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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Okada! Können Sie sich vorstellen, daß ich mich auf derartige Bedingungen einlassen würde?« sagte Mutter. »Jedermann in Gion weiß, wie vorsichtig ich mit Geld umgehe. Gewiß, Mameha hat Sayuri sehr geholfen. Aber den doppelten Betrag kann ich Ihnen unmöglich zahlen, daher mache ich Ihnen den Vorschlag, daß ich zehn Prozent drauflege. Das halte ich für großzügig, wenn man bedenkt, daß unsere Okiya kaum in der Lage ist, leichtsinnig mit Geld um sich zu werfen.«
    Das Wort einer Frau in Mutters Position hätte als Garantie genügen müssen, und bei jeder anderen Frau hätte es auch genügt – nur nicht bei Mutter. Da sie sich nun einmal entschlossen hatte zu lügen… Nun ja, wir saßen lange schweigend da. Endlich sagte Frau Okada: »Frau Nitta, ich sehe mich in einer schwierigen Lage. Ich erinnere mich sehr deutlich an das, was Mameha mir erzählt hat.«
    »Natürlich, ich glaube Ihnen«, sagte Mutter. »Mameha hat ihre Erinnerung an das Gespräch, und ich habe meine. Was wir brauchen, ist eine dritte Partei, und die sitzt ja zum Glück mit am Tisch. Sayuri war zu jener Zeit zwar noch ein Kind, aber sie hat einen guten Kopf für Zahlen.«
    »Ich bin überzeugt, daß ihr Erinnerungsvermögen ganz ausgezeichnet ist«, bemerkte Frau Okada, »aber man kann wohl kaum behaupten, daß sie keine persönlichen Interessen hat. Schließlich ist sie die Tochter der Okiya.«
    »Das ist sie«, bestätigte Mameha, die nach einiger Zeit zum erstenmal wieder das Wort ergriff. »Aber sie ist außerdem ein ehrliches Mädchen. Ich bin bereit, ihre Antwort zu akzeptieren – vorausgesetzt, daß Frau Nitta sie ebenfalls akzeptiert.«
    »Natürlich werde ich das«, sagte Mutter und legte ihre Pfeife hin. »Also, Sayuri, wie ist es denn nun?«
    Hätte man mich gefragt, ob ich lieber nochmals vom Dach rutschen und mir den Arm brechen wolle wie damals als Kind oder in diesem Zimmer sitzen, bis ich mit einer Antwort aufwartete, ich wäre schnurstracks zur Treppe marschiert und die Leiter zum Dach hinaufgestiegen. Von allen Frauen in Gion waren Mameha und Mutter die beiden einflußreichsten in meinem Leben, und mir war durchaus klar, daß ich eine von ihnen erzürnen würde. Ich wußte genau, was die Wahrheit war, aber ich mußte auch weiterhin mit Mutter in der Okiya zusammenleben. Mameha hatte natürlich mehr für mich getan als jeder andere in Gion. Daher war es mir praktisch unmöglich, jetzt gegen sie Mutters Partei zu ergreifen.
    »Nun?« fragte Mutter.
    »Wie ich mich erinnere, hat Mameha den halben Lohn akzeptiert, aber Sie haben zugesagt, ihr letztlich das Doppelte zu zahlen, Mutter. Es tut mir leid, aber so war es nun mal.«
    Eine Pause trat ein. Dann sagte Mutter: »Nun, ich bin auch nicht mehr so jung. Es ist nicht das erstemal, daß mein Gedächtnis mich im Stich läßt.«
    »Wir alle haben dann und wann derartige Probleme«, gab Frau Okada zurück. »Nun, Frau Nitta, wie war das noch mit Ihrem Angebot, Mameha zusätzlich zehn Prozent zu bezahlen? Ich nehme an, Sie meinen, zehn Prozent auf den doppelten Betrag, den Sie ihr ursprünglich zahlen wollten.«
    »Wenn ich nur in der glücklichen Lage wäre, das zu tun.«
    »Aber Sie haben es ihr erst vor wenigen Minuten angeboten. So schnell können Sie doch Ihre Meinung nicht ändern!«
    Jetzt starrte Frau Okada nicht mehr auf die Tischplatte, sondern Mutter direkt ins Gesicht. Nach einer längeren Pause sagte sie: »Nun, ich denke, das lassen wir vorläufig. Für heute haben wir genug erreicht. Über die endgültige Summe können wir ein andermal verhandeln.«
    Mutter zeigte eine verkniffene Miene, verneigte sich aber ganz leicht und dankte den beiden für ihren Besuch.
    »Sie müssen wirklich sehr erfreut sein«, sagte Frau Okada, während sie ihren Abakus und das Kontobuch einpackte, »daß Sayuri bald einen danna bekommt. Und das mit achtzehn Jahren! Sehr jung für einen so wichtigen Schritt.«
    »Mameha hätte gut daran getan, selbst auch in diesem Alter einen danna zu nehmen«, antwortete Mutter.
    »Für die meisten Mädchen ist achtzehn tatsächlich ein bißchen jung«, sagte Mameha, »aber in Sayuris Fall hat Frau Nitta sicher die richtige Entscheidung getroffen.«
    Mutter paffte einen Augenblick ihre Pfeife und musterte Mameha über den Tisch hinweg. »Mameha-san«, sagte sie, »ich würde Ihnen raten, daß Sie sich darauf beschränken, Sayuri zu unterrichten, wie man verführerisch die Augen rollt. Die geschäftlichen Entscheidungen sollten Sie lieber mir

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