Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
andere macht Euch keine Sorgen. In ein paar Tagen erreichen wir die Horeburg. Da wird es wohl einen Markt geben, sofern die Burgherrin es nicht als ihre edelste Pflicht ansieht, Euch selbst mit dem Nötigen auszustatten.«
    Wahrscheinlich würde die Edelfrau das tun, wenn auch vielleicht zähneknirschend. Die Herren der Horeburg waren Herzog Heinrich lehnspflichtig und sicher an guten Beziehungen interessiert.
    »Was ist eigentlich mit einem Pferd?«, überlegte Heribert inzwischen weiter. »Hier wird sich kaum ein Zelter erstehen lassen.«
    Amra konnte ihm erfreut versichern, dass sich Sternvürbe immer noch in den Ställen des Klosters befand – und Heribert machte sich gleich an die Verhandlungen mit der Äbtissin über die Herausgabe der Stute. Offiziell hatte Amra sie bei ihrem Eintritt in den Orden dem Konvent überlassen, darüber musste sich reden lassen. Amra wartete aufgeregt, wenn auch mit leisem Lächeln auf das Ergebnis der Unterredung. Jetzt, da er Amra sicher auf seiner Seite hatte, verzichtete der junge Ritter auf allzu große Unterwürfigkeit gegenüber der Ordensfrau und stellte klare Forderungen. Als er aus ihrem Schreibzimmer trat, wirkte er triumphierend, während die Oberin wieder einmal dreinblickte, als hätte sie mit Essig gegurgelt.
    »Die Ehrenwerte Mutter stellt Euch das Pferd natürlich gern wieder zur Verfügung«, wandte sich Heribert an Amra, »und ebenfalls einen Reisemantel. Es ist ihr eigener, also tragt ihn mit der gebührenden Ehrfurcht.«
    Er zwinkerte der jungen Frau zu, als er ihr den voluminösen Umhang aus feinem Filz umlegte, obwohl sich Amra in dem schwarzen Mantel schon wieder wie eine Krähe fühlte und meinte, darin auch den Geruch des Klosters wahrnehmen zu können – Weihrauch und … ja, Heringe. Das Kleidungsstück hielt aber zweifellos den Regen ab, die Oberin würde es vermissen, wenn sie über Land ritt, um ihre Güter zu inspizieren. Mutter Clementia nahm es mit ihrer eigenen Anwesenheitspflicht im Kloster nicht allzu genau, sie unternahm immer mal wieder Ritte in die Umgebung. In den letzten beiden Jahren hatte sie dazu stets Sternvürbe satteln lassen. Auch der Verlust der Stute würde sie hart ankommen.
    Amra warf keinen Blick zurück, als sie das Kloster schließlich bei Sonnenaufgang des nächsten Tages verließen. Sie lächelte nur, als sich ihr der kleine Mischling anschloss.
    »Auch er ist nicht zum Mönch geschaffen«, erklärte sie entschuldigend, als Heribert von Fulda den Hund unwillig musterte. »Seid unbesorgt, er wird niemandem zur Last fallen. Vielleicht findet er ja schon unterwegs eine nette Hündin.«
    Mariana winkte dem Zug vom Gästehaus aus nach, besorgt darüber, was ihren Schützling erwartete. Aber Amra dachte nur noch an die Zukunft.
    Herr Heribert hatte nur eine kleine Eskorte von sechs Rittern mitgebracht – noch weniger wäre ein Risiko gewesen, die Wälder zwischen Walsrode und Mikelenburg waren tief und von manch bösem Gelichter bewohnt. Auf dem Hinritt hatten die Ritter zwar nur wenig wertvolles Gut bei sich gehabt, das die Wegelagerer locken konnte – die wohlgefüllte Börse des Herzogs, die dem Ankauf von Amras Mitgift diente, trug Heribert versteckt unter seinem Mantel –, doch dem war ja nun nicht mehr so. Schon die schöne Amra stellte einen Wert dar. Rothaarige gepflegte Mädchen wurden auf den Sklavenmärkten hoch gehandelt. Und sehr bald sollten Truhen mit ihrer Aussteuer hinzukommen. Dann würden die Ritter auch Packtiere brauchen. Heribert hoffte, dass Amra sich wenigstens so weit bescheiden würde, dass kein Wagen nötig war. Ihm graute vor Achsenbrüchen und im Schlamm festgefahrenen Rädern.
    Aber bislang fiel die junge Frau nicht zur Last, und der junge Ritter verstand langsam, was sein Freund Magnus an diesem Mädchen gefunden hatte. Amra war nicht nur schön, sondern auch klug und geschickt. Sie beschwerte sich weder über die nach dem Frühlingsregen grundlosen Wege, in denen ihre kleine Stute tief einsank und aus denen sie sich oft genug mit einem schwer zu sitzenden Sprung befreien musste. Andere Mädchen hätten sich geängstigt, aber Amra hielt sich nur verbissen fest und schrie auch nicht, als sie doch einmal von ihrem Sattelkissen herunterrutschte und der Länge nach im Morast landete.
    »Ist auch nicht kälter als der Marmor vor der Kirchentür«, gab sie zurück, als Heribert sich besorgt nach ihrem Befinden erkundigte und gleich Rast machen und ein Feuer entfachen wollte. »Reiten wir lieber weiter

Weitere Kostenlose Bücher