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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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dachte Amra, während sie den widerwilligen Segen der Oberin entgegennahm und ihr unterwürfig die Hand küsste, und allem anderen, außer Heringen …
    Dann zog sie sich mit einer raschen Bewegung den Novizenschleier vom Kopf. Ihre üppigen rotgoldenen Locken fielen ihr über die Schultern, endlich befreit.
    »Wann wollt Ihr, dass wir reiten, Herr Heribert?«

Kapitel 2

    M agnus von Lund hatte den Sommerfeldzug des Vaclav von Arkona durchgestanden, wobei ihn jeder Tag mit Abscheu erfüllte. Der junge Slawe brannte und plünderte mitleidlos entlang der pommerschen Küste. Zu echten Kämpfen kam es fast nie, allenfalls formierte sich mal eine geringe Gegenwehr von Bauern, die von Plünderungen anderer Dörfer gehört hatten und sich jetzt mit dem Mut der Verzweiflung zusammenschlossen. Mit ihnen wurden Vaclavs Ritter allerdings mühelos fertig, sie hatten der schwer bewaffneten kleinen Truppe ja nichts entgegenzusetzen. Die Männer um Vaclav schienen sich dabei keiner Schuld bewusst zu sein. Als Magnus seinen Befehlshaber schließlich doch wegen seines unritterlichen Tuns zur Rede stellte, war der völlig überrascht.
    »Aber die Truppen des Herzogs von Sachsen tun doch dasselbe auf den dänischen Inseln«, verteidigte sich Vaclav. »Wir zahlen nur mit gleicher Münze zurück. Habt Ihr nicht von den Sklaven gehört, die in Mikelenburg verkauft wurden?«
    Magnus’ Einwand, dass böse Taten nicht dadurch besser wurden, dass andere sie auch verübten, traf auf taube Ohren.
    »Krieg ist Krieg«, höhnte Vaclav. »Das weiß auch Euer Oheim. König Waldemar billigt unsere kleinen Beutezüge, sie füllen ja auch seine Kassen. Also haltet Euch zurück, Herr Magnus, und seht zu, dass Ihr Euch einen Anteil an der Beute sichert. Ihr kehrt ja sonst mit genauso leeren Taschen nach Roskilde zurück, wie Ihr ausgezogen seid.«
    Das war letztlich auch der Fall, und Magnus fühlte sich dabei fast so, als hätte er Amra verraten. Eigentlich hatte er ja Beute machen und etwas sparen wollen, um möglichst bald mit der Suche nach ihr fortfahren zu können. Aber Amra hätte dies hier auch nicht gebilligt. Mit zusammengebissenen Zähnen verfolgte Magnus schließlich, wie die gefesselten, hilflosen Menschen auf die Schiffe getrieben und auf engstem Raum zusammengepfercht die Seereise antraten. Natürlich gab es keinen Proviant für sie und nur wenig Wasser. Die Sklaven waren von der Seekrankheit mitgenommen und völlig ausgemergelt, als sie schließlich in Dänemark ankamen. Für viele von ihnen ging die Reise dann noch weiter zu den Märkten in Lübeck und Stralow. Magnus ertrug den Anblick ihrer Not nicht länger. Noch bevor die menschliche Beute ausgeladen wurde, machte er sich auf den Weg nach Roskilde, um seinen Oheim zur Rede zu stellen.
    König Waldemar äußerte sich allerdings kaum anders als Vaclav. »Was bist du so zart besaitet, Junge? Du hast zu vielen Troubadouren gelauscht. Ich war immer der Meinung, dass das den jungen Streitern nicht guttut … Lass es dir jedenfalls gesagt sein: Im Krieg gilt Ritterlichkeit nicht viel, du wirst in der Schlacht schließlich auch nicht absteigen, wenn du deinen Gegner vom Pferd geworfen hast, und dich ihm artig wie im Turnier zum Schwertkampf stellen.« Der König lachte allein bei der Vorstellung. »Im Krieg heißt es ›Du oder der Feind‹!«
    »Diese Bauern waren nicht meine Feinde!«, versuchte Magnus zu erklären.
    Der König tat den Einwand mit einer Handbewegung ab. »Natürlich nicht. Aber sie gehörten dem Feind. Ihre Herren sind mit Heinrich verbündet, und damit sind sie eine reguläre Beute im Krieg. Wenn Heinrich sie nicht verteidigt, ist das sein Problem.« Waldemar lachte wieder.
    Magnus senkte den Kopf. »Dann bitte ich, mein König, in Zukunft zur Verteidigung unserer Bauern eingesetzt zu werden. Gebt mir ein Kommando und schickt mich in die Gebiete, in denen Pribislav plündert. Vielleicht kann ich unseren Leuten ein Schicksal wie das dieser Pommern ersparen.«
    »Aber damit ist nichts zu verdienen, Junge«, gab Waldemar zu bedenken. »Natürlich setzen wir ein paar Truppen ein, um die Inseln zu verteidigen. Schon, um keinen Aufstand zu riskieren, wir schulden den Lehnsleuten ja Schutz. Aber das ist mehr der Form halber, die Küsten sind zu lang, man kann nicht jedes Dorf im Auge behalten.«
    Magnus nickte. Auch in Pommern waren sicher ein paar Ritter stationiert gewesen, aber Vaclav war keiner Patrouille ins Netz gegangen.
    »Und selbst wenn man mal auf den Feind stößt

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