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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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gelassen!«
    Jozefs Stimme klang triumphierend. Das war ein gutes Ende dieser Rede, es klang, als hätte sich Katica seinem Rat ohne Widerworte gebeugt. In Wahrheit war das nicht der Fall. Aber das musste er dem Ritter ja nicht auf die Nase binden. Der Mann wollte Katica offenbar etwas anhängen, aus welchem Grund auch immer.
    Vaclav ließ den Priester dann auch wirklich in Ruhe. Jozef versank gleich darauf in ein Dankgebet – zur Vorsicht zu allen Göttern, die ihm bekannt waren.
    Die Kate des Bauern Radek war leicht zu finden – man brauchte nur dem Kindergeschrei zu folgen, dem keiner Einhalt gebot. Radeks Frau war immer noch schwach und wurde ihren Pflichten kaum gerecht.
    Radek selbst war allerdings ein Hüne von einem Mann, alles andere als ängstlich, wie Vaclav erfreut feststellte, als er ihn ansprach. Er polterte direkt los, als die Rede auf die Hebamme kam, und er drückte sich längst nicht so vorsichtig aus wie der Priester.
    »Ne alte Götzendienerin ist die! Aber die Weiber hören ja alle noch auf sie, die schleichen sich nachts raus und feiern die alten Feste, und zum Frühlingssegen machen sie den Pfaffen betrunken, und dann krönen sie ihre Königin und huldigen ihrer Göttin. Und ein rechtschaffener Mann soll seinem Weib nicht beiliegen, wie’s ihm passt!«
    Radek war eben dabei, Holz zu hacken, und schlug auf den Hauklotz ein, als spalte er da gleich der Hebamme den Schädel.
    Vaclav hörte sich die Sache geduldig an und nickte ihm zu. »Ihr solltet das dem Fürsten vortragen«, sagte er schließlich. »Gotteslästerung ist eine ernste Sache. Er wird Euch gern anhören.«
    Während Magnus sich Bullen ansah und Amra auf dem Markt in Wiek in bunten Stoffen aus aller Welt schwelgte, derweil ihr die Händler Komplimente zu ihrer hübschen Tochter machten, stand Radek, Bauer aus der Siedlung am Schwarzen See, mit ehrfürchtig gesenktem Kopf vor seinem Fürsten. Es dauerte ein wenig, bis seine Befangenheit sich legte. In der großen Halle der Burg Arkona fiel ihm das Reden denn doch schwerer als in seinem Holzschuppen. Aber dann riss ihn der Ärger wieder mit sich fort. In glühenden Farben schilderte er die Hexenversammlungen und verbotenen Feste, die magischen Tränke, die Katica angeblich braute, und berichtete von Kindern, die nicht geboren wurden, weil sie es nicht billigte.
    Jaromar lauschte mit angespannter Miene. »Unterhalb der Burg war früher ein Heiligtum der Heidengöttin Mokuscha, nicht wahr?«, fragte er.
    »Das Kräuterweib war ihre Priesterin!«, stimmte Radek zu. »Und ist es noch …«
    Jaromar ließ den Blick über seine Ritterschaft schweifen. »Das klingt in der Tat bedenklich«, meinte er dann. »Wenngleich es mich verwundert, dass das alles unter den Augen des Priesters und des Ortsvorstehers vorgehen soll. Ein paar Kräutertränke vielleicht … aber ein geheimes Heiligtum?«
    »Die Weiber«, erklärte Radek böse, »die halten zusammen!«
    Jaromar rieb sich die Stirn. »Möglich ist es«, seufzte er. »Wie tragisch, dass man sich nach so vielen Jahren als Christ immer noch mit diesem heidnischen Aberglauben herumärgern muss. Aber gut, ich werde es überprüfen lassen. Vaclav, nehmt Euch ein paar Ritter und reitet zum Schwarzen See. Befragt ein paar Frauen, vielleicht stellt es sich ja doch noch alles als Irrtum heraus. Und nun lasst uns beten – auch für diese verirrte Seele, Katica, oder wie sie sich nennt. Auf dass sie eines Tages geläutert vor ihren Gott trete.«
    Vaclav ritt zwei Tage später zum Schwarzen See, und wie immer leistete er ganze Arbeit. In altgewohnter Manier kam er bei Dunkelwerden, ließ seine Ritter wie eine Horde Teufel über die Hecke springen, die das Dorf begrenzte, und trieb die Siedler auf dem Dorfplatz zusammen. Feuer zu legen verbot sich hier zwar, aber er hatte die Ritter mit Fackeln ausgestattet, was reichte, um Verwirrung zu stiften und Angst zu schüren. Zu seinem Leidwesen fand sich Magnus allerdings nicht gleich ein, um Beschwerde zu führen – als Vaclav nach dem Dorfvorsteher fragte, wies einer der eingeschüchterten Dörfler nervös auf einen bärtigen Hünen, der fürsorglich Frauen und Kinder um sich scharte.
    »Wer seid Ihr, wer schickt Euch und was wollt Ihr?«, fragte Zwonimir mit dröhnender Stimme.
    Vaclav grinste. »Sagen wir, ich bin das Schwert des Herrn. Aber von dir will ich gar nichts. Die Weiber sind es, denen Gotteslästerung vorgeworfen wird.« Er richtete sich drohend im Sattel auf. »Wer von euch ist Katica?«
    Die

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