Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
engagieren versucht.“
Cai erstarrte. Lizzies Bein bewegte sich zu seinem. Ihre Knie berührten sich und Lizzies fragender Blick durchbohrte ihn.
Vater machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Seine Versuche blieben erfolglos.“ Er nickte grimmig. „Hätte er uns um Erlaubnis gefragt, uns den finanziellen Verlust erstattet, vielleicht hätten wir sein Anliegen, deine taitai zu entführen, unterstützt. Unter Umständen hätten wir weggesehen. Immerhin sind nur yi betroffen.“
Cai zwang sich zur Ruhe. Die Triaden kannten keine Skrupel, doch auch sie agierten nach einem Ehrenkodex. Quigleys Entführungsversuch würde scheitern, solange er Hongkonger Gangster zu engagieren versuchte. Kein Gauner ging einem Geschäft nach, das nicht von der zuständigen Triade genehmigt wurde. Für die Unterstützung hätte Barnaby Quigley Vater bezahlen müssen.
„Das verstehe ich.“ Cai verneigte sich ehrerbietig.
Vaters Miene blieb unbewegt. „Du hast uns mit dem Hinweis auf den Hoppo einen Dienst erwiesen. Der ,Weiße Lotus‘ wird deine taitai nicht anrühren. Sie steht unter unserem Schutz, solange sie auf Hongkong weilt.“
„Ich danke Euch, Vater!“
Der Triadenführer machte eine abwehrende Handgeste. „Ihr könnt jetzt gehen. Wir halten weiter Ausschau nach dem Hoppo. Er ist nicht mehr Eure Angelegenheit. Sollte die Familie deiner taitai noch am Leben sein, werden wir Euch eine Nachricht senden.“
Cai erhob sich und half Lizzie auf. Er verneigte sich, und Lizzie tat es ihm nach. An der Tür erwartete sie der hagere Chinese. „Ich bringe Euch zurück, Lao Chiao-Ho.“
Bestimmte Gebiete waren so eindeutig chinesisch, dass Lizzie in ihrer englischen Kleidung und ihrem hellen Teint schon von Weitem auffiel. Kinder starrten sie an wie das sprichwörtliche Monster aus den Albträumen, und die Erwachsenen musterten sie zwar weniger entsetzt, aber unfreundlich. Bestimmt hätten sie sich näher an sie herangewagt, wenn nicht der Triadenmann dabei gewesen wäre.
Lizzie schluckte ihre Furcht hinunter und folgte Cai und dem Fremden. Die Straßenschluchten erinnerten sie an ihren unheilvollen Fluchtversuch in jener Nacht, als sie in die Opiumhölle und die Hände der drei Verbrecher geraten war. Irgendwo keifte eine schrille Frauenstimme. Über ihren Köpfen flatterte frisch gewaschene Wäsche aus den Fenstern. Immer wieder sah sie rot: rote Fensterrahmen, rote Türen, rote Bänder, die man an Wänden oder Türklinken befestigt hatte. Lizzie zwang sich, niemanden durch ihr Starren herauszufordern und heftete ihre Blicke auf Cais Rücken.
Ihre Gedanken wanderten zu dem zurückliegenden Treffen.
Vom Gespräch mit dem seltsamen älteren Chinesen hatte sie kein Wort verstanden, nur so viel begriffen, dass er sie interessant fand. Er hatte sie mit der Neugier eines Wissenschaftlers beäugt.
Als sie an der Allee ankamen, an der sie das Bandenmitglied angesprochen hatte, verschwand der Chinese in einer der schmalen Gassen zwischen den Häusern. Lizzie sah Cai fragend an. Der ganze Ausflug war ihr surreal vorgekommen.
Sie schüttelte den Kopf und lenkte ihre Aufmerksamkeit in die Gegenwart.
„Nun rede schon. Hat er etwas gesagt? Hatte er Informationen über meinen Bruder und seine Familie?“
„Er wusste nichts. Nur dass ein Mann, der der Hoppo sein könnte, einen Schuppen im Hafen anmietete.“
Lizzie blinzelte gegen die aufsteigenden Tränen an. Also weiterhin keine Spur von ihrem Bruder. Er, Melly und Jennifer mussten inzwischen drei Wochen in den Händen der Entführer sein. Lebten sie noch? Waren sie unverletzt?
„Wir werden sie nicht finden, oder?“, fragte sie Cai. Sie hasste den jämmerlichen Klang ihrer Stimme.
Cai musterte sie entschuldigend. „Lass uns hineingehen.“
Lizzie sah auf und bemerkte, dass sie das Haus des Majors erreicht hatten. Sie betraten die Eingangshalle, und Lizzie reichte Schute, Schirm und Handschuhe an das Hausmädchen weiter. Sie spürte Cais prüfenden Blick auf sich ruhen. Sie rang sich der Dienerin gegenüber zu einem Lächeln durch, und als diese verschwand, nahm Cai ihren Arm.
„Komm“, flüsterte er. Er zog sie hinter den schweren Brokatvorhang, der die Tür zum Ballsaal verdeckte. Lizzie begann zu zittern, und Cai schloss seine Arme um sie.
„Nicht hier! Wenn uns jemand entdeckt.“ Ihre Zähne klapperten.
„Pst“, machte Cai und zog sie eng an sich. Er zwang ihren Kopf mit leichtem Druck an seine Schulter und wiegte sie in seinen Armen. „Ganz ruhig, Éméi
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