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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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spar dir deine Energie für die Aufführung morgen. Außerdem – wußtest du nicht, daß du in der Nähe einer der besten Tänzerinnen von Gion sitzt? Ich schlage vor, daß wir sie um eine kleine Kostprobe bitten.«
    Der Direktor meinte natürlich Mameha.
    »Himmel, nein! Ich möchte jetzt keinen Tanz sehen«, sagte Shojiro. Wie ich im Laufe der Jahre erkennen sollte, zog er es vor, selbst im Mittelpunkt zu stehen. »Außerdem amüsiere ich mich gerade so gut.«
    »Shojiro-san, wir sollten uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die berühmte Mameha tanzen zu sehen«, sagte der Direktor, und zwar diesmal ohne die geringste Spur von Humor. Auch ein paar Geishas stimmten ihm bei, und schließlich wurde Shojiro überredet, Mameha persönlich um einen Tanz zu bitten, was er so schmollend wie ein kleiner Junge tat. Schon jetzt sah ich, daß Hatsumomo mißmutig dreinblickte. Sie füllte Shojiro noch einmal die Saketasse, während er ihr nachschenkte. Die beiden tauschten einen langen Blick, als wollten sie sagen, daß ihnen die Party gründlich verleidet sei.
    Einige Minuten vergingen, während eine Dienerin ein Shamisen holte, und eine Geisha es stimmte und zum Spielen vorbereitete. Dann nahm Mameha ihren Platz vor dem Hintergrund des Teehauses ein und zeigte ein paar sehr kurze Stücke. Nahezu jedermann hätte mir darin zugestimmt, daß Mameha eine bezaubernde Frau war, aber nur sehr wenige Leute hätten sie schöner als Hatsumomo gefunden, deswegen kann ich nicht genau sagen, was Shojiro an ihr ins Auge stach. Vielleicht war es der Sake, den er getrunken hatte, und vielleicht war es Mamehas ganz außergewöhnliche Tanzkunst, denn Shojiro war selbst Tänzer. Was immer es jedoch war, als Mameha zu uns an den Tisch zurückkam, schien Shojiro ziemlich von ihr eingenommen zu sein und bat sie, sich neben ihn zu setzen. Als sie das tat, schenkte er ihr eine Tasse Sake ein und kehrte Hatsumomo den Rücken, als wäre sie nichts weiter als eine ihn anhimmelnde Lerngeisha.
    Nun, Hatsumomo kniff den Mund zusammen, und ihre Augen verengten sich. Und was Mameha betraf, so habe ich sie nie herausfordernder mit einem Mann flirten sehen als jetzt mit Shojiro. Ihre Stimme wurde ganz weich und hoch, und ihre Augen wanderten von seiner Brust zu seinem Gesicht und wieder zurück. Von Zeit zu Zeit strich sie mit den Fingerspitzen quer über ihre Halsgrube, als wäre ihr die fleckige Röte peinlich, die sich dort ausgebreitet hatte. Im Grunde war da gar keine Röte, aber sie schauspielerte so überzeugend, daß man das nicht entdeckt hätte, wenn man nicht genau hinsah. Dann fragte eine der Geishas Shojiro, wie es Bajiru-san gehe.
    »Bajiru-san«, sagte Shojiro betont dramatisch, »hat mich verlassen!«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon Shojiro redete, doch Tachibana, der alte Kotospieler, war so freundlich, mir flüsternd zu erklären, daß mit »Bajiru-san« der englische Schauspieler Basil Rathbone gemeint sei, von dem ich damals noch nie gehört hatte. Einige Jahre zuvor hatte Shojiro eine Reise nach London unternommen und dort ein Kabuki-Stück aufgeführt. Der Schauspieler Basil Rathbone hatte ihn dabei so sehr bewundert, daß die beiden mit Hilfe eines Dolmetschers Freundschaft schlossen. Shojiro mag Frauen wie Hatsumomo oder Mameha mit seiner Aufmerksamkeit überschüttet haben, doch er war homosexuell. Seit seiner Englandreise war es ein ständiger Witz, daß ihm das Herz brechen würde, weil Basil sich nicht für Männer interessierte.
    »Es macht mich traurig«, sagte eine der Geishas leise, »eine Romanze sterben zu sehen.«
    Alle lachten, bis auf Hatsumomo, die fortfuhr, Shojiro wütend anzustarren.
    »Der Unterschied zwischen mir und Bajiru-san ist folgender. Ich werde es euch zeigen«, sagte Shojiro. Damit erhob er sich und bat Mameha mitzukommen. Er führte sie zu einer Seite des Raumes, wo sie ein bißchen mehr Platz hatten.
    »Wenn ich arbeite, sehe ich so aus«, erklärte er, tänzelte, den Fächer mit einem unendlich biegsamen Handgelenk haltend, von einer Seite der Terrasse zur anderen und ließ dabei den Kopf vor- und zurückrollen wie einen Ball auf einer Wippe. »Während Bajiru-san, wenn er arbeitet, so aussieht.« Jetzt griff er sich Mameha, und Sie hätten den verblüfften Ausdruck auf ihrem Gesicht sehen sollen, als er sie mit einer Geste, die eine leidenschaftliche Umarmung nachahmte, fast bis zum Boden hinunterbog und ihr Gesicht mit Küssen bedeckte. Alle Anwesenden jubelten und applaudierten. Alle außer

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