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Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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Albtraumvisionen. Cai, wie er in Ketten gelegt, halbnackt und zerschunden vor den Kaiser gezerrt wurde. Als Verräter gebrandmarkt und dem Tode geweiht.
    Lizzie riss die Augen wieder auf und presste ihre Hand vor den Mund, um ein Keuchen zu dämpfen, das ihren Lungen entwich. Sie musste gehen. Lieber getrennt von Cai, als ihn mit ihrer Anwesenheit zu gefährden. Befand sie sich erst unter ihren Landsleuten, sah die Sache anders aus. Cai konnte ihr regelmäßig die Aufwartung machen, und vielleicht erlaubte ihr Bruder sogar, dass sie Cai heiratete. Wenn er wollte. Lizzie wischte sich über die Augen und eilte an ihre Kleidertruhe. Schnell waren die Männerkleider herausgezogen und auf dem Bett ausgebreitet. Die Sonne hing wie ein verglühender Feuerball über dem Meer am Horizont. Lizzie rang ihr Unbehagen nieder. Es sollte nicht allzu schwierig sein, in die britische Handelsniederlassung, die Faktorei, zu gelangen. Sie hatte Mai-Ling diskret ausgefragt und erfahren, in welcher Richtung sie die Briten fand.
    Sie entschied sich, bis zum Anbruch der Nacht zu warten. Als es dunkel wurde, drapierte sie ihr Kissen unter der Decke, dass es wie ein menschlicher Körper wirkte. Noch einmal sah sie in den Spiegel und nickte zufrieden. Im Dunkeln konnte sie als Junge durchgehen. Auf ihrem Kopf saß eine Kappe, die ihr langes Haar verdeckte und tief ins Gesicht gezogen ihre weiblichen Züge und die blauen Augen verbarg. Die Weste und das Jackett waren weit genug, um die Brüste und Taille zu verbergen. Sie steckte ihre Hände in die Hosentaschen und grinste ihr Spiegelbild an. Jetzt hieß es, das Haus heimlich zu verlassen, sodass niemand ihre Flucht bemerkte. Einzig der Glaube, das Richtige zu tun, gab ihr die Kraft, ihr Vorhaben tatsächlich umzusetzen. Die Schuhe in der Hand schlich sie den Gang bis zur Treppe entlang. Sie schaffte es zur Haustür, ohne entdeckt zu werden. Doch erst als sie das Ende der Straße unbehelligt erreichte, atmete sie auf.
    Noch immer herrschte reges Treiben in dem Viertel, obwohl kaum noch Kulis und Karren unterwegs waren und wenn, dann erschöpft von den Mühen des Tages. Auf der anderen Straßenseite wusch eine Frau ihr Kind in einem Holzbottich. Ein Stück weiter rupfte eine alte Frau ein Huhn, während ihr Mann daneben hockte und eine Pfeife schmauchte. Lizzie war fasziniert und verwundert gleichermaßen. Benutzten die Chinesen ihre Häuser nicht?
    Sie kam an einem Haus vorbei, dessen hell erleuchtete Fenster und der Gesang, der aus dem Inneren drang, sowie das Stimmengewirr verrieten, dass es sich hier um ein Teehaus handeln musste. Die Tür flog auf und heraus taumelten ein Chinese und seine Begleiterin. Beide offenkundig betrunken. Er hatte seinen Arm um die Schultern der Frau gelegt, doch es war sie, die ihn hielt, nicht umkehrt. Der Mann sah zu Lizzie und brüllte sie an. Lizzies Herz klopfte bis zum Hals. Sie senkte den Blick und eilte so rasch davon, dass sie beinahe rannte. Ihre Flucht, die ihr vor Kurzem noch abenteuerlich und heroisch erschienen war, verlor entschieden an Glanz.
    In Mai-Lings Straße war es deutlich ruhiger gewesen als in dieser Gegend. Hier tummelten sich noch Straßenhändler, und die Teehäuser waren gut besucht. Lizzie entdeckte einen Trupp Chinesen in Uniform. Offenbar eine der Milizen, von denen Cai sprach. Sie versteckte sich hinter einem fliegenden Händler und wartete, bis die Miliz abbog. Erst dann setzte sie ihren Weg fort. Kaum jemand beachtete sie. Sie hatte den Hut schief auf den Kopf gesetzt. Dies verhinderte, dass man einen zu genauen Blick auf ihr Gesicht werfen konnte. Und sie war obendrein gezwungen, auf den Boden zu schauen. So fiel niemandem auf, dass ihre Haut zu bleich, die Augen zu tief liegend und rund waren und überdies blau wie die See an einem klaren Sommermorgen.
    Lizzie bewegte sich durch einen Straßenzug, der bedeutend weniger lebhaft war. Das Lachen und Lärmen und die Musik drangen gedämpft wie aus einer anderen Welt zu ihr. Hier war es ruhig, ein ekelhaft süßlicher Geruch wehte zu ihr herüber, und Lizzie atmete flach, bis der Dunst vorübergezogen war. Die Straße lag dunkel vor ihr. Weder Licht in den Fenstern noch Lampen oder Fackeln erhellten die Häuserzeilen. Im fahlen Mondschein zeigte sich der bemitleidenswerte Zerfall etlicher Häuser dieser Gegend. Traurig ließ Lizzie ihren Blick schweifen. Hatten eben noch Adrenalin und Neugier sie angetrieben, ergriff sie nun Melancholie. Sie war allein. Cai war da draußen, in

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