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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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führt nämlich ein Tagebuch. Letztes Jahr hat sie es mir gezeigt. Darin hat sie ein paar sehr belastende Dinge über gewisse Männer geschrieben und… ehrlich gesagt, auch über Sie.«
    Ich überlegte, ob ich protestieren sollte, aber im Grunde spielte es keine Rolle mehr. Hatsumomo saß in der Patsche, und nichts, was sie jetzt noch sagte, konnte ihre Lage verbessern. Vor zehn Jahren, als sie die Haupteinnahmequelle der Okiya gewesen war, hätte sie mir vermutlich alles anhängen können, was sie nur wollte. Sie hätte behaupten können, ich hätte die Tatami-Matten in ihrem Zimmer aufgefressen, und Mutter hätte mir die Anschaffungskosten für neue Matten aufs Konto geschrieben. Inzwischen aber hatte sich der Wind endlich gedreht, und Hatsumomos glänzende Karriere verdorrte, während die meine gerade erst aufzublühen begann. Ich war die Tochter der Okiya und die erste Geisha des Hauses. Ich glaube fast, daß Mutter gar nicht an der Wahrheit interessiert war.
    »Es gibt kein Tagebuch, Mutter«, entgegnete ich. »Das denkt sich Hatsumomo nur aus.«
    »Ach, wirklich?« sagte Hatsumomo. »Dann werde ich es jetzt holen gehen, und während Mutter es durchliest, kannst du ihr erklären, wieso ich mir das ausgedacht haben soll.«
    Hatsumomo marschierte in mein Zimmer hinüber, und Mutter folgte ihr. Der Boden im Flur sah furchtbar aus. Hatsumomo hatte nicht nur das Salbentöpfchen zerbrochen und war dann mitten hineingetreten, sie hatte die Salbe und das Blut auch auf dem ganzen Flur herumgetragen und – weit schlimmer – auch die Tatami-Matten in ihrem eigenen Zimmer, in Mutters Zimmer und nun in meinem beschmutzt. Als ich hineinblickte, kniete sie vor meinem Ankleideschrank, schob sehr langsam die Schubladen zu und wirkte ein wenig niedergeschlagen.
    »Welches Tagebuch meint Hatsumomo eigentlich?« fragte mich Mutter.
    »Wenn es ein Tagebuch gibt, wird Hatsumomo es mit Sicherheit finden«, antwortete ich.
    Daraufhin ließ Hatsumomo mit einem kleinen Auflachen die Hände in den Schoß sinken und tat, als wäre das Ganze eine Art Spiel gewesen, bei dem man sie geschickt ausmanövriert hatte.
    »Hatsumomo«, wandte sich Mutter an sie, »du wirst Sayuri das Geld für die Brosche, die sie dir angeblich gestohlen hat, zurückzahlen. Außerdem dulde ich nicht, daß die Tatamis dieser Okiya mit Blut besudelt werden. Sie werden alle ersetzt werden, und zwar auf deine Kosten. Dies war bis jetzt ein recht teurer Tag für dich, dabei haben wir erst kurz nach Mittag. Soll ich mit dem Zusammenrechnen deiner Schulden vielleicht noch warten – nur für den Fall, daß du damit noch nicht fertig bist?«
    Ich weiß nicht, ob Hatsumomo gehört hat, was Mutter sagte, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt, mich böse anzufunkeln. Sie zog ein so wütendes Gesicht, wie ich es selten zu sehen bekam.
    Wenn Sie mich als junge Frau gefragt hätten, welches der Wendepunkt in meinem Verhältnis zu Hatsumomo war, hätte ich gesagt, es sei meine mizuage gewesen. Aber obwohl es zutrifft, daß mich meine mizuage für Hatsumomo unerreichbar machte, hätten wir durchaus im selben Haus wohnen bleiben können, bis wir alte Frauen waren – wenn nicht etwas vorgefallen wäre. Deswegen glaube ich nun, daß der eigentliche Wendepunkt der Tag war, an dem Hatsumomo mein Tagebuch las und ich die Obibrosche entdeckte, die ich ihren Angaben nach gestohlen haben sollte.
    Um zu erklären, warum das so ist, möchte ich Ihnen etwas erzählen, was Admiral Yamamoto Isoroku eines Abends im Ichiriki-Teehaus sagte. Ich kann nicht behaupten, daß Admiral Yamamoto – der gewöhnlich als Vater der japanisch-kaiserlichen Marine bezeichnet wird – ein guter Bekannter von mir war, doch ich hatte das Privileg, mehrmals zu Partys gebeten zu werden, auf denen er anwesend war. Er war ein kleiner Mann, aber vergessen Sie nicht, daß eine Stange Dynamit ebenfalls klein ist. Sobald der Admiral eintraf, wurde es auf allen Partys geräuschvoller. An jenem Abend befanden sich er und ein anderer Mann in der letzten Runde eines Trinkspiels und hatten verabredet, daß der Verlierer in der nächsten Apotheke ein Kondom kaufen müsse – ganz einfach, weil es so peinlich war, verstehen Sie, einen anderen Grund gab es nicht. Der Admiral gewann natürlich, und alle Gäste brachen in Jubelrufe und heftigen Beifall aus.
    »Gut, daß Sie nicht verloren haben, Admiral«, sagte einer seiner Adjutanten. »Stellen Sie sich vor, der arme Apotheker sieht plötzlich Admiral Yamamoto Isoroku

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