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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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abzuschlagen.
    »Und dich seh ich auch, Mathilde … äh … Euch, Herzogin«, krähte Eloise.
    Erneutes Gekicher.
    Amra hoffte, dass die Mädchen Melisandes Ausbruch über ihrem Spiel vergaßen. Jedenfalls bedeutete sie der Freundin, zunächst zu schweigen, und folgte ihr dann in einen ruhigeren Teil des Gartens.
    Nicht auszudenken, wenn Magnus ein Geschenk oder eine Nachricht gesandt hätte und die Mädchen erzählten herum, dass Amra ihm in Liebe verbunden sei.
    »Was ist denn nun los, Melisande?«, fragte sie ungeduldig. »Was auch immer da jemand für mich abgegeben hat. Ich will’s nicht haben.«
    Melisande schüttelte den Kopf. »Aber du musst es annehmen«, erklärte sie, »weil man ein Geschenk nicht ablehnt und … Amra, wirklich, ich schwöre, es ist der schönste Jagdfalke, den ich je gesehen habe! Ein Gerfalke, fast ganz weiß, mit nur ein wenig Schwarz an den Flügeln, ein Weibchen, ganz sanft, hervorragend ausgebildet, sagt der Falkner, eine Seltenheit, ein Schmuckstück!«
    Amra runzelte die Stirn. Magnus konnte sich kaum leisten, ihr ein solches Geschenk zu machen, zumal sie nie mit ihm über die Falkenjagd gesprochen hatte. Im Gegensatz zu …
    Amra überkam es glühendheiß. »Von … wem ist es?«, fragte sie tonlos.
    Melisandes Gesicht rötete sich noch mehr, während sich Verblüffung und Begeisterung darin spiegelten. »Das ist ja eben das Aufregende. Du kannst das Geschenk nicht ablehnen, weil es vom Herzog ist. Der Herzog schickt dir den Vogel. Als … als kleine Entschädigung. Weil du deinen doch sicher auf Rujana lassen musstest. Davon hast du gar nie was erzählt, Amra! Ich wusste nicht, dass du in deiner Heimat gejagt hast. Was für ein Tier hattest du?«
    »Hab ich … hab ich vergessen«, murmelte Amra. »Ich … Melisande, ich sehe mir den Vogel gleich an. Aber erst … ich muss erst mit Mariana sprechen. Weißt du, wo ich sie finde?«
    »Falkenjagd?« Mariana hob die Augenbrauen. »Kind, das ist dreißig Jahre her, seit ich einen Falken habe fliegen lassen. Aber ja, ja, ich konnte das. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, ich …«
    Amra atmete auf. Sie hatte es im Stillen gehofft. Marianas jugendliche Begeisterung für den Pferdekauf in Lübeck war ihr noch gut im Gedächtnis. Ihr Ausdruck hatte Melisandes geähnelt, wenn diese von ihrem Pferd und ihrem Falken sprach.
    »Schön«, sagte sie und blickte sich um, in der Hoffnung, keine neugierigen Zuhörer zu haben. Aber Mariana saß mit einem Buch in der äußersten Ecke des Gartens, was sie oft tat, da ihr das Gekicher der kleinen Mädchen manchmal zu viel wurde. »Dann sagt mir bitte zunächst, wie ich kundig meine Freude über einen Gerfalken äußere. Und später, wenn Frau Aveline den Mädchen vorliest, erzählt Ihr mir alles über die Falknerei. Ach ja, und wenn ich so ein Tier auf den Arm nehmen muss … wie … verhindere ich denn, dass es mich verletzt?«
    Mariana erwies sich auch hier als eine gute Lehrerin. Sie erläuterte Amra, dass die gut ausgebildeten Vögel nicht nach ihr picken oder greifen und dass sie ohnehin einen Handschuh erhalten würde, der sie vor den scharfen Krallen des Falken schützte. Und dann begann sie, über Greifvögel zu dozieren, sodass Amra sich kurze Zeit später in der Falknerei des Schlosses hingerissen zu dem seltenen weißen Federkleid des Falkenweibchens äußern konnte, von seiner außergewöhnlichen Größe schwärmte und es zärtlich mit einer Feder streichelte. Das Tier ließ alles gelassen über sich ergehen und saß ruhig auf Amras durch den Handschuh geschützten Hand. Allerdings war es so schwer, dass sie es kaum tragen konnte. Sie würde das trainieren müssen, wenn sie wirklich mit dem Vogel ausreiten wollte. Schließlich gab Amra ihm noch einen Namen – Snêgelle. Als sie die Falknerei endlich verlassen konnte, hatte sie das Tier fast lieb gewonnen.
    »Kommt morgen zur Futterzeit, Herrin, und kröpft es selbst!«, forderte der Falkner sie freundlich auf. »Ihr wollt doch, dass es sich an Euch gewöhnt.«
    Amra schaffte es, begeistert zu nicken. Dann eilte sie zurück zu Mariana, um sich nach der Bedeutung des Wortes Kröpfen zu erkundigen. Amra schwante, dass die Nacht lang werden würde. Sie hatte noch einiges zu lernen.
    »Interessant ist aber doch eigentlich, warum dir der Herzog den Falken schenkt«, meinte Mariana, nachdem sie zwei Stunden lang über die Feinheiten der Beizjagd doziert hatte und Amra langsam der Kopf schwirrte. »Und obendrein ein so erlesenes Tier.«
    Amra

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