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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Lehen belohnt. Und König Waldemar ist mein Verwandter. Auch ihm bin ich verpflichtet. Ich habe ihm mein Wort gegeben, dich sicher zum Hof Herzog Heinrichs zu geleiten. Das Wort eines Ritters! Da kann ich doch jetzt nicht einfach sein Hab und Gut stehlen und …«
    »Sein Hab und Gut? Du meinst mich?«
    Amras Augen sprühten Funken, und sie hob ihre Hand. All seine Ausbildung als Ritter hatte Magnus nicht schnell genug werden lassen, um ihrer Ohrfeige auszuweichen. Betroffen hielt er sich die Wange.
    »Dann scher dich doch zum Teufel, Herr Magnus! Wenn ich für dich nicht mehr bin als ein Stück Fleisch für die Tafel deines Herzogs! Nicht mehr als ein ›Geschenk‹ wie ein Ballen Stoff! Aber dann sag mir keine schönen Worte mehr, und tu nicht so, als ob du mich liebtest! Lass mich in Ruhe, Magnus! Lass mich einfach in Ruhe!«
    Damit wandte sie sich um und rannte zu ihrem Zelt zurück, in der Hoffnung, dass sie niemand sah, der Zeuge ihrer Tränen hätte werden können.
    »Amra, so ist es doch nicht …«
    Magnus wollte ihr hinterherlaufen, aber er erkannte, dass es keinen Zweck hatte. Wenn sie jetzt weiter stritten, würden sie nur die Ritter aufwecken, Amra würde ihm hässliche Dinge sagen, und er würde sich noch schäbiger vorkommen als jetzt schon. Amra hatte damals auf Rujana ihre Freiheit für ihn geopfert, ihr sicheres, vorgezeichnetes Leben. Hatte sie jetzt nicht das Recht darauf, von ihm das Gleiche zu verlangen? Wenn er nur irgendeine Möglichkeit sähe …
    Magnus vergrub das Gesicht in den Händen. Er wollte sich sagen, dass es hier nicht nur um seinen Stand ging, sondern vor allem um seine Ehre als Ritter, um Demut und Pflicht gegenüber seinem Herrn. Für Amra, das wusste er, war all das nebensächlich. Und so fragte er sich nur noch, wie er leben sollte ohne sie.

Kapitel 3

    M agnus, seine Ritter und die Frauen erreichten Minden am späten Abend vor der Hochzeit Herzog Heinrichs. Alle waren todmüde, Magnus hatte die Reiter zuletzt erbarmungslos angetrieben, um rechtzeitig anzukommen. Amra fiel mehr von ihrem Pferd, als dass sie abstieg. Sie nahm die Stadt, die sich beidseitig des Flusses Weser erstreckte, nur schemenhaft wahr. Nun bot sich ihr auch ein ungewöhnliches Stadtbild. Zur Hochzeit des Herzogs hatte man die Straßen geschmückt, die Schiffe, die am Flussufer ankerten, mit Blumen bekränzt, auf Bevölkerung und Hochzeitsgäste warteten Zelte und Garküchen. Alle Handwerker und Händler schlossen am Hochzeitstag ihre Geschäfte. Herzog Heinrich würde jeden, vom Bürgermeister bis zum Bettler, fürstlich verpflegen.
    »Dabei wird nicht mal wirklich hier gefeiert«, verriet die Magd, die Amra und Mariana auf Anweisung eines Bediensteten des Bischofs einen Schlafplatz in einem der Küchenzelte anbot. »Die hohen Herrschaften reiten gleich morgen weiter nach Braunschweig, das eigentliche Fest findet dort statt, auf der Burg. Aber es ist eine Ehre für unseren Bischof, dass der Herr Heinrich sich hier trauen lässt! Denkt Euch, mit einer richtigen Prinzessin! Ich werde morgen ganz früh am Dom sein, wenn der Koch mich lässt, um sie zu sehen! Hier, schaut, hier schlafen wir Mägde. Wir dienen sonst in der Küche des Bischofs, aber morgen sollen wir den Gästen aufwarten und dem Volk … Wenn Ihr vorlieb nehmen wollt? Das Quartier ist sicher einfacher, als Ihr es gewohnt seid … so feine Kleidung, wie Ihr tragt …« Die junge Frau betrachtete Amras Surcotte, die zwar schmutzig und zerknittert von der Reise war, der man aber den Wert ansah, wohlgefällig. »Sicher solltet Ihr besser im Haus des Bischofs unterkommen wie die Prinzessin. Aber der Karl weiß ja nichts …« Geringschätzig wies sie zurück auf den Diener, der den Zelteingang bewachte.
    Amra dachte im Stillen, dass der Mann sie sicher richtig einschätzte – oder entsprechend instruiert worden war. Sie war keine Freifrau, auch wenn man sie so ausstaffiert hatte. Tatsächlich galt sie nichts. Eine Geisel, ein Geschenk … eine Hure.
    »Habt Ihr noch Kleider zum Wechseln? Sonst kann ich diese gern für Euch waschen, das Wetter ist ja schön, vielleicht trocknen sie noch bis morgen zur Trauung.«
    Die junge Magd war wirklich äußerst beflissen, und bevor Amra noch etwas sagen konnte, hatte Mariana ihr Angebot auch schon angenommen. Nicht ohne Amra einen warnenden Blick zuzuwerfen. In den letzten Tagen zog diese ständig den Unwillen ihrer Anstandsdame auf sich. Amra verhielt sich verschlossen, mürrisch und unfreundlich – Magnus,

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