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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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auf der anderen Seite seines Ladentisches stehen!«
    Alle hielten das für furchtbar komisch, aber der Admiral erwiderte, er habe keinen Moment daran gezweifelt, daß er gewinnen werde.
    »Also, hören Sie!« sagte eine der Geishas. »Jeder Mensch muß mal verlieren, sogar Sie, Admiral!«
    »Es trifft vermutlich zu, daß jeder mal verliert«, sagte er. »Aber ich – niemals!«
    Manche der Anwesenden mögen diese Behauptung vielleicht für arrogant gehalten haben, ich dagegen gehörte nicht dazu. Der Admiral schien mir ein Mann zu sein, der es gewöhnt war zu gewinnen. Später fragte ihn jemand nach dem Geheimnis seines Erfolges.
    »Ich trachte niemals danach, den Menschen, mit dem ich kämpfe, zu besiegen«, erklärte er. »Ich versuche sein Selbstvertrauen zu besiegen. Jemand, der von Zweifeln geplagt wird, kann sich nicht auf den Weg zum Sieg konzentrieren. Zwei Männer sind sich nur ebenbürtig – wirklich ebenbürtig –, wenn sie beide gleichviel Selbstvertrauen besitzen.«
    Ich glaube nicht, daß es mir damals bewußt war, doch nachdem ich mich mit Hatsumomo über mein Tagebuch gestritten hatte, begann sie – wie es der Admiral ausgedrückt hatte – von Zweifeln geplagt zu werden. Sie wußte, daß Mutter nicht länger ihre Partei gegen mich ergreifen würde, und deswegen glich sie einem Stoff, der aus dem warmen Schrank genommen und draußen im Freien aufgehängt wird, wo ihn die Unbilden des Wetters allmählich zerfressen.
    Könnte Mameha hören, daß ich die Dinge auf diese Weise beschreibe, würde sie bestimmt Einspruch erheben, da sie Hat-sumomo ganz anders als ich einschätzte. Sie hielt Hatsumomo für eine Frau, die der Selbstzerstörung entgegenging, und wir brauchten sie lediglich auf den Weg zu locken, den sie in jedem Fall gewählt hätte. Vielleicht hatte Mameha recht, ich weiß es nicht. Es stimmt, daß Hatsumomo in den Jahren nach meiner mizuage nach und nach von einer Art Krankheit des Charakters heimgesucht wurde – falls es so etwas gibt. Sie hatte zum Beispiel nicht nur die Kontrolle über ihre Trinkerei, sondern auch über ihre Anfälle von Grausamkeit verloren. Bis ihr Leben in Scherben zu fallen drohte, hatte sie ihre Grausamkeit, wie der Samurai sein Schwert, immer zu einem bestimmten Zweck eingesetzt: nicht um wahllos um sich zu schlagen, sondern um ihre Feinde zu treffen. Doch inzwischen schien Hatsumomo den Blick dafür verloren zu haben, wer ihr Feind war, denn sie schlug zuweilen sogar auf das arme Kürbisköpfchen ein. Auf Partys äußerte sie manchmal sogar beleidigende Kommentare über die Männer, denen sie Gesellschaft leistete. Und noch etwas: Sie war nicht mehr so schön, wie sie gewesen war. Ihre Haut wirkte wächsern, ihr Gesicht aufgedunsen. Vielleicht sah auch nur ich sie so. Ein Baum mag so schön aussehen wie immer, doch wenn man die Insekten bemerkt, die ihn zerfressen, und sieht, wie die Spitzen seiner Zweige durch Krankheit braun werden, scheint selbst der Stamm etwas von seiner imponierenden Größe zu verlieren.
    Ein verwundeter Tiger ist, wie jeder weiß, äußerst gefährlich. Aus diesem Grund bestand Mameha darauf, daß wir Hatsumomo während der nächsten paar Wochen abends durch Gion folgten. Zum Teil, weil Mameha sie im Auge behalten wollte, denn wir wären keineswegs überrascht gewesen, wenn sie Nobu aufgesucht hätte, um ihm den Inhalt meines Tagebuchs und all meine heimlichen Gefühle für »Herrn Haa« zu verraten, den Nobu vielleicht als den Direktor hätte identifizieren können. Vor allem wollte Mameha Hatsumomo jedoch das Leben schwermachen.
    »Um ein Brett durchzuschlagen«, belehrte mich Mameha, »genügt es nicht, es in der Mitte zu knicken. Du wirst erst dann Erfolg haben, wenn du mit aller Kraft darauf herumspringst, bis es in zwei Hälften zerbricht.«
    Also kam Mameha, falls sie kein wichtiges Engagement hatte, jeden Abend in der Dämmerung zu unserer Okiya und wartete geduldig, um Hatsumomo, sobald sie die Okiya verließ, auf dem Fuß zu folgen. Mameha und ich konnten natürlich nicht immer zusammenbleiben, aber gewöhnlich gelang es einer von uns, ihr während einiger Stunden von einem Engagement zum nächsten auf den Fersen zu bleiben. Am ersten Abend, an dem wir dies taten, tat Hatsumomo noch belustigt. Am Ende des vierten Abends musterte sie uns zornig aus zusammengekniffenen Augen und hatte offensichtlich Mühe, auf die Männer, die sie unterhalten sollte, fröhlich zu wirken. Anfang der darauffolgenden Woche fuhr sie in einer Gasse

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