Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
Vom Netzwerk:
Jungs?«
    »Ja!«
    Katrine trank einen Schluck, ehe sie antwortete. »Er hatte einen Kasten mit Spanking-Utensilien. Außerdem eine Comicsammlung. Wir haben zunächst angenommen, dass er die Comics dazu benutzt hat, die Kinder anzulocken. Aber dazu war der Zustand der Comics zu gut. Manche waren sogar noch eingepackt. Teilweise absolute Sammlerstücke.« Sie stellte das Glas auf den Tisch. »In einem Antiquariat in seiner Gegend war er Stammkunde.«
    Maja betrachtete die blaue Linie, die von Timmies Elternhaus ausging. Es war die einzige, die nicht von einer roten Linie begleitet wurde. »Mir kommt da eine Idee«, sagte sie und ging ins Wohnzimmer. Kurz darauf kam sie mit ihrer Arzttasche zurück. Sie stellte die Tasche auf den Couchtisch und öffnete sie. Dann zog sie eine Schachtel mit Suturfaden heraus.
    »Was hast du vor?«
    »Wir sind das Ganze sehr komplex angegangen, aber ich glaube, das war ein Fehler. Søren wollte uns etwas ganz Einfaches zeigen. Wer sollte ihm zufolge Timmie nicht finden?«
    Katrine zuckte die Schultern. »Na, die Leute, die seiner Meinung nach den Kindern Schaden zufügen.«
    »Richtig«, antwortete Maja im Stil einer Schullehrerin. »Das sind die Erwachsenen. Hook und die Piraten. Darum müssen wir nach etwas suchen, das nur Kinder verstehen. Schau dir noch mal seine Zeichnungen an.« Sie trat einen Schritt zur Seite, damit Katrine einen freien Blick hatte. »Søren war total auf seine Spuren und Symbole fixiert, aber er wollte uns etwas ganz Banales zeigen. Wir haben nur keinen Blick dafür.« Maja atmete tief durch und musterte die Zeichnung.
    »Sieht aus wie eine Schatzkarte«, schlug Katrine halb im Spaß vor.
    »Ja, so in etwa. Oder wie eine Spur von Brotkrumen.« Sie nahm eine Rolle mit Suturfaden aus der Schachtel und wickelte ihn um die Heftzwecke, die an Lasses Fundort auf den Bahngleisen steckte.
    »Lasse war der erste Junge, der gestorben ist. Was für ein Muster erhalten wir, wenn wir die Fundorte miteinander verbinden?«
    Sie zog den Faden bis zur nächsten Heftzwecke und verband auf diese Weise alle Fundorte miteinander. Dann trat sie einen Schritt von der Karte zurück und betrachtete den Verlauf der Linien.
    »Sieht das wie irgendein Teil der Zeichnung aus?«
    Katrine betrachtete das Resultat. »Meiner Meinung nach eher nicht.«
    Maja drehte sich zu Katrine um. »Hier haben wir ein Verzeichnis von allen Orten, wo Søren als Reinigungskraft gearbeitet hat.«
    »Aha«, entgegnete Katrine mit einem Seufzen. »Ich bin schon persönlich alle Routen abgefahren, habe sämtliche Adressen besucht und alle Gegenden von Hunden absuchen lassen. Keine Spur.«
    Maja nickte ungeduldig. »Vielleicht sollten wir auch diese Orte mal auf der Karte markieren und Verbindungslinien ziehen.«
    »Das wird aber ziemlich lange dauern. Es sind über hundert Adressen.«
    »Es gibt noch mehr Wein im Kühlschrank«, entgegnete Maja lächelnd.
     
    Es war ein engmaschiges Netz, das Maja zwischen den Adressen auf Sørens Routen gesponnen hatte. Das Netz erstreckte sich über den gesamtem Bezirk. Wie erwartet verlief es zwischen den Fundorten und den Elternhäusern der Jungen. Es war ein düsteres Wirrwarr von Fäden, das sich über die Stadt gelegt hatte. Ein schwarzes Spinnennetz. Aus einem gewissen Abstand betrachtet erinnerte es an Sørens Zeichnungen, doch war es in keiner Weise mit ihnen identisch. Maja hatte gehofft, die breiten Striche der Zeichnungen könnten auf der Karte als Wegweiser fungieren. Oder es würden andere Elemente auftauchen, die seine Wege mit den Motiven der Zeichnungen in Verbindung brächten. »Du siehst auch keine Gemeinsamkeiten, oder?« Sie kannte bereits die Antwort.
    Katrine schüttelte den Kopf. »Aber einen Versuch war es wert«, fügte sie hinzu und zündete sich eine Zigarette an. Sie ließ sich erschöpft in den Sessel fallen und rieb sich die Augen.
    Maja folgte einem der Wege mit dem Finger. »Hast du gesehen, wie nah er am Polizeirevier gearbeitet hat?«
    Katrine blickte auf. »Ja, wahrscheinlich hat er uns sogar im Auge behalten.«
    Maja nickte und gähnte, bevor sie sich wieder der Karte zuwandte. »Er hat auch an verschiedenen Adressen ganz in der Nähe der psychiatrischen Klinik gearbeitet. Vielleicht hat er irgendjemanden, der sich an den Jungen vergriffen hat, dort ein und aus gehen sehen.«
    »Ja, vielleicht«, entgegnete Katrine müde. »Aber wir konnten ja keinen der Patienten mit den Jungen in Verbindung bringen. Glaub mir, ich habe es versucht.«
    Maja

Weitere Kostenlose Bücher