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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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einander helfen, wann immer es möglich ist, Takazuru«, sagte ich. »Und wenn es um Nobu-san geht, bin ich besonders daran interessiert. Ich hoffe nur, daß es ihm gutgeht.«
    »Ja, Herrin, es geht ihm gut; das heißt, ich glaube es wenigstens. Er besucht das Awazumi-Teehaus im Osten von Gion. Kennen Sie es?«
    »Gewiß, natürlich kenne ich es«, antwortete ich. »Aber ich hatte keine Ahnung, daß Nobu dort Gast ist.«
    »O ja, sehr oft sogar«, sagte Takazuru. »Aber… Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Sayuri-san? Sie kennen ihn doch schon sehr lange, und… Nun ja, Nobu-san ist doch ein freundlicher Mann, oder?«
    »Warum fragst du mich das, Takazuru-san? Wenn du ihm Gesellschaft geleistet hast, mußt du doch wissen, ob er freundlich ist oder nicht!«
    »Ich höre mich sicher töricht an. Aber ich bin so furchtbar verwirrt! Jedesmal, wenn er nach Gion kommt, fragt er nach mir, und meine ältere Schwester versichert mir, er sei ein so guter Kunde, wie ihn ein Mädchen sich nur wünschen kann. Aber jetzt ist er wütend auf mich, weil ich ein paarmal in seiner Gegenwart geweint habe. Ich weiß, daß ich das nicht tun sollte, aber ich kann nicht versprechen, daß es nicht noch einmal passiert.«
    »Ist er grausam zu dir?«
    Statt einer Antwort preßte die arme Takazuru jedoch nur die Lippen zusammen, und gleich darauf quollen die Tränen unter ihren Lidern hervor – so heftig, daß ihre kleinen, runden Augen aus zwei Pfützen zu mir emporzublicken schienen.
    »Manchmal ist Nobu-san sich nicht im klaren darüber, wie grob er wirkt«, erklärte ich ihr. »Aber er scheint dich doch zu mögen, Takazuru-san. Sonst würde er sicher nicht immer wieder nach dir fragen!«
    »Ich glaube, er will mich nur, weil er zu mir gemein sein kann«, entgegnete sie. »Einmal hat er gesagt, mein Haar rieche sauber, doch gleich darauf hat er zu mir gesagt, das sei eine angenehme Abwechslung.«
    »Eigentlich seltsam, daß du ihn so häufig triffst«, sagte ich. »Während ich seit Monaten hoffe, ihm zu begegnen.«
    »Oh, bitte nicht, Sayuri! Er sagt doch jetzt schon immer wieder, daß an mir nichts so perfekt ist wie an Ihnen. Wenn er Sie wiedersieht, wird er nur noch schlechter von mir denken. Ich weiß, ich sollte Sie nicht mit meinen Problemen belasten, Herrin, aber… Ich dachte, Sie wüßten vielleicht, was ich tun könnte, um ihn endlich einmal zufriedenzustellen. Er liebt anregende Gespräche, aber ich weiß einfach nie, was ich sagen soll. Alle sagen mir, daß ich nicht besonders intelligent bin.«
    Die Einwohner von Kyoto sind darauf getrimmt, so etwas zu sagen, doch bei diesem Mädchen hatte ich den Verdacht, daß es stimmte. Es hätte mich nicht erstaunt, wenn Nobu sie nur als einen Baum betrachtet hätte, an dem der Tiger seine Krallen schärft. Da mir nichts anderes einfiel, machte ich ihr schließlich den Vorschlag, ein Buch über irgendein historisches Ereignis zu lesen, das Nobu möglicherweise interessant finden könnte, und ihm die Geschichte bei der nächsten Begegnung Stück für Stück zu erzählen. Ich selbst hatte so etwas auch schon verschiedentlich getan, denn es gab Männer, die sich am liebsten mit tränenden, halb geschlossenen Augen zurücklehnten, um einer Frauenstimme zu lauschen. Ich war nicht sicher, ob das auch bei Nobu wirkte, doch Takazuru schien mir für diesen Tip dankbar zu sein.
    Nun, da ich wußte, wo ich Nobu finden konnte, war ich fest entschlossen, dorthin zu gehen und mit ihm zu sprechen. Es tat mir unendlich leid, daß er zornig auf mich war, und außerdem würde ich den Direktor ohne ihn nie wiedersehen. Ich wollte Nobu natürlich nicht weh tun, aber ich dachte, wenn ich ihm irgendwo begegnete, könnte es vielleicht eine Möglichkeit geben, unsere alte Freundschaft wiederzubeleben. Das Problem bestand darin, daß ich das Awazumi nicht ungeladen betreten konnte, denn offiziell hatte ich mit diesem Teehaus keine Verbindung. Also beschloß ich einfach, wann immer es mir möglich war, daran vorbeizugehen in der Hoffnung, Nobu draußen zu begegnen. Ich war mit seinen Gewohnheiten gut genug vertraut, um einschätzen zu können, wann er ungefähr dort eintreffen würde.
    Acht oder neun Wochen lang verfolgte ich diesen Plan, bis ich ihn eines Abends endlich entdeckte, wie er in der dunklen Gasse vor mir aus dem Fond einer Limousine stieg. Ich erkannte ihn sofort, weil ihm der leere, aufgesteckte Ärmel seines Jacketts eine unverwechselbare Silhouette verlieh. Während ich näher kam, reichte der

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