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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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den Schatz auch gleich nach der Kapitulation geben können. Und Tetzlav? Selbst wenn er wollte, konnte er Vaclav gegen den Willen von Volk und Priesterschaft nicht wieder in eine höhere Position bringen. Das alles war sinnlose Gedankenspielerei, für Vaclav war es sehr viel sicherer, sein Wissen um das versteckte Silber und Gold zu bewahren. Er war noch jung, und Tetzlav war alt. Das Volk vergaß schnell – und unter Tetzlavs Nachfolger mochte Vaclav irgendwann auf der Insel neu anfangen können.
    So nutzte Vaclav die Chance, Rujana zu verlassen, als Waldemar die Lehnspflicht der Ranen einforderte. Vaclav meldete sich freiwillig und zog als Anführer eines Kontingents ranischer Ritter gegen die Pommern. Schwer fiel ihm das nicht, die Herzöge Bogislav und Kasimir waren Erbfeinde des Fürstenhauses von Rujana. Es hatte immer Konflikte zwischen Ranen und Zirzipanen gegeben, erst recht, nachdem die Pommern schon eine Generation zuvor das Christentum angenommen hatten.
    Vaclav gelang es denn auch schnell, sich auszuzeichnen. Er führte einige erfolgreiche Überfälle auf pommersche Küstenregionen durch und verbrachte dann den Winter am Hof des Dänenkönigs. Der junge Rane lernte höfisches Verhalten, Dänisch und Französisch. Die Damen bei Hofe waren entzückt von dem minniglichen jungen Ritter, der sie bald mit schönsten Worten umwarb, mit ihnen tanzte und Scharaden aufführte.
    Auch Magnus war eher angenehm überrascht, als er den Ranen am Tag nach seiner Besprechung mit Waldemar kennenlernte. Bislang wusste er nicht viel von Vaclav, gerade mal, dass er den Statthalter auf Burg Arkona gespielt und im Angesicht der Übermacht der Dänen sehr schnell klein beigegeben hatte. Aus der Sicht eines Ritters sprach das nicht für ihn, auch wenn es Magnus auf Rujana mehr als recht gewesen war. Außerdem hatten sowohl Herr Baruch als auch Amra erwähnt, dass Vaclav in Arkona um die junge Frau geworben hatte. Magnus hatte dem allerdings nicht viel Bedeutung beigemessen.
    Nun, da er ihn traf, war er jedoch überrascht, hatte er doch einen weniger höfisch gewandten, gröberen Mann erwartet. Bislang waren ihm die Slawen meist als wenig zivilisiert erschienen, er dachte noch mit Grausen an die Fürsten Niklot und Pribislav. Vaclav dagegen begrüßte seinen neuen Mitstreiter wie ein vollkommener Ritter. Er lud Magnus zum Wein ein, veranlasste, dass ihm neue Gewänder angemessen wurden und sein Schild frisch mit seinen Farben bemalt wurde. Dazu plauderte er höflich, schien allerdings mitunter noch kleine Probleme mit der Sprache zu haben. Als Magnus ihn nach seiner Kriegskunst im Kampf gegen die Pommern fragte, zog er nur die Stirn kraus.
    »Machen wir einfach, was wir immer gemacht haben. Keine Sorge, Herr Magnus, da kann nichts schiefgehen. Die Herzöge haben sich längst ins Inland zurückgezogen. Da sind leicht Siege zu erringen.«
    Magnus hätte das eigentlich eher gegenteilig eingeschätzt. Wenn sich die Herzöge auf irgendeiner Burg im Inland verschanzt hatten, mussten die Angreifer schließlich tagelang durch Feindesland marschieren und dann eine Belagerung durchführen. Leicht stellte er sich das nicht vor. Aber Vaclav schien keinerlei Bedenken zu haben – oder er hatte Magnus’ Frage einfach nicht verstanden.
    Magnus hätte sie am liebsten noch anderen Mitstreitern gestellt – er wusste gern, was ihn auf einem Feldzug erwartete. Leider erwiesen sich fast alle Ritter in Vaclavs Heereskontingent als Ranen, und die meisten sprachen kaum Dänisch. Den wenigen dänischen Rittern ging es ähnlich wie Magnus. Sie waren neu in der Kampfgruppe und wussten von nichts.
    »Aber man rühmt Herrn Vaclav als einen starken Kämpfer«, meinte einer von ihnen. »Im letzten Jahr ist er nach nur kurzem Feldzug mit überreicher Beute zurückgekehrt.«
    Darauf spekulierten nun wohl auch diese jungen Ritter, Fahrende, die sich extra für den Pommernfeldzug König Waldemar angeschlossen hatten. Magnus fragte sich, warum sein Verwandter ihn diesem etwas zusammengewürfelten Heer zugeteilt hatte, aber vielleicht hatte der König dabei ja auch daran gedacht, ihn finanziell zu retten. Magnus war sichtlich mittellos an seinen Hof zurückgekehrt, und Waldemar machte Heinrich dafür verantwortlich. Wenn Magnus sich nun an Beute aus Heinrichs Lehnsgebieten schadlos hielt, so fand der Dänenkönig das sicher nur richtig.
    Etwas befremdlich erschien es Magnus allerdings, dass König Waldemar nur zwei Schiffe gegen die Pommernherzöge schickte. Gut,

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