wackeldackel. »Genau in diesem Moment scheint die angespannte Lage einen neuen Höhepunkt zu erreichen. Die Nationalgarde macht sich bereit, das Gefängnis zu stürmen.«
    In diesem Augenblick drang ein weiteres Grollen an ihre Ohren. Sie drehte sich um und sah einen Texaco-Tanklastzug hinter dem Gebäude hervorrollen, der sich wie ein zweigeteilter Käfer scharf um die Ecke wand. »Anscheinend werden wir hier Zeugen einer weiteren Freilassung eines Zulieferers.« Als das Haupttor des Gefängnisses aufzugleiten begann, sah sie mit ernstem Blick in die Kamera. »Den ganzen Tag lang haben die Insassen aus Gründen, die nur ihnen bekannt sind, die Lieferanten freigelassen, die das Pech hatten, auf dem Gelände zu sein, als der Aufstand begann.«
    Sie drehte sich halb zum Hof des Gefängnisses um, wo die Soldaten die Torausfahrt mit Panzerfahrzeugen blockiert hatten; der Texaco-Truck hielt gerade an, als die Leuchtraketen zur Erde zurückgekehrt waren und erloschen.
    »Wie heute schon in allen anderen Fällen wird das Fahrzeug von oben bis unten gründlich durchsucht.« Yushi konnte durch seinen nach oben gerichteten Aufnahmewinkel nichts von den Geschehnissen am Boden filmen, doch Melanie vertraute darauf, dass das Bodenteam Bilder davon schießen konnte, wie der Fahrer aus der Kabine seines Lasters gezerrt wurde. »Hier ist der Fahrer«, erklärte sie. »Sie durchsuchen ihn.« Es folgte ein Moment des Schweigens. Sie sah, wie der Fahrer die Arme senkte. »Das Militär scheint sich von der Unschuld des Fahrers überzeugt zu haben und nimmt sich jetzt das Fahrzeug selbst vor.« Wieder ging sie davon aus, dass das andere Team die Bilder dazu bekam. »Wie Sie sehen …«, setzte sie an.
    Später enthüllten die Video- und Tonaufnahmen, dass die Fenster im Untergeschoss des Louis-Carver-Verwaltungsgebäudes implodierten, als die sich aufbauende Gasexplosion Sauerstoff für die folgende Feuersbrunst ansog. Eine Sekunde darauf rauschte ein Brüllen durch die Luft, eine grellblaue Stichflamme packte das Gebäude und riss es aus seinen Fundamenten, hob den ganzen Komplex einen halben Meter hoch, bevor sie ihren Griff lockerte und die Gebäudeteile, die noch nicht zu herumfliegendem Schutt zersprengt worden waren, wieder in das Flammenmeer zurückstürzen ließ.
    Die Druckwelle brauchte etwa anderthalb Sekunden, um das Gelände zu überqueren. Das Nächste, woran Melanie Harris sich noch erinnern konnte, war, wie die schiere Wucht der Explosion sie von den Füßen riss und sie vornüber auf das Dach des Trailers warf.
    Die Schwere ihrer Füße verriet ihr, dass ihre untere Körperhälfte über den Rand des Daches baumelte. Eilig zog sie sich wie eine Krabbe vorwärts, nahm Knie und Hände zu Hilfe und robbte in Sicherheit. Der Hagel aus Dreck, Ziegeln und Glas hatte gerade erst begonnen, als sie sich unsicher wieder aufrappelte. Auf der anderen Seite des Daches saß Yushi mit offenem Mund und keuchte, während er dumpf auf seine nach oben gedrehten Handflächen starrte. Ein halber Ziegelstein schlug laut auf dem Dach auf. Yushi sah auf. Ein einzelnes kleines Rinnsal aus Blut lief aus seinem rechten Nasenloch, zog sich über seine Lippen und tröpfelte jetzt von seinem Kinn.
    »Nimm das auf«, schrie Melanie ihn an.
    Er klopfte seine Hände an der Hose ab und legte das Auge an den Sucher.
    »Sie haben es selbst gesehen, meine Damen und Herren. Eine heftige Explosion hat das Verwaltungsgebäude erschüttert … Nein, erschüttert kann man so nicht sagen … Sie hat … Eine gewaltige Explosion hat das

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