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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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darüber informiert.
    »Herr Magnus, Herr Vaclav … ich habe eine Aufgabe für Euch.« Der König kam gleich zur Sache, als die Ritter seine Kemenate betraten. Er wirkte nicht sehr zufrieden, die Karaffe edlen Weines, die auf dem Tisch an seiner Feuerstelle stand, war bereits zur Hälfte geleert. »Es ist eine Einladung ergangen.« Waldemar spielte mit einem Pergament, an dessen Rand Magnus das erbrochene Siegel Herzog Heinrichs erkannte. Der König seufzte und schien sich dazu durchzuringen, den Rittern doch erst die Vorgeschichte zu erzählen. »Ihr habt möglicherweise gehört, dass ich mich entschlossen habe, den Streit mit Herzog Heinrich beizulegen. Es ist zweier Fürsten nicht würdig, einander wegen ein paar Beuteanteilen zu bekriegen. Ich habe deshalb Größe gezeigt und dem Herzog das von ihm gewünschte Silber zukommen lassen.«
    Magnus nickte untertänig, Vaclav schien ein Grinsen unterdrücken zu müssen. Der König warf ihm einen bösen Blick zu.
    »Der Herzog versichert mir in diesem Schreiben«, Waldemar hob das Pergament, »dass er die Geste zu schätzen weiß und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren Ländern wieder aufleben lassen will. Desgleichen seine Verbündeten, die Fürsten Pribislav und Niklot von Mikelenburg sowie die Herzöge Bogislav und Kasimir von Pommern.«
    Magnus rieb sich die Stirn. So schnell sollten die versklavten Bauern und die verwüsteten Dörfer also vergessen sein. Auf beiden Seiten.
    »Aus Mikelenburg erreicht uns denn auch besagte Einladung«, kam der König auf den Anlass dieses Treffens zurück. »Aber nehmt Euch doch Wein, meine Herren, ich vernachlässige meine Pflichten als Gastgeber.«
    Vaclav ließ sich das nicht zweimal sagen und füllte auch einen Becher für Magnus.
    »Fürst Niklot wird demnächst die Ehe schließen. Mit einer slawischen Adligen, er führt das nicht näher aus. Aber er lädt uns zu der Feier ein, die in großem Rahmen und, wie er ausdrücklich betont, nach christlichem Ritus auf der Mikelenburg gefeiert werden soll. Natürlich ergeht auch eine Einladung an Herzog Heinrich, aber ich … ich denke nicht, dass es schon an der Zeit ist, ein persönliches Treffen …«, der König leerte sein Glas und ließ sich von Vaclav nachschenken, »… also kurz und gut, ich werde nicht nach Mikelenburg reisen. Dafür ist der Anlass auch nicht wichtig genug. Diese Slawen gehen zu leichtfertig um mit den Königs- und Fürstentiteln. Allerdings gedenke ich, eine Abordnung zu entsenden – unter Eurer Führung, meine Herren. Herr Magnus kann einige seiner jungen Ritter mitnehmen, die sind ja wohl nicht nur an der Waffe, sondern auch im Frauen- und Hofdienst trefflich geschult.«
    Der König und Vaclav grinsten, während sich Magnus auf die Lippen biss. Er hatte sich im Winter als Waffenmeister für die zahlreichen Knappen am Hof nützlich gemacht und die Jungen neben dem Kampf auch dazu angehalten, die Unterrichtsstunden des Hofkaplans im Lesen und Schreiben zu besuchen und den wenigen Troubadouren, die sich an König Waldemars Hof verirrten, wenigstens zuzuhören. Ein paar von ihnen versuchten sich daraufhin auch selbst im Frauendienst, was die Hofdamen der Königin entzückte. Die Mädchen versammelten sich aufgeregt kichernd um ihre Herrin, als die älteren Knappen schließlich beim ersten Frühjahrsvollmond ihre Schwertleite feierten, und brannten darauf, die Sieger des darauffolgenden Turniers zu küssen. Zu Magnus’ Genugtuung schlugen sich seine jungen Ritter dabei nicht schlechter als etwa Vaclavs. Letztere hatten zwar weit mehr Erfahrung, aber beim Schleifen pommerscher Bauerndörfer lernten sie nicht unbedingt viel dazu.
    »Und Ihr, Herr Vaclav, bringt Euer slawisches Regiment ein, so werden die Dänen ebenso wie die Rujaner vertreten sein. Das Ganze ist der Freundschaft unserer Völker zweifellos dienlich. Natürlich werde ich auch entsprechend wertvolle Geschenke senden. Und danach ist diese leidige Angelegenheit mit dem Tempelschatz von Rujana wohl endgültig aus der Welt geschafft! Ich denke, es genügt, wenn jeder von Euch zehn Ritter zu Eurer Begleitung auswählt. Ich werde meine Gattin bitten, die Geschenke zusammenzustellen, dann könnt Ihr in zwei Tagen reiten.«
    Magnus war nicht gerade begeistert, gemeinsam mit Vaclav nach Mikelenburg reiten zu müssen, andererseits freute ihn der Auftrag. Endlich würde wieder Friede zwischen Sachsen und Dänemark herrschen, was die Voraussetzungen für einen erneuten Vorstoß bei der Suche

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