Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
Vom Netzwerk:
würde, konnte ich mir nicht vorstellen. Acht- oder neunmal nahmen sie ihre Position ein, ohne daß einer der beiden angriff, dann flüsterte mir Nobu zu:
    »Hataki komi! Er wird hataki komi anwenden! Du mußt seine Augen beobachten!«
    Ich tat, was Nobu mir riet, stellte aber nur fest, daß Miyagiyama Saiho niemals direkt ansah. Ich glaube, es paßte Saiho nicht, daß er von ihm so ignoriert wurde, denn er funkelte seinen Gegner so bösartig an wie ein wildes Tier. Seine Kinnbacken waren so riesig, daß sein Kopf kegelförmig wirkte, und sein Gesicht wurde vor Wut krebsrot. Miyagiyama dagegen tat, als nähme er ihn kaum wahr.
    »Schau genau hin – jetzt dauert es nicht mehr lange«, flüsterte mir Nobu zu.
    Und in der Tat – als sie sich das nächstemal duckten und auf ihre Fäuste stützten, griff Saiho an.
    Wenn man sah, wie Miyagiyama sich weit vorbeugte, hätte man wohl gedacht, er mache sich bereit, sich mit seinem ganzen Gewicht auf Saiho zu stürzen. Statt dessen nutzte er die Wucht von Saihos Attacke, um sich wieder aufzurichten. In einem Sekundenbruchteil wirbelte er wie eine Pendeltür zur Seite, und seine Hand fuhr auf Saihos Nacken nieder. Inzwischen war Saihos Gewicht so weit nach vorn verlagert worden, daß es aussah, als fiele er eine Treppe hinunter. Mit ganzer Kraft versetzte ihm Miyagiyama einen Stoß, und Saiho stolperte über das Seil zu seinen Füßen. Und dann flog dieser Berg von einem Mann über den Rand des Podiums hinaus und landete direkt in der ersten Sitzreihe. Die Zuschauer versuchten noch zu fliehen, doch als es vorüber war, stand ein Mann da und schnappte nach Luft. Anscheinend hatte ihn Saihos Schulter eingequetscht.
    Der Kampf hatte kaum eine Sekunde gedauert. Saiho mußte sich von dieser Niederlage gedemütigt gefühlt haben, denn er vollführte die knappste Verbeugung aller Verlierer dieses Tages und verließ die Halle, während die Menge hinter ihm immer noch in Aufruhr war.
    »Das«, dozierte Nobu, »ist der Schachzug, den man hataki komi nennt.«
    »Ist es nicht faszinierend, daß…«, begann Mameha leicht benommen. Sie beendete ihren Satz nicht einmal.
    »Was ist faszinierend?« fragte der Direktor.
    »Was Miyagiyama da gerade getan hat. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Doch, hast du. Die Ringer machen so was ständig.«
    »Ja, aber es hat mich auf eine Idee gebracht…«, entgegnete Mameha.
    Auf dem Rückweg nach Gion sah Mameha mich in der Rikscha aufgeregt an. »Dieser Sumo-Ringer hat mich auf eine phantastische Idee gebracht. Hatsumomo weiß es noch nicht, aber sie ist soeben aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Und sie wird es nicht merken, bis es zu spät ist!«
    »Haben Sie einen Plan? Oh, Mameha-san, sagen Sie mir, welchen – bitte!«
    »Glaubst du wirklich, daß ich das tun würde?« antwortete sie. »Nicht einmal meinen eigenen Dienerinnen werde ich es verraten. Sorg du nur dafür, daß Nobu-san sich weiterhin für dich interessiert. Von ihm hängt alles ab, und noch von einem anderen Mann.«
    »Von welchem anderen Mann?«
    »Du kennst ihn noch nicht. Und jetzt reden wir nicht mehr davon! Ich hab’ schon mehr gesagt, als ich sollte. Wie gut, daß du heute Nobu-san kennengelernt hast. Es könnte sich erweisen, daß er dein Retter ist.«
    Ich muß zugeben, daß mir ein wenig übel wurde, als ich das hörte. Denn wenn ich einen Retter brauchte, dann sollte es der Direktor sein – er und kein anderer!

18. KAPITEL
    Nun, da ich wußte, wer der Direktor war, begann ich noch am selben Abend jede weggeworfene Zeitschrift durchzublättern, die ich auftreiben konnte, um mehr über ihn zu erfahren. Innerhalb einer Woche hatte ich in meinem Zimmer einen so großen Stapel davon angehäuft, daß Tantchen mich ansah, als hätte ich den Verstand verloren. Wie ich feststellte, wurde er in einer ganzen Anzahl von Artikeln erwähnt, aber nur flüchtig, und nirgends fand ich das, was ich wirklich über ihn wissen wollte. Dennoch fuhr ich fort, jede Zeitschrift aus dem Abfallkorb zu angeln, die ich entdecken konnte, bis ich eines Tages auf ein verschnürtes Bündel alter Zeitungen stieß, das hinter einem der Teehäuser lag. Tief verborgen darin fand ich die zwei Jahre alte Ausgabe eines Nachrichtenmagazins, in dessen Titelstory es um Iwamura Electric ging.
    Wie es schien, hatte die Firma Iwamura Electric im April 1931 ihr zwanzigjähriges Jubiläum gefeiert. Wenn ich zurückdenke, wundert es mich noch heute, aber es war genau der Monat, in dem ich dem Direktor am Ufer

Weitere Kostenlose Bücher