Die Geisha - Memoirs of a Geisha
es nicht in Ehren halten. Es ist schließlich nichts als ein Brocken Beton! Ich will, daß du mir hilfst, ihn in einen wunderschönen Edelstein zu verwandeln, der dir gehört.«
»Wenn Nobu-san weiß, wie man das macht – bitte, erklären Sie es mir. Dann werden wir alle zusammen reich.«
»Ich habe eine Aufgabe für dich in Gion. Wenn es sich so entwickelt, wie ich hoffe, wird unsere Firma in ungefähr einem Jahr wieder auf den Beinen sein. Sobald ich dich bitte, mir diesen Betonbrocken zurückzugeben, und ihn durch einen Edelstein ersetze, wird der Zeitpunkt gekommen sein, daß ich endlich dein danna werde.«
Als ich das hörte, wurde meine Haut so kalt wie Glas, aber ich ließ mir nichts anmerken. »Wie geheimnisvoll, Nobu-san! Eine Aufgabe, die ich erfüllen kann, sollte Iwamura Electric helfen können?«
»Ich will dir nichts vormachen, es ist eine widerwärtige Aufgabe. Während der letzten zwei Jahre, bevor Gion geschlossen wurde, gab es dort einen Mann namens Sato, der als Gast des Präfekten von Kyoto Partys besuchte. Ich möchte, daß du zurückkehrst und ihn unterhältst.«
Als ich das hörte, mußte ich lachen. »Das soll eine widerwärtige Aufgabe sein? So abstoßend Nobu-san ihn auch finden mag, ich habe bestimmt schon Schlimmeres erlebt.«
»Wenn du dich an ihn erinnerst, wäre dir klar, wie widerwärtig er ist. Er geht jedem auf die Nerven, und er benimmt sich wie ein Schwein. Wie er mir sagte, hat er immer dir gegenüber Platz genommen, damit er dich anstarren kann. Du bist das einzige, wovon er redet – das heißt, wenn er überhaupt etwas sagt, denn meistens sitzt er einfach nur stumm da. Vielleicht hast du in den letzten Monaten in den Zeitschriften von ihm gelesen; er ist zum stellvertretenden Finanzminister ernannt worden.«
»Du meine Güte!« sagte ich. »Dann muß er ja wohl sehr tüchtig sein.«
»Ach, über fünfzehn Leute sind stellvertretende Finanzminister. Ich weiß, daß er sich Sake in den Hals schütten kann – etwas anderes habe ich ihn noch nicht tun sehen. Eine Tragödie, daß die Zukunft eines großen Unternehmens wie des unseren von einem solchen Mann abhängt! Wir leben in einer schrecklichen Zeit, Sayuri.«
»Aber Nobu-san! So etwas dürfen Sie nicht sagen.«
»Warum in aller Welt nicht? Hier hört mich doch keiner.«
»Es kommt nicht darauf an, ob jemand Sie hört. Es geht um Ihre Einstellung. Sie sollten wirklich nicht so denken.«
»Und warum nicht? Die Firma war noch nie in einem so desolaten Zustand. Während des ganzen Krieges hat sich der Direktor geweigert, das zu tun, was die Regierung von ihm verlangt hat. Als er sich dann schließlich doch zur Mitarbeit entschloß, war der Krieg fast vorbei, und nichts von dem, was wir für sie hergestellt haben – kein einziges Stück –, wurde im Kampf eingesetzt. Das hat die Amerikaner jedoch nicht davon abgehalten, Iwamura Electric genauso als zaibatsu einzustufen wie Mitsubishi. Es ist lächerlich! Im Vergleich zu Mitsubishi waren wir wie ein Sperling, der einen Löwen beobachtet. Und weißt du was? Wenn wir sie nicht von unserer Aufrichtigkeit überzeugen können, wird Iwamura Electric beschlagnahmt und mit sämtlichen Aktiva verkauft werden, um Reparationen zu zahlen! Vor zwei Wochen hätte ich gesagt, das sei schon schlimm genug, aber nun haben sie diesen Sato aufgefordert, sein Urteil über unseren Fall abzugeben. Die Amerikaner halten sich für clever, weil sie einen Japaner damit beauftragen. Aber ich hätte lieber einen Hund für diese Aufgabe gehabt als diesen Kerl.« Unvermittelt hielt Nobu-san inne. »Was in aller Welt ist mit deinen Händen passiert?«
Seit ich aus dem Anbau heraufgekommen war, hatte ich meine Hände, so gut es ging, versteckt gehalten. Jetzt hatte Nobu sie wohl doch irgendwie zu Gesicht bekommen. »Herr Arashino war so freundlich, mich mit der Herstellung der Farben zu betrauen.«
»Hoffentlich weiß er, wie man diese Flecken entfernt«, sagte Nobu. »So kannst du wirklich nicht nach Gion zurückkehren.«
»Ach, Nobu-san, meine Hände sind das geringste meiner Probleme. Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt nach Gion zurückkehren kann. Ich werde mir Mühe geben, Mutter zu überreden, doch ehrlich gesagt liegt die Entscheidung darüber nicht bei mir. Außerdem bin ich sicher, daß es andere Geishas gibt, die Ihnen weiterhelfen können…«
»Da täuschst du dich! Hör zu, neulich bin ich mit dem stellvertretenden Minister und einem halben Dutzend Gäste in ein Teehaus
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