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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Geschenk von König Waldemar, meinem Verwandten. Da kann ich nicht …«
    Amra runzelte die Stirn. »Ich hab nur verstanden, dass ich die Kammerfrau der Herzogin werden soll«, sagte sie. »Da muss ich doch keine Jungfrau sein.«
    Sie brach verstört ab. Die Untersuchung durch die alte Hebamme fiel ihr wieder ein. Es konnte doch nicht sein, dass ein Amt als Zofe …
    Magnus sah sie hilflos und mitleidig an. Er rang erkennbar um Worte. Und dann begann Amra zu begreifen.
    »Magnus, das glaube ich nicht«, flüsterte sie. »Du … ihr … Herr Baruch … König Waldemar … ihr wollt mich dem Herzog Heinrich ins Bett legen? Womöglich schon am Tag seiner Hochzeit mit einer anderen?«
    »Die Prinzessin ist ein Kind«, meinte Magnus gequält. »Der König meinte, Herr Heinrich … er würde eine Frau wollen.«
    Amra blitzte ihn an. »Und du machst da mit? Du sagst, dass du mich liebst, aber du verkuppelst mich mit einem alten Mann? Und Herr Baruch …«
    »Herr Baruch wollte nur das Beste für dich«, sagte Magnus. »Genau wie ich auch. Herrgott, Amra, sonst wäre es der Lübecker Sklavenmarkt gewesen! Oder irgendein anderer. In Lübeck hätte Herr Baruch dich ja noch freikaufen können. Aber weiß der Himmel, wohin es dich verschlagen hätte, wenn man die Geiseln erst nach Dänemark gebracht hätte. So schön wie du bist … du hättest bei einem Hurenwirt landen können! Dich zu Heinrich zu schicken erschien uns das Beste, um dich zu retten. Herr Baruch hofft, dass du die kleine Prinzessin wirklich für dich einnehmen wirst und dass der Herzog dann davon absieht, dich …« Seine Stimme versagte. »Und ich …«, Magnus schluckte, bevor er weitersprechen konnte, »… ich werde … wenn es möglich ist, wenn der Herzog dich einmal freigibt … dann werde ich um dich werben. Ganz sicher, das verspreche ich.«
    »Wenn der Herzog mich freigibt?«, fuhr Amra ihn an. Sie wusste, sie sollte ihre Stimme dämpfen, doch sie war außer sich. »Und wann, meinst du, wird das sein? Wenn er genug von mir hat? Oder wenn ich sein Kind unter dem Herzen trage? Das er dann einem von seinen Höflingen unterschieben muss? Und dann ziehen wir meinen Bastard auf, und jeder Blick, den du auf deinen Sohn oder deine Tochter wirfst, erinnert dich daran, dass ich vormals die Hure des Löwen war? O nein, Magnus! Wenn du mich liebst«, sie dämpfte ihre Stimme ein wenig, »wenn du mich wirklich liebst, dann läufst du mit mir fort! Bring mich irgendwohin, Magnus, wo wir zusammen leben können. Egal wohin.«
    Amra wehrte sich, als Magnus sie an sich zog. »Amra«, flüsterte er eindringlich, »einen solchen Ort gibt es nicht. Ein Ritter …«
    »Du musst kein Ritter bleiben!«, sagte Amra hart und riss sich los. »Werde …«
    Sie wollte Bauer oder Fischer sagen, aber dann fiel ihr auf, dass es niemals neue Bauern oder Fischer gegeben hatte in Vitt und Puttgarden. Oder doch nur, wenn sich ein fremder Seemann oder ein Bediensteter der vielen Handelsherren mit einer Frau aus Rujana zusammengetan hatte, die dort Land besaß. Oder wenn ein Bauer oder Fischer ohne Nachkommen starb und vielleicht jemand aus seiner Familie sein Anwesen erbte, der vorher am Schwarzen See oder in Ralswiek gelebt hatte. Aber ein Bauer ohne Land, ein Fischer ohne Haus und Boot und Netze …
    »Du könntest dich als Seemann verdingen.« Das war das Einzige, was Amra noch einfiel.
    Magnus hob die Schultern. »Und du?«, fragte er. »Wo würdest du derweil bleiben? Selbst wenn ich mein Pferd und meine Rüstung verkaufte, es reichte nicht für ein Haus in einem Hafen, in dem du leben könntest, während ich zur See fahre. Ich würde auch kaum etwas verdienen, schließlich verstehe ich mich nicht auf die Arbeit eines Segelmachers oder Steuermanns. Ein einfacher Matrose verdient kaum genug, um zu leben. Es geht nicht, Amra.«
    Amra schüttelte den Kopf. »O doch, es geht, Magnus. Wenn du wirklich wolltest, fändest du eine Lösung. Du kannst doch schreiben und lesen – vielleicht verdingst du dich als Schreiber. Oder als Pferdeknecht, als Stadtbüttel …«
    »Vielleicht als Gaukler?«, versuchte Magnus zu scherzen. »Als Wunderheiler oder Pferdezähmer auf Märkten?«
    »Und warum nicht?«, fragte Amra ernst. »Irgendetwas, Magnus. Wenn du mich wirklich liebst …«
    »Amra, dies ist kein Minnegedicht«, unterbrach sie Magnus. »Ich habe Verpflichtungen. Herr Heinrich hat mich zum Ritter geschlagen – ich diene ihm seit Jahren, und ich hoffe, dass er mich eines Tages mit einem

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