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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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ging … und … und weil mein Verlobter Vaclav von Arkona es so wollte«, erzählte Amra. »Schließlich stellten wir uns alle als Geiseln, zusammen mit ein paar Leuten aus dem Volk, um zu verhindern, dass König Waldemar die Burg angriff.«
    Der Herzog schmunzelte. »Der Herr Vaclav auch?«, fragte er spöttisch. »Da habe ich anderes gehört. Ein feiner Ritter, sich hinter Frauen und Bauernvolk zu verstecken! Und auch Ihr scheint ihm plötzlich nicht mehr gar so wichtig gewesen zu sein.«
    Amra wusste nicht recht, was sie darauf erwidern sollte. Der Herzog schien entzückt über ihre Unschlüssigkeit.
    »Fühlt Ihr Euch denn in dieser Sache noch gebunden?«, fragte Heinrich schließlich. »Trauert Ihr um … Euren Minneherrn?«
    Amra dachte gleich an Magnus, aber dann wurde ihr klar, dass der Herzog von Vaclav sprach.
    »Nein«, sagte sie ehrlich. »Ich … hab keinen … ich bin niemandem in Minne zugetan. Ich … mag es, der Herzogin zu dienen.«
    Heinrich lächelte. »Und wie wäre es damit, mir zu dienen, Frau Amra?«, neckte er.
    Amra errötete wieder. »Auch … auch Euch«, murmelte sie widerstrebend. »Ich … werde Eurem Reich ein … ein treuer Untertan …«
    Sie brach ab, die weibliche Form von »Untertan« fiel ihr nicht ein. Vielleicht gab es gar keine … Und hatte sie sich jetzt womöglich doch noch bereit erklärt, ihm ohne Wenn und Aber zu Willen zu sein? Herzog Heinrichs Sprache war ihr doch noch fremd.
    Der Blick des Fürsten war jedoch gütig, nicht lüstern. »Ich bin sehr angetan von Euch, Frau Amra«, meinte er dann. »Bitte, nehmt dies hier als Zeichen meiner Wertschätzung.«
    Der Herzog stand auf, ging zu einer seiner Truhen und holte einen silbernen Armreif hervor. Amra drückte sich ängstlich in den Sessel, als er sich ihr damit näherte, aber er lächelte nur freundlich.
    »Ich würde ihn Euch gern umlegen, Frau Amra, aber wenn Ihr mich so gar nicht um Euch haben mögt …«
    Amra zwang sich zu einem Kopfschütteln. »Ihr … Ihr könnt ihn mir gern umlegen. Es tut mir leid. Ich … Vielen Dank …« Sie hielt dem Herzog die Hand entgegen, und er schob den Reif sanft über ihre Hand und streichelte ihr Handgelenk, als das Silber sich darumlegte.
    »Ihr habt starke kleine Hände«, meinte er etwas verwundert. »Hände, von denen man meint, dass sie zufassen können.«
    Amra dachte fieberhaft nach. Dann fiel ihr Melisande ein. »Ich reite gern, Herr«, erklärte sie. »Und ich … ich mag die Falkenjagd.«
    Heinrich lächelte strahlend. »Da haben wir ja etwas gemeinsam, Frau Amra. Vielleicht reiten wir bald einmal zusammen aus … Und nun werdet Ihr gehen wollen. Es war schön, Euch bei mir zu haben.«
    Seine Stimme klang angenehm und rechtschaffen. Amra lächelte ehrlich, als sie zum Abschied vor ihm knickste. Bezaubert nahm der Herzog noch einmal ihre Hand, verzichtete aber darauf, sie zu küssen, als er sah, dass Amra gleich wieder zurückschreckte.
    »Da hat mir König Waldemar ja wahrhaft eine Kostbarkeit geschickt«, meinte er heiser. »Nicht leicht zu erobern wie wohl jeder Schatz … aber alle Anstrengung wert.«
    Amra wusste nicht, wie ihr geschehen war, als sie sich unversehens und vor allem unversehrt auf dem Wehrgang vor Herzog Heinrichs Kemenate wiederfand. Der kleine Page wartete dort auf sie, er kaute auf einer Zuckerstange.
    »Hat ja nicht lange gedauert«, bemerkte er frech. »Hier, nehmt den schwarzen Umhang. Schließlich braucht niemand zu sehen, dass Ihr noch etwas frische Luft geschnappt habt während der Darbietungen der Spielleute.«
    Amra hatte sich nie mehr nach frischer Luft gesehnt. Sie meinte, erst jetzt wieder atmen zu können.

Kapitel 6

    A mra, du glaubst nicht, was eben für dich angeliefert wurde!«
    Amra hatte Melisande noch nie so begeistert gesehen. Mit gerötetem Gesicht und strahlenden Augen stürzte sie sich geradezu auf die neue Freundin, als sie Amra im Garten traf. Ihr Jubel erregte sogar die Aufmerksamkeit von Mathilde und ihren Freundinnen, die im Rosengarten Verstecken spielten. Amra und Joana saßen mit einer Handarbeit unter einem Rosenspalier.
    »Ein Geschenk?«, fragte Anne Linley, eine von Mathildes engsten Vertrauten. »Von einem Ritter? Habt Ihr einen Verehrer, Frau Amra?«
    Die Mädchen kicherten.
    »Nicht, dass ich wüsste«, wehrte Amra sie ab. »Das ist bestimmt ein Versehen. Wollt Ihr nicht wieder in Euer Versteck? Sonst hat Eloise das Spiel gleich gewonnen.«
    Die kleine Eloise rannte schon jetzt zu einem Baum, um Annes Namen

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