Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
es waren große Segler mit Platz für einige Dutzend Pferde und einige Hundert Kämpfer. Aber sie waren nicht einmal voll bemannt, Vaclav zog mit nicht mehr als fünfzig Rittern und nur hundert Söldnern in die Schlacht. Wie sollte er damit eine Burg belagern?
    Das Wetter jedenfalls schien aufseiten des Dänenkönigs und seines Heerführers zu stehen. Bei stetigem leichtem Wind und eher ruhiger See kamen die Schiffe schnell voran, umfuhren Rujana und ankerten schließlich vor der Küste Pommerns. Es war stockdunkle Nacht, und der Himmel war wolkenverhangen. Die Küstenlinie war nur schemenhaft zu erkennen.
    »Wo sind wir hier?«, erkundigte sich Magnus und wischte sich den Sprühregen aus dem Gesicht.
    Vaclav zuckte die Schultern. »Irgendwo südlich von Wolgast«, meinte er gelassen.
    Magnus runzelte die Stirn. »Ihr wisst das nicht genau? Ziehen wir denn Richtung Wolgast? Ich denke, die Herzöge sind im Inland?«
    Fröstelnd zog er seinen Mantel enger um sich. Es war Frühling, aber die Nächte waren noch kalt. Magnus fühlte sich an den Feldzug gegen Rujana erinnert und dachte wehmütig an Amra.
    Vaclav schürzte die Lippen. »Bei Demmin hocken sie, heißt es, oder noch tiefer im Land – feige Hunde. Aber nein, Wolgast greifen wir nicht an. Zu groß, zu gefährlich. Wir gehen hier an Land – Euer Pferd kann doch schwimmen?« Er lachte spöttisch.
    Magnus nickte und hoffte, dass man von ihm nicht ebenfalls verlangen würde, sich in die sicher noch eiskalte Ostsee zu stürzen. »Sicher«, meinte er. »Aber was machen wir hier? Ziehen wir weiter nach Demmin und suchen die Herzöge?«
    Vaclav nickte. »Die Richtung stimmt schon. Aber es liegen noch ein paar Dörfer auf dem Weg. Die Fischer leben vom Heringsfang wie auf Rujana … Und ganz gut …«
    Magnus nahm das unkommentiert hin. Fischerdörfer interessierten ihn nicht. Aber wenn sie hier ausschifften, sollten sie natürlich wissen, wo die Ansiedlungen lagen. Von Wolgast nach Demmin waren über dreißig Meilen zurückzulegen, wenn Magnus sich die Karten richtig eingeprägt hatte. Und es war zweifellos besser, sich dabei nicht beobachten zu lassen. Hier sah Magnus auch den ersten Vorteil ihrer kleinen Heeresgruppe. Mit etwas Glück und Geschick konnten sie unbemerkt weite Strecken zurücklegen und die Herzöge vielleicht unvorbereitet überfallen.
    Vaclav machte sich allerdings nicht die Mühe, Deckung für sein Heerlager zu suchen, als gegen Morgen alle Männer und Pferde an Land waren. Statt sich in den nur eine Pfeilflugweite entfernten Wald zurückzuziehen, ließ er die Zelte gleich am sandigen Ufer aufbauen.
    »Das ist egal, ob die uns sehen oder nicht«, meinte er gelassen, als Magnus ihn darauf ansprach. »Die laufen nicht weg. Und wenn, dann kriegen wir sie später.«
    »Aber wen denn um Himmels willen?« Magnus begann, die Geduld zu verlieren. »Ist hier irgendwo eine Burg, eine Festung, die erobert werden will, bevor wir ins Inland vorstoßen? Ihr sagtet doch vorhin, es gäbe nur ein paar Dörfer.«
    Bevor Vaclav antworten konnte, betrat ein junger ranischer Ritter das rasch aufgestellte Zelt des Anführers und machte aufgeregt Meldung. Natürlich in seiner Muttersprache.
    Vaclav grinste. »Da schau an, wir haben Glück! Anscheinend haben wir gleich neben dem ersten Bienenstock angelegt, und jetzt schwirren sie ganz aufgeregt herum. Wir sollten uns rasch den Honig holen, bevor sie ihre Stacheln ausfahren …« Lachend gab er dem Ritter ein paar Anweisungen in seiner Sprache und stand dann auf. »Also, auf die Pferde! Was ist, Herr Magnus? Noch Fragen?«
    »Es wäre besser, wenn die Pferde sich noch einen Tag die Beine auf dem Festland vertreten würden«, gab Magnus zu bedenken. Weitere Fragen ersparte er sich, er verstand inzwischen nichts mehr. »Und wohin wollt Ihr denn überhaupt reiten?«
    »In den Kampf, Herr Magnus!«, lachte Vaclav. »In den Kampf. Aber es wird nicht gefährlich für Euer Pferdchen, keine Sorge. Mit großer Gegenwehr ist nicht zu rechnen.«
    Magnus würde nie vergessen, was er an diesem Tag mit ansehen musste. Er hatte keine Ahnung, was Vaclav plante, aber natürlich sattelte er gehorsam sein Pferd wie die ranischen Ritter auch, die aufgeregt und freudig erregt wirkten. Der Ritter, der Vaclav eben Meldung gemacht hatte, saß bereits auf seinem Hengst. Anscheinend war er gleich auf Erkundungsritt gegangen, während die anderen die Zelte aufgebaut hatten, und nun führte er die Truppe an. Magnus fand sein Pferd tatsächlich etwas

Weitere Kostenlose Bücher