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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Ritter begannen auf Vaclavs Zeichen, die Frauen von den Männern zu trennen. Als ein junger Mann sich wehrte, stach einer ihn nieder. Daraufhin erlahmte der Widerstand. Die Männer lamentierten nur noch, die Frauen weinten.
    »Habt ihr nicht verstanden?«, wütete Vaclav und ließ sein Pferd vor den Dörflern steigen. »Wer ist Katica? Und war da nicht neulich noch eine Rothaarige, die ihr unter euch hattet?«
    »Katica wohnt im Wald«, verriet schließlich ein verängstigtes junges Mädchen, »nah dem See, nah der Burg.«
    »Nah an eurem Heiligtum«, grinste Vaclav. »Ich verstehe … Nun, dann werdet ihr mich mal hinführen.«
    Er ließ die Blicke über die anwesenden Frauen schweifen. Die meisten von ihnen waren alt, zumindest in seinen Augen. Kinder jeden Alters klammerten sich an sie … Vergnügen war da nicht zu erwarten. Vaclav gedachte allerdings, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden … Er ritt die Gruppe der Frauen ab. Viele waren es nicht, die Siedlung war klein. Aber ein paar gefielen ihm schon.
    »Du kommst mit, du, du …«
    Vaclav wies auf ein junges Mädchen nach dem anderen. Die meisten von ihnen waren sicher noch Jungfrauen, ein paar mochten auch jung verheiratet sein – bei diesen Bauernweibern sah man das ja nicht immer, die trugen das Haar noch offen oder zu Zöpfen geflochten, wenn sie schon das erste Balg im Bauch hatten.
    Schließlich standen sieben junge Frauen und Mädchen zitternd abseits der anderen Dörfler. Vaclav war allerdings nicht recht zufrieden. Er hätte Amra gern dabeigehabt.
    »Wo ist die Rothaarige?«, wandte er sich an eine.
    Die kleine Blonde bewies jedoch Widerspruchsgeist, sie spie ihn an. »Hier gibt’s keine Hexen!«, sagte sie fest. »Und keine Frau mit rotem Haar.«
    »Und wenn’s eine gäbe, dann würden wir’s Euch nicht sagen!«, sagte ein anderes Mädchen, noch jünger und offensichtlich aufsässig. Und dumm.
    Natürlich gab es Amra, die Frauen würden schon noch reden, wenn die Nacht lang wurde.
    Einige der Ritter trieben die Dörfler jetzt in die Kirche und hielten sie dort in Schach, während Vater Jozef lamentierte und betete. Vaclav und die anderen Männer folgten den Mädchen in den Wald. Die Anführerin der Gruppe versuchte zunächst wohl, sie in die Irre zu führen, aber Vaclav brachte sie schnell zur Vernunft. Weinend stolperte sie schließlich über einen ausgetretenen Pfad. Und dann erreichten sie das winzige Heim Katicas, alles andere als ein Tempel. Doch die Göttin Mokuscha wurde ja auch eher in der freien Natur angebetet.
    Die Ritter umringten das Haus mit ihren Fackeln, bevor sie sich bemerkbar machten. Niemand sollte entkommen, wenn sich dort mehr als eine Hexe versteckte. Vaclav sprengte schließlich vor, bereit, die Tür mit seinem Schwert aufzustoßen, aber sie öffnete sich schon von selbst. Katica trat heraus, gekleidet in ein nachtblaues Gewand, das lange weiße Haar offen.
    »Ihr wollt zu mir?«, fragte sie gelassen. »Sollten in einer Nacht so viele Frauen in den Wehen liegen?«
    Vaclav lachte hämisch. »Darum geht’s nicht, Hexe!«, sagte er dann. »Es geht um Gotteslästerei, um …«
    »O ja«, gab Katica ruhig zurück. »Das lese ich in Euren Gedanken. So widerliche und gotteslästerliche Gedanken, dass sie mich anspringen, ich brauche dazu gar nicht in den Spiegel des Sees zu blicken. Ihr solltet von Euren bösen Absichten ablassen und Buße tun, Herr Ritter.«
    »Das musst du gerade sagen!«, höhnte Vaclav. »Huldigst du nicht noch einer heidnischen Göttin? Verleitest du nicht die Frauen deines Dorfes zu verbotenen Festen?«
    Katica sah Vaclav gleichgültig an. »Ich wurde der Göttin verschworen, als ich zwölf Sommer zählte. Seitdem diene ich ihr. Ich tue es nicht im Verborgenen, und ich verleite niemanden dazu, etwas Verbotenes zu tun. Seht Euch um, Herr Ritter, es gibt kein Heiligtum mehr und keine Jungfrauen, die der Göttin geweiht werden und ihr Gesicht im Spiegel sehen. Diese Mädchen, die Ihr da vor Euch hertreibt, sind gänzlich unschuldig. Ich hab sie alle zur Welt gebracht, aber auf keines von ihnen hat die Göttin ihre Hand gelegt.« Sie sah die verängstigte Gruppe junger Frauen näher an. »Drei von ihnen haben bereits Hochzeit gefeiert«, sagte sie gelassen. »Die sind nicht mal mehr Jungfrauen, zwei von ihnen sind gesegneten Leibes.«
    »Und wenn uns das egal ist und deiner Göttin auch?«, spottete Vaclav.
    »Euch ist das egal, das weiß ich«, sagte Katica gelassen. »Und was die Göttin angeht

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