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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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Verwaltungsgebäude vollständig zerstört …« Ein weiterer heftiger Schauer aus Schutt und Geröll erschütterte den Trailer und übertönte, was Melanie noch sagte. Als die Kamera aufhörte zu wackeln, hatte sie ihre Fassung wiedergewonnen. »Melanie Harris für American Manhunt, live aus Musket , Arizona.«
    Unten ließen die Techniker die Kameras wieder laufen. »Die Nationalgarde rückt vor«, kommentierte sie aufgeregt. »Die ersten beiden Panzerfahrzeuge dringen rasch auf das Gelände vor. Und da, noch ein Paar, und noch eines.«
    Eine Wand aus Qualm und Flammen stieg aus den Trümmern des Verwaltungsgebäudes auf und verbarg den Zellenblock fast vollständig. Sirenen näherten sich. Ein Lautsprecher plärrte Befehle, doch Melanie konnte sie nicht verstehen. In verblüfftem Schweigen beobachtete sie, wie die beiden vorderen Panzerwagen etwa vierzig Meter vor dem Zellenblock anhielten. Melanie ließ die Bilder für sich sprechen, ein Trick, den sie sich von den Sportkommentatoren abgeschaut hatte.
    Die ersten beiden Wagen begannen, das Gebäude mit heftigem Maschinengewehrfeuer zu belegen. Über das Brüllen der Flammen und das Knattern der Waffen hinweg hörte man Schreie aus dem Inneren des Zellenblocks, kurz bevor die hinteren Luken der Wagen gleichzeitig aufklappten und die Soldaten, die darin verborgen waren, hinaussprangen und auf das Gebäude zurannten. Melanie kam der seltsame Gedanke, dass diese Truppentransporter, wie sie da ihre verborgene Last entleerten, ziemlich deutlich an die Geschichte mit dem Trojanischen Pferd erinnerten. Ehe sie es richtig begriff, kommentierte sie wieder.
    »Der Angriff ist jetzt in vollem Gange, meine Damen und Herren. Die Truppen schwärmen von den Panzerfahrzeugen aus. Gerade haben die ersten Soldaten eine der unteren Türen aufgebrochen und sind in das Gefängnis eingedrungen.« Sie zögerte. Überall auf dem Gefängnishof rannten jetzt Soldaten herum, die die Panzerfahrzeuge als Deckung nutzten, während sie über den mit Schutt bedeckten Boden eilten. Melanie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, beinahe als wäre sie selbst da unten, mit einer Waffe in der Hand. Wieder bedeutete sie Yushi, er solle weiterdrehen. »Dies hier sind Live-Aufnahmen von American Manhunt. Melanie Harris berichtet heute für Sie aus Musket, Arizona, wo …«

16
    »Beschädigt?«, sprudelte Dallin Asuega hervor. »Was heißt hier beschädigt? Wir reden hier nicht von Schäden, um Gottes willen. Wir reden davon, dass das ganze verdammte Gebäude …«, er suchte nach dem passenden Wort und zwang sich schließlich, es auszusprechen, »weg ist. Dreiundzwanzig Millionen, und es ist einfach weg. Erst in die Luft gejagt und dann bis auf die Grundmauern niedergebrannt.« Resigniert zeigte er auf das Gefängnis. »Und außerdem wahrscheinlich Schäden im Wert von zwanzig Millionen Dollar am Zellenblock.« Wie überwältigt von seinen eigenen Worten verstummte er. »Und das sind nur die Gebäudeschäden. Gott weiß, was mit der Inneneinrichtung passiert ist.«
    Asuega warf einen Blick auf den Fernseher. CNN musste einen Helikopter gechartert haben. Der Lärm der Rotoren war im Hintergrund zu hören. »Klopp, klopp … hoch über Meza Azul, wo Einheiten der Nationalgarde Arizonas und Nevadas …«
    »Schalten Sie das verdammte Ding aus«, verlangte Asuega.
    Iris Cruz zog eine Augenbraue hoch und zögerte, als wollte sie Gefängnisdirektor Elias Romero fragen, ob sie der Anweisung Folge leisten solle. Wie die meisten Männer hielt sich Elias gern für unergründlich, doch sie konnte ihn lesen wie eine Speisekarte. Er war schweißgebadet. Fast so schlimm, wie wenn sie ihn hart bedrängte, dass er seine Frau verlassen sollte. Er versuchte abzuschätzen, welche Folgen das Ganze für ihn haben würde. Typisch. Ihre Blicke trafen sich kurz. Mit einer kaum wahrnehmbaren Kopfbewegung bedeutete er ihr, den Ton abzudrehen, das Bild jedoch weiterlaufen zu lassen.
    Das Fernsehbild zeigte den Gefängnishof aus dreihundert Meter Höhe, wo drei Feuerwehrautos mit Druckschläuchen den schwelenden Schutthaufen bearbeiteten, der einst das Louis-Carver-Verwaltungsgebäude gewesen war. Die Kamera schwenkte herum und zeigte die Reihen der Gefangenen, die bäuchlings auf dem Boden lagen, die Arme mit weißen Plastikbändern auf dem Rücken gefesselt. Splitterfasernackt … jeder Einzelne von ihnen. Alle hatten die Gesichter zur Seite gedreht und reckten ihre nackten Hinterteile in die Luft. Es nützte nichts,

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