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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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überlassen.«
    »Niemals würde ich mich erdreisten, mit Ihnen über Geschäfte zu sprechen, Frau Nitta. Ich bin überzeugt, daß Ihre Entscheidung die beste ist… Aber darf ich Sie etwas fragen? Trifft es zu, daß das großzügigste Angebot von Nobu Toshikazu kommt?«
    »Das einzige Angebot. Also höchstwahrscheinlich auch das großzügigste.«
    »Das einzige Angebot? Wie schade… Sobald mehrere Männer konkurrieren, ergeben sich viel günstigere Arrangements. Meinen Sie nicht auch?«
    »Wie schon gesagt, Mameha-san, die geschäftlichen Entscheidungen dürfen Sie getrost mir überlassen. Ich habe einen sehr einfachen Plan, um mit Nobu Toshikazu zu einem günstigeren Arrangement zu kommen.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Mameha, »würde ich den wirklich gern hören.«
    Mutter legte ihre Pfeife auf den Tisch. Ich dachte, sie wolle Mameha zurechtweisen, aber dann sagte sie: »Ja, Mameha-san, nun, da Sie es erwähnen, bin ich gern bereit, es Ihnen zu erzählen. Möglicherweise können Sie mir helfen. Ich habe mir überlegt, daß Nobu Toshikazu wahrscheinlich weit großzügiger sein wird, wenn er hört, daß Großmama durch einen Heizofen der Iwamura Electric ums Leben gekommen ist. Sind Sie nicht ebenfalls dieser Meinung?«
    »Oh, ich kenne mich sehr wenig mit Geschäften aus, Frau Nitta.«
    »Vielleicht könnten Sie oder Sayuri ein Wort darüber fallenlassen, wenn Sie das nächstemal mit ihm sprechen. Ihn wissen lassen, welch ein harter Schlag das für uns war. Ich denke, er wird das gern wiedergutmachen wollen.«
    »Ja, das ist bestimmt eine gute Idee«, sagte Mameha. »Dennoch ist es eine Enttäuschung… Ich hatte den Eindruck, daß sich noch ein anderer Mann für Sayuri interessiert.«
    »Hundert Yen sind hundert Yen, ob sie von diesem Mann kommen oder von einem anderen.«
    »Das trifft wohl in den meisten Fällen zu«, räumte Mameha ein, »aber der Mann, von dem ich spreche, ist General Tottori Junnosuke…«
    An diesem Punkt der Konversation verlor ich die Übersicht über das, was die beiden sagten, denn mir wurde klar, daß Mameha bemüht war, mich vor Nobu zu retten. Das hatte ich gewiß nicht erwartet. Ich hatte keine Ahnung, ob sie ihre Meinung geändert hatte oder ob sie mir dafür danken wollte, daß ich gegen Mutter ihre Partei ergriffen hatte… Natürlich war es auch möglich, daß sie mir gar nicht wirklich helfen wollte, sondern etwas ganz anderes im Sinn hatte. Mein Kopf wirbelte vor all diesen Überlegungen, bis ich auf einmal spürte, daß Mutter mich mit dem Stiel ihrer Pfeife auf den Unterarm tippte.
    »Nun?« fragte sie mich.
    »Ja, Mutter?«
    »Ich habe gefragt, ob du den General kennst?«
    »Ich bin ihm ein paarmal begegnet, Mutter«, antwortete ich. »Er kommt sehr oft nach Gion.«
    Ich weiß nicht, warum ich ihr diese Antwort gegeben habe, denn in Wirklichkeit war ich dem General weit mehr als nur ein paarmal begegnet. Jede Woche kam er nach Gion, um auf Partys zu gehen, allerdings immer als Gast eines anderen Mannes. Er war von eher kleiner Statur, kleiner sogar als ich. Aber er war kein Mensch, den man leicht übersehen konnte – genausowenig, wie man ein Maschinengewehr übersehen kann. Er bewegte sich sehr energisch und paffte eine Zigarette nach der anderen, so daß er immer eine Rauchfahne hinter sich herzog – wie ein Zug, der auf den Schienen träge dahinrattert. Als er eines Abends angetrunken war, hatte der General mich endlos über die verschiedenen militärischen Ränge belehrt und es sehr komisch gefunden, daß ich sie dann immer noch durcheinanderbrachte. General Tottoris eigener Rang war sho-jo, das heißt »kleiner General«– also der niedrigste Generalsrang –, und als das naive Mädchen, das ich war, hielt ich es für keinen besonders hohen Rang. Möglich, daß er die Bedeutung seines Ranges aus Bescheidenheit herunterspielte, und ich hatte keine Veranlassung, ihm nicht zu glauben.
    Inzwischen erklärte Mameha Mutter, der General habe erst vor kurzem eine neue Position errungen. Er sei Leiter einer Einrichtung geworden, die sich »Heeresversorgungsamt« nannte, obwohl sein Job so, wie Mameha ihn schilderte, eher an den Markteinkauf einer Hausfrau erinnerte. Wenn dem Militär zum Beispiel die Stempelkissen ausgingen, war es die Aufgabe des Generals, dafür zu sorgen, daß es die Stempelkissen erhielt, die es brauchte, und zwar zu einem möglichst günstigen Preis.
    »In seiner neuen Position«, sagte Mameha, »ist der General nunmehr in der Lage, sich

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