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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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vermählt. Eine andere Frau konnte ihn nicht betrügen. Aber ich erinnere mich daran, mit welchen gotteslästerlichen Absichten man dem Herzog damals eine der Rujaner Geiseln schickte. Wenn diese Amra ihm da entwischt ist – ich werde sie ganz gewiss nicht in Ketten zu ihm zurückbringen.« Auch Herzog Heinrich erfreute sich nicht gerade der Sympathien des Fürsten. Schließlich verdankte er ihm seine desolate finanzielle Lage.
    »Ihr wollt also nichts tun?«, fragte Vaclav aufgebracht.
    Jaromar schüttelte den Kopf. »Ich sehe keine Notwendigkeit«, meinte er. »Natürlich werde ich bei meinem nächsten Hoftag am Schwarzen See mit dem jungen Mann reden – er soll ja nicht glauben, er könnte seinen Fürsten zum Narren halten. Er hätte mir seine Geschichte ruhig selbst erzählen können. Aber sonst … Ihr müsst diese Dinge mehr Gott dem Herrn überlassen, Vaclav! Der pflegt es aufs Schönste zu fügen! Folgt mir jetzt in die Kapelle, auch Ihr werdet für Euren Verwandten beten wollen. Wir hörten eben, dass Graf Bolek von Karentia im Sterben liegt. Der Bischof wird eine Messe für ihn lesen.«
    Vaclav senkte gehorsam den Kopf, aber sein Herz schlug höher. Graf Bolek lag im Sterben! Das Lehen von Karentia war zum Greifen nahe, wenn Jaromar sich ihm nur gnädig zeigte. Es gab noch zwei oder drei andere ebenso entfernte Verwandte, die Boleks Burg übernehmen konnten, letztlich lief es auf die Entscheidung des Fürsten hinaus. Vaclav musste Jaromar jetzt für sich einnehmen!
    Und was Magnus anging … nun, auch Vaclav konnte einen Mann im Zweikampf töten. Wenn sich nur der richtige Anlass dazu fand. Aber da ließe sich bestimmt etwas machen. Und Gott konnte ihm dabei womöglich eine große Hilfe sein.

Kapitel 5

    D ie Dorfbewohner am Schwarzen See feierten ihren neuen Vorsteher freudestrahlend, als Magnus ihnen die guten Nachrichten vortrug. Wenn sie gleich anfingen, konnten sie bis zum Winter noch ein Gewann Wald roden, und wenn der Schnee nicht zu spät schmolz, die ersten neuen Felder schon im Frühjahr bearbeiten.
    Die Männer berieten eifrig, wer Pferde und Wagen stellen konnte und wie viele Äxte und Sägen vorhanden waren. Magnus erklärte, sein Gespann natürlich zur Verfügung stellen zu wollen, aber es zunächst noch einige Tage selbst zu benötigen.
    »Ich gedenke, mit den Überschüssen aus diesem Jahr einen Bullen zu kaufen«, eröffnete er Zwonimir und den anderen. »Herr Baruch sagte mir beim letzten Besuch, es stünde einer zum Verkauf bei Wiek, und er wäre gut geeignet für die Zucht, aber auch als Zugtier. Ich will ihn mir mal ansehen.«
    Die Dorfleute ließen Magnus daraufhin gleich noch einmal hochleben. Bislang war es mühsam gewesen, Kühe decken zu lassen, der nächste Zuchtbulle stand erst kurz vor Arkona, und es ging ein ganzer Tag damit verloren, die Kuh hinzuführen, die dann obendrein nicht immer gleich aufnahm. Außerdem war für die bevorstehenden Rodungsarbeiten jedes Zugtier wertvoll. Auch da würde der Bulle gute Dienste leisten.
    »Und da musst du mit dem ganzen Gespann hin?«, fragte allerdings Zwonimir. »Kannst du nicht einfach ein Pferd nehmen und reiten?«
    Magnus schüttelte den Kopf. »Nein, ich will Amra und Edita mitnehmen. Wir haben ihre Mutter seit der Hochzeit nicht mehr gesehen, da ist das eine gute Gelegenheit, sie zu besuchen. Und auf dem Viehmarkt in Wiek kann Amra sich auch nach Geflügel und anderem Kleingetier umsehen.«
    Zwonimir grinste. »Klarer gesprochen: Dein Weib langweilt sich. In Wiek ist ja nicht nur ein Viehmarkt, wenn ich mich recht erinnere. Da sollte sie auch feinere Stoffe kriegen, als die Frauen hier weben, und besseres Schuhwerk.«
    Magnus grinste zurück. »Und Gewürze«, fügte er hinzu, »und bunte Bänder und Kochtöpfe und was weiß ich nicht alles. Sie hortet ihre paar Kupferpfennige schon eine Weile, und ich gönn’s ihr von Herzen. Im nächsten Jahr sind es zwei Kinder, dann wird das Reisen schwieriger.«
    »Und die Kupferpfennige weniger, wenn’s mehr Mäuler zu stopfen gibt!«, fügte ein anderer Nachbar hinzu.
    Die Dörfler lachten gutmütig, als Magnus nickte. Tatsächlich würde Amras Bestand an Kupferpfennigen nicht gar so schnell schwinden. Herr Baruch ließ stets eine kleine Börse da, wenn er am Schwarzen See vorbeischaute. Ein Teil dieses Geldes würde auch in den Erwerb des Bullen fließen. Aber das mussten die Männer nicht wissen. Magnus wollte keinen Neid erregen, und er selbst nahm Baruchs Geld auch ungern an. Der Hof

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