Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
nach Amra sicher verbesserte. Magnus wusste nicht, wie lange das Noviziat in einem Frauenkloster gewöhnlich dauerte, aber sehr viel Zeit würde Amra nicht mehr bleiben, bis man ihr die Ewigen Gelübde abverlangte. Vorher musste er sie finden und aus dem Kloster befreien – sofern sie befreit werden wollte! In seinen dunkelsten Stunden befürchtete Magnus mitunter, dass seine Liebste zum christlichen Glauben gefunden hatte und aus freien Stücken bereit sein würde, sich Gott zu weihen. Er konnte das zwar nicht glauben, inzwischen waren jedoch fast drei Jahre vergangen. Unter dem Einfluss der Klosterfrauen mochte sich Amra verändert haben. In seinen Albträumen sah Magnus ihr volles rotes Haar unter dem Messer einer Novizenmeisterin fallen und ihr geschorenes Haupt für immer von einem schwarzen Schleier bedeckt. Er sah die klaren grünen Augen voller Anbetung auf ein Kreuz gerichtet, statt sich glücklich in seinem eigenen Blick zu spiegeln.
    Das durfte nicht sein! Magnus war entschlossen, sich auf dieser Hochzeit noch einmal gründlich nach Frauenklöstern in den slawischen Gebieten umzuhören. Vielleicht wusste ja sogar jemand aus der Abordnung des Herzogs Näheres über Amras Verbleib. Magnus hoffte, seinen alten Freund Heribert wiederzusehen. Der mochte sich umgehört haben, er wusste doch, wie sehr Magnus daran gelegen war. Und als Fahrende Ritter traf man sich immer irgendwann und irgendwo wieder. Heribert war einem Lehen genauso fern wie Magnus. Beide Ritter konnten die Burgen ihrer jeweiligen Herren morgen verlassen und in irgendeinem anderen Heer wieder zusammenfinden.
    Magnus nahm sich vor, nach der Hochzeit erneut auf die Suche zu gehen. Er war bereit, jeden bayerischen Konvent abzureiten. Irgendwo musste Amra stecken, und er konnte nicht mehr warten. Was die Zukunft bringen sollte, wusste er nicht, aber eines wusste er sicher: Wenn er Amra jetzt wiederfand, würde er nie wieder von ihr lassen.

Kapitel 3

    A mra meinte, sich noch nie so wohl gefühlt zu haben wie in diesem Moment in der Kleiderkammer des Klosters, in der sie die schwarze Kutte wieder gegen ein seidenes Unterhemd und feinwollene Kleider tauschte. Es waren nicht ihre eigenen – die hatte das Kloster längst verkauft –, sondern die der letzten dem Kloster verschriebenen Novizin, offensichtlich einer Tochter aus reichem Hause. Das dunkelblaue Unterkleid und die schlichte dunkelblaue Surcotte waren aus bestem Tuch und umschmeichelten Amras Körper. Die Kleidung war ihr ein wenig zu groß, die schwere Arbeit und die karge Kost im Konvent hatten ihren Tribut gefordert, Amra drehte sich dennoch übermütig darin im Raum und ließ die Röcke fliegen.
    »Ihr seid schön«, bemerkte die Kammerschwester.
    Das war nicht einmal missbilligend. Schwester Gotlind freute sich ehrlich für Amra. Diese bemerkte, dass sie gleich wieder zurück in die förmliche Anrede fiel. Amra war das etwas unangenehm, aber sie freute sich doch, nach der langen Zeit als bessere Stallmagd erneut in die Rolle einer Edelfrau schlüpfen zu können. Sie konnte es kaum erwarten, in einen Spiegel sehen zu dürfen. Im Kloster gab es keinen, um die Schwestern nicht zur Hoffart zu verführen. Amra fragte sich, ob Niklot von Mikelenburg sich wohl einen Glas- oder Silberspiegel leisten konnte. Ihr schlechtes Gewissen gegenüber Magnus regte sich sofort, doch sie kam nicht umhin, gespannt auf diesen Mann zu sein, dem sie sich eben auf Gedeih und Verderb auslieferte.
    Vorerst spiegelte sie sich allerdings nur in den Augen des Heribert von Fulda – der junge Ritter konnte sich kaum an ihr sattsehen, als sie schließlich wieder im vollen Staat einer Edelfrau vor ihn trat.
    »Euer zukünftiger Gatte ist wahrhaft zu beneiden!«, schmeichelte Heribert und verbeugte sich ehrerbietig. »Doch wollt Ihr so reiten, Frau Amra? Euer Kleid ist sehr schön, aber wir haben noch Frühjahr und es ist mit Kälte und Regen zu rechnen.«
    Amra zuckte die Schultern. »Dies ist alles, was ich habe, Herr Ritter. Man frönt hier der Armut und dem Gehorsam. Herzog Heinrich konnte kaum damit rechnen, dass man mich mit einer reichen Mitgift entlässt.«
    Heribert lachte. »Die Mitgift wird er sich schon zurückholen! Er hat jedoch auch mich mit ausreichenden Mitteln ausgestattet, um Euch mit einer neuen zu versehen. Es war zu erwarten, dass die Ordensfrauen nicht gleich damit herausrücken. Fragt sich nur, wo wir jetzt einen Mantel für Euch herbekommen. Ohne Regenschutz könnt Ihr nicht reiten. Um alles

Weitere Kostenlose Bücher