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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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von mir erfahren, was das alles bedeutet.«
    »Jahrelang hat er versucht, mir das beizubringen«, vertraute mir der Direktor an, »aber ich scheine ein miserabler Schüler zu sein.«
    »Der Direktor ist ein hochintelligenter Mann«, sagte Nobu. »Er ist nur deswegen ein schlechter Sumo-Schüler, weil es ihn nicht interessiert. Er wäre heute nachmittag nicht mal hier, wäre er nicht so großzügig gewesen, meinen Vorschlag, Iwamura Electric zum Sponsor dieser Darbietung zu machen, akzeptiert hätte.«
    Inzwischen hatten beide Teams ihre Einzugszeremonien beendet. Es folgten zwei weitere Zeremonien, eine für jeden der beiden yokozuna. Yokozuna ist der höchste Grad beim Sumo-Ringen –»so ähnlich wie Mamehas Position in Gion«, wie Nobu es mir erklärte. Ich hatte keinen Grund, an seiner Kompetenz zu zweifeln, aber wenn Mameha jemals soviel Zeit für ihren Auftritt bei einer Party beansprucht hätte wie diese beiden Sumo-Champions für ihren Auftritt im Ring, wäre sie mit Sicherheit nie wieder engagiert worden. Der zweite der beiden Ringer war klein und hatte ein sehr bemerkenswertes Gesicht: nicht schlaff, sondern wie aus Stein gemeißelt und mit einem Kinn, das mich an den quadratischen Bug eines Fischerkahns erinnerte. Das Publikum bejubelte ihn so laut, daß ich mir dir Ohren zuhalten mußte. Er hieß Miyagiyama, und wenn Sie auch nur ein bißchen von Sumo verstehen, werden Sie wissen, warum die Zuschauer so jubelten.
    »Er ist der größte Ringer, den ich jemals gesehen habe«, informierte mich Nobu.
    Kurz bevor die Runden beginnen sollten, zählte der Ansager die Preise auf. Einer bestand in einer beträchtlichen Summe Bargeld, gestiftet von Nobu Toshikazu, Präsident der Iwamura Electric. Nobu schien verärgert zu sein, als er das hörte, und sagte: »So ein Idiot! Das Geld kommt nicht von mir, sondern von Iwamura Electric. Entschuldige, Direktor. Ich werde jemand beauftragen, den Irrtum zu berichtigen.«
    »Es ist kein Irrtum, Nobu. In Anbetracht all dessen, was ich dir schulde, ist dies das wenigste, was ich für dich tun kann.«
    »Der Direktor ist sehr großzügig«, sagte Nobu. »Und ich bin ihm sehr dankbar.« Damit reichte er dem Direktor eine Saketasse, füllte sie, und die beiden Herren tranken zusammen.
    Als die ersten Ringer das Podium betraten, erwartete ich, der Kampf werde sofort beginnen. Statt dessen verbrachten sie fünf Minuten oder mehr damit, Salz aufs Podium zu streuen und in die Knie zu gehen, um ihren Körper von einer Seite zur anderen zu wiegen, dabei ein Bein hoch in die Luft zu heben und wuchtig mit dem Fuß aufzustampfen. Von Zeit zu Zeit duckten sie sich und funkelten einander wütend an, doch jedesmal, wenn ich dachte, sie würden angreifen, richtete sich einer von ihnen auf und schlenderte davon, um eine weitere Handvoll Salz zu holen. Als ich es dann gar nicht mehr erwartete, geschah es schließlich doch noch. Die beiden Ringer prallten aufeinander, und jeder packte den Lendenschurz des anderen; doch innerhalb weniger Sekunden hatte der eine den anderen aus dem Gleichgewicht gebracht, und der Kampf war vorüber. Das Publikum applaudierte und schrie, Nobu aber schüttelte den Kopf und erklärte: »Erbärmliche Technik.«
    Während der folgenden Kämpfe hatte ich oft das Gefühl, daß eins meiner Ohren mit meinem Gehirn, das andere mit meinem Herzen verbunden war, denn auf der einen Seite lauschte ich dem, was Nobu mir erklärte – und vieles davon war interessant. Doch auf der anderen Seite lenkte mich immer wieder die Stimme des Direktors ab, der sich weiterhin mit Mameha unterhielt.
    Ungefähr eine gute Stunde war vergangen, als mein Blick plötzlich auf etwas leuchtend Buntes in Awajiumis Loge fiel. Es war eine orangefarbene Seidenblume, die im Haar einer Frau wippte, als diese ihren Platz einnahm. Anfangs dachte ich, Korin habe ihren Kimono gewechselt. Dann jedoch merkte ich, daß es nicht Korin war. Es war Hatsumomo.
    Sie dort zu sehen, wo ich sie niemals erwartet hätte… Es war, als hätte ich einen elektrischen Schlag erhalten. Bestimmt war es nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder mal eine Möglichkeit fand, mich zu demütigen, selbst hier in dieser gigantischen Halle inmitten Hunderter von Menschen. Wenn es schon sein mußte, machte es mir nichts aus, vor den Augen einer großen Menschenmenge zum Narren gemacht zu werden, doch den Gedanken, in Gegenwart des Direktors wie eine Närrin dazustehen, konnte ich nicht ertragen. Meine Kehle wurde heiß, und ich brachte

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