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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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verstehen.
    »Und wenn ich dran bin, stehen Sie dann neben mir und gucken mir beim Pinkeln zu? Was für 'n Perverser sind Sie eigentlich? Bringen sie euch das auf der Cop-Schule bei, so pervers zu sein? Ja?«
    Der Cop warf Driver einen genervten Blick zu und starrte dann wieder vor sich hin. Driver griff durch das offene Fenster in den Innenraum des Mercedes und entriegelte alle Türen, dann zog er die hintere Tür auf und tat, als suche er etwas. Das Mädchen zeterte immer noch, doch Driver hatte sie ausgeblendet. Ein lautes Krachen ließ ihn aufblicken.
    Die Tür zur Herrentoilette war aufgestoßen worden und gegen die Wand geknallt. Ein zweiter Officer der Nevada State Police war in einen heftigen Ringkampf mit einem jungen Mann in Bluejeans und schwarzem T-Shirt verwickelt. Am Handgelenk durch ein Paar Handschellen miteinander verbunden, drehten und schleuderten sie umeinander herum und fuchtelten mit den Armen, weil jeder versuchte, die Oberhand zu gewinnen.
    Der Mann mit dem Kastenhaarschnitt sprang aus dem Wagen. Als er auf das Handgemenge zurannte und dabei an seinem Holster herumfummelte, gingen die beiden Ringkämpfer mit einem dumpfen Aufprall zu Boden. Der Polizist landete oben, doch der andere war schneller; er schlang ein Bein um den Cop und riss ihn herum. Das Stöhnen und Fluchen wurde lauter, als beide mit der jeweils freien Hand versuchten, dem anderen einen entscheidenden Schlag zu versetzen.
    Ab da war Tuning alles, wie man so sagt. Der zweite Cop erreichte die beiden Kämpfer just in dem Moment, als Kehoe aus der Tür des Toilettenhäuschens trat. Aus gut zehn Meter Entfernung sah Driver es kommen. Er wollte etwas rufen. Wollte Kehoe anweisen, einfach weiterzugehen. Doch es ging alles zu schnell. Viel zu schnell. Konfrontiert mit zwei Cops und einem Kampf auf Leben und Tod, ließ Kehoe sich von seinem Instinkt leiten. Er zog seine Waffe.
    Driver sah, wie Kehoe schneller zog als der Cop, eine ganze Salve auf ihn abfeuerte, ihn direkt in die Brust traf, die Luft aus seiner Lunge presste und ihn rückwärtstaumeln ließ, als sei er mit einem Holzhammer getroffen worden. Noch während er nach Luft rang und sich mit beiden Händen den Brustkorb hielt, taumelte der Cop auf den Streifenwagen zu.
    Sobald Kehoe begriffen hatte, dass der Cop eine kugelsichere Weste trug und in absehbarer Zeit nicht sterben würde, schickte er dem fliehenden Gesetzeshüter noch ein paar Salven hinterher und rannte dann auf den Mercedes zu. Driver griff unter die Handtücher und kam mit der zwölfkalibrigen Mossberg wieder hervor. Dann nahm er sich eine Handvoll Patronen und überwand mit einem Dutzend schneller Schritte den Abstand zwischen dem Mercedes und dem Streifenwagen. Er erreichte ihn genau in dem Moment, als der keuchende Polizist sich auf den Fahrersitz warf und nach dem Funkgerät griff.
    In dem Augenblick, bevor sein Daumen den Sprechknopf drückte, befahl ein primitiver Instinkt dem Cop, einen raschen Blick nach rechts zu werfen. Es musste ausgesehen haben wie ein Abflussrohr, das riesige, weit aufgerissene Maul der Pumpgun, die auf seine Schläfe gerichtet war – in der Sekunde, bevor das Schießpulver sich ausbreitete und das Heulen und die Stichflamme dem Plastikpfropfen aus dem Lauf heraus folgten. Seine Augen wurden riesengroß. Er griff nach seiner Waffe und rief seinen Herrgott an, als die ungefähr dreißig Schrotkugeln, die in die Patrone gepackt waren, seinen Kopf in Nebel verwandelten und mit Haaren bedeckte Pampe zum Seitenfenster hinausschießen ließen wie eine verbrühte Katze.
    Das Mädchen schrie jetzt, mit seltsam tiefer Stimme, fast ein Brüllen. Nichts, das man verstehen konnte, aber auch nicht in Panik. Etwas wie Erregung lag in ihren Schreien, die sie in den dunkler werdenden Himmel sandte, doch Driver hatte keine Zeit zuzuhören.
    Oben beim Toilettenhäuschen hatte der Cop Oberwasser bekommen und kniete jetzt auf dem Rücken seines Gefangenen, während er auf Kehoe schoss, der sich flach auf den Boden geworfen hatte und mit einer Hand die andere abstützte, während er eine Kugel nach der anderen aus seiner Waffe jagte, von denen einige bereits unregelmäßige Löcher in die Betonwand des Toilettenhäuschens gerissen hatten.
    Im Kampf um sein Leben war der Cop so auf Kehoe konzentriert, dass er Driver aus den Augen verlor. Er hatte ihn bis auf zwölf Meter herankommen lassen, ehe ihn das Donnern der Mossberg in Stücke riss. Das Letzte, was er sah, war Driver, der bei jedem Schritt den

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