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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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– das sind doch alles Habenichtse. Mehr als ein Pferd und eine Rüstung wirst du da nicht erbeuten.«
    Magnus zuckte die Schultern. »Ich hatte auch nicht gehofft, damit reich zu werden«, sagte er ruhig. »Aber sprechen wir über etwas anderes, Oheim. Ich würde den Winter gern auf dem Hof meines Vaters verbringen. Gebt Ihr mir dafür die Erlaubnis?«
    Magnus graute es vor einem Winter auf der Burg des Königs zusammen mit Vaclav und den anderen Rittern, die er in diesem Sommer von ihrer schlechtesten Seite kennengelernt hatte.
    Der Winter auf dem Gut seiner Familie gestaltete sich dagegen friedlich. Magnus’ Eltern waren froh, ihn wiederzusehen, vor allem seine Mutter Edita konnte nicht genug von seinen Abenteuern hören und zeigte auch größte Anteilnahme an der Liebesgeschichte mit Amra.
    »Sie scheint ja ein schönes und kluges Mädchen zu sein – und in meine Gebete schließe ich sie ohnehin ein, seit sie dir damals zur Flucht aus den Händen dieser Heiden verhalf. Zu traurig, dass wir nicht reich sind, Magnus. Und dass Vater und Sven auch nicht sehr zugänglich sind, was Hilfe auf dem Hof angeht.«
    Sven war Magnus’ älterer Bruder, und er wehrte sich kategorisch, das Lehen zu teilen oder Magnus wenigstens ein Haus und ein kleines Legat zuzuweisen, in dem er mit einer Frau seiner Wahl leben könnte. Dabei gab es reichlich Arbeit auf dem Hof, Magnus hätte seinen Vater und seinen Bruder entlasten können. Beide vernachlässigten ihre ritterlichen Aufgaben sträflich, sie waren mit der Landwirtschaft voll ausgelastet und kamen kaum noch dazu, sich im Kampf zu üben oder gar weitere Ritter und Söldner unter Waffen zu halten. Im Ernstfall würden sie ihrer Lehnspflicht nicht nachkommen können, und auch ihre Dörfer wären ohne jeden Schutz vor Invasoren. Magnus hätte sich hier und in vielerlei anderer Hinsicht nützlich machen können – die kleine Pferdezucht zum Beispiel hätte er gern betreut. Er hätte seinen Lebensunterhalt leicht damit verdienen können, die schweren Pferde für den ritterlichen Kampf auszubilden und dann viel teurer zu verkaufen, als es jetzt geschah. Sein Vater kam nicht dazu, und sein Bruder machte sich nichts aus Pferden. Die beiden schlugen die Tiere meist schon als Fohlen als Zug- oder Ackergäule los. Aber von einer zweiten Familie auf dem Gut wollte Sven nichts hören, er fürchtete um seine Pfründe. Und auch sein Vater zeigte kein Interesse daran, Magnus auf dem Hof zu halten.
    »Du solltest hier im Winter nicht herumlungern«, meinte er unwillig. »Mir ist es lieber, du kämpfst unter dem Banner des Königs für die Ehre unserer Familie. Vielleicht schaffst du dir so auch ein Lehen, statt nach dem deines Bruders zu gieren.«
    Magnus’ Vater hatte den eher schwerfälligen Sven, der ebenso an der Scholle hing wie er, immer vorgezogen, während Magnus der Liebling seiner gebildeten, feinfühligen Mutter war. Sein Hofdienst kam dem Vater und dem Bruder gleichermaßen zupass. Wenn schon einer aus ihrer Familie kämpfte, so meinten sie, würde der König die anderen nicht zu Lehnspflichten heranziehen.
    Schließlich wurde es Frühling, Magnus kehrte nach Roskilde zurück, und der König sandte ihn wie gewünscht auf die Insel Seeland, um seinen dortigen Lehnsleuten beizustehen. Er verbrachte den Sommer mit endlosen Patrouillenritten, erst im Herbst wurde sein kleiner Trupp junger Ritter in ein kurzes Gefecht verwickelt. Sie hatten die Männer der Fürsten Pribislav und Niklot beim Anlanden entdeckt und konnten sie leicht zurückschlagen. Ein Glücksfall. Wären die Pferde bereits ausgeladen gewesen und die kleine Streitmacht voll gerüstet, wäre es schwierig geworden. Herzog Heinrichs Truppen waren den Verteidigern zahlenmäßig überlegen. So aber suchten sie ihr Heil in der Flucht – zweifellos, um die nächste Insel anzufahren und ihr schändliches Werk dort weiterzuführen.
    Vaclav und seine Männer machten dagegen weiterhin Beute in Pommern, stießen dabei allerdings auf größere Gegenwehr. Heinrich der Löwe hatte seinen Lehnsleuten wohl Schutztruppen geschickt. Es wurde immer deutlicher, dass er in dem Konflikt um den ranischen Tempelschatz die Oberhand gewann. Und König Waldemar wurde des Streits mit seinem alten Waffengefährten auch langsam müde. Im Winter, den Magnus diesmal auf der Burg in Roskilde verbrachte, häuften sich die Gerüchte, Waldemar könnte klein beigeben. Und dann, im nächsten Frühjahr, wurden Magnus und Vaclav von Arkona auch offiziell

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