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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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ergeben – auch wenn ich Euch bitten möchte, mich nicht gegen die Truppen Herzog Heinrichs zu schicken. Wenn es mir möglich ist, möchte ich niemanden verraten.«
    König Waldemar nickte. »Das Ansinnen ehrt dich, Magnus«, sagte er freundlich. »Nein, ich werde dich nicht zwingen, gegen deine Freunde zu kämpfen, auch wenn Heinrich seine Ritterschaft ja sowieso nicht gegen uns schickt, sondern nur diese Vasallenkrieger. Gegen solche wirst allerdings auch du kämpfen müssen, ich werde dich dem Heer zuweisen, das gegen Bogislav und Kasimir von Pommern zieht.«
    Magnus registrierte erleichtert die vertraute Anrede. »Das sind diese Zirzipanen, die Herzog Heinrich unterjocht hat, nach der Schlacht bei Verchen«, erinnerte er sich. »Auch Slawen, aber schon länger christlich, nicht wahr?«
    »Die Heinrich und ich gemeinsam unterjocht haben, ich traf nach der Schlacht mit ihm zusammen!«, berichtigte Waldemar streng. »Es war reiner Zufall, dass er die Schlacht allein schlug, aber natürlich habe ich keine Ansprüche auf die damit gewonnenen Ländereien gestellt. Nicht wie Heinrich in Bezug auf Rujana …«
    Der König begann, unruhig wie ein Raubtier im Käfig im Raum umherzulaufen. Magnus verzichtete darauf, ihm vorzuhalten, dass er jetzt Krieg gegen Bogislav und Kasimir führte – und damit sicher durchaus Gebietsansprüche verband. Im Grunde bekämpfte er König Heinrich auf dessen eigenem Boden, während Heinrich ihn auf den dänischen Inseln bekämpfte. Unsinnige Kriege, die niemandem nutzten. Es wäre zweifellos klüger gewesen, den Löwen nicht um seinen Teil des Tempelschatzes und die zwanzig Geiseln zu betrügen. Aber auch diese Meinung äußerte man in Waldemars Gegenwart besser nicht.
    »Ich werde Euch im Kampf gegen die Pommern bereitwillig dienen!«, erklärte Magnus stattdessen mit einer weiteren Verbeugung.
    Waldemar nickte, füllte noch einmal die Becher und trank mit seinem jungen Verwandten und neu gewonnenen Ritter.
    »Das Heer wird in wenigen Tagen übersetzen«, sagte Waldemar schließlich, um die Audienz zu beenden. »Melde dich dann bei Herrn Vaclav von Arkona. Ein Rane, aber keine Sorge, er spricht schon recht gut Dänisch. Diese Ranen sind eine reine Freude, wenn man sie erst mal auf seiner Seite hat. Keine Furcht, keine Skrupel – und getauft sind sie inzwischen auch alle. Herr Vaclav als einer der Ersten, wie du dich vielleicht erinnerst. Du wirst sehen, es ist ein wahres Vergnügen, an seiner Seite zu kämpfen.«

Kapitel 6

    V aclav von Arkona hatten seine frühe Taufe und die schnelle Übergabe von König Tetzlavs Burg kein Glück gebracht. Im Gegenteil, als die Dänen schließlich abzogen und Tetzlav mit dem Titel eines Fürsten und Lehnsherrn über Rujana zurückließen, fand Vaclav sich zu seiner Überraschung von allen Kräften der Insel verfemt und gehasst. Tetzlav machte ihn für den Machtverlust verantwortlich – obwohl er der Kapitulation natürlich zugestimmt und das Ganze auch mit geplant hatte. Die Priesterschaft – Muris’ Stellvertreter und der größte Teil der verbleibenden Priester des Svantevit machten sich den Christen schnell unentbehrlich und ließen sich in absehbarer Zeit selbst zu Dienern des neuen Gottes weihen – verübelte ihm die Zerstörung ihres Tempels und den Verlust ihrer Ländereien. Auch für sie war Vaclav ein veritabler Sündenbock, dessen Verteufelung es den Priestern ermöglichte, schnell wieder zu einer guten Beziehung zu Tetzlav zu finden.
    Und das Volk hasste Vaclav wegen der Auswahl und Entsendung der Geiseln aus den Reihen seiner Vertreter. Die Geiseln waren natürlich nie nach Rujana zurückgekehrt, es hieß, sie seien auf dem Sklavenmarkt nahe der Mikelenburg verkauft worden. Vaclav selbst empfand lodernde Wut auf Admir, den er für Amras Verlust verantwortlich machte. Er hatte sich vor Zorn kaum halten können, als er ihr Verschwinden bemerkte, aber ändern ließ sich daran natürlich nichts mehr.
    Auf jeden Fall wurde dem jungen Ritter bald nach dem Fall Arkonas klar, dass es für ihn zumindest vorerst keine Zukunft auf Rujana gab. Selbst wenn er sein Wissen über den Tempelschatz enthüllt hätte – er war manchmal kurz davor, entschied sich dann aber doch immer wieder, das Geheimnis zu wahren –, hätte man ihm die Rückgabe mit ziemlicher Sicherheit nicht gedankt. Wem hätte er das Silber auch aushändigen sollen? Dem Klerus ging es im Moment nur darum, sich bei den neuen Machthabern lieb Kind zu machen. Da hätte man Waldemar

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